243 - Das namenlose Grauen
wir finden einen Weg, das Ding zu vernichten. Orguudoos Rotz muss büßen für den Tod von Davie!«
Alle nickten. Schweigen senkte sich über den Raum. Trashcan musste wieder und wieder an den Freund denken. Schließlich stand er auf und griff nach der Schnapsflasche. Er nahm einen kräftigen Schluck.
Für Davie. Du wirst gerächt werden. So oder so.
***
Appalachen, im Dschungel
Miki Takeos Sensoren erfassten den reglos daliegenden Körper sofort. Der Androide stürmte über die Urwaldlichtung und kniete neben Shiro nieder. Dessen Plysteroxleib war von einer starren schwarzgrünen Masse umgeben.
»Shiro? Kannst du mich hören?« Takeo spürte Besorgnis über den Zustand des anderen; Reste einer emotionalen Erinnerung an sein früheres Leben als Mensch, die er sorgsam pflegte.
Percival Roots und die acht Soldaten rückten nach und sicherten nach allen Seiten mit den Flammenwerfern. Die Lichtung war leer, und auch an ihrem Rand zeigte sich keine Spur von einer grünlicher Masse oder sonstigen Gefahren.
Takeo befühlte die harte Schicht um Shiros gesamten Körper. Vorsichtig begann er sie mit einem Messer aufzuschneiden. Die Masse war außen hart wie Stein, doch je dichter sie an Shiro lag, desto nachgiebiger wurde sie. Im Inneren war sie gallertartig und ließ sich dehnen.
Miki griff mit beiden Händen zu, steckte seine Finger in den Schnitt und arbeitete sich langsam vor. Es kostete sehr viel Kraft; als Mensch wäre er daran gescheitert. Endlich gab die klebrige Hülle ein reißendes Geräusch von sich und brach vollends auf. Takeo »häutete« Shiro Stück für Stück, bis der Freund endlich befreit war.
»Shiro? Sind deine akustischen Sensoren intakt?«
Erst regte sich nichts, dann öffnete der Androide ruckartig die Augen.
»Systemcheck beendet«, sagte Shiro blechern. »Keine bleibenden Schäden festgestellt.«
Takeo registrierte die Antwort erleichtert. »Du siehst ganz schön mitgenommen aus. Du brauchst eine neue Lackierung.«
Shiro richtete sich in eine sitzende Position auf. »Ich war eine Zeitlang abgeschaltet. Die Systeme überhitzten unter der Schicht, und ich musste sie schützen.« Er sah sich suchend um. »Wo ist die Kreatur?«
»Auf dem direkten Weg nach Waashton.« Miki half Shiro auf die Füße. »Wir installieren eine Sprengfalle vor dem Stadttor. Wenn du so weit in Ordnung bist, schlage ich vor, wir machen uns ebenfalls dorthin auf. Nachdem wir den Dschungel in Brand gesetzt haben.«
»Klingt nach einem guten Plan.«
»Hast du etwas über das Wesen herausfinden können, als du darin eingeschlossen warst?«, erkundigte sich Takeo. »Etwas, das uns bei der Bekämpfung helfen könnte?«
»Die Analyse seiner Zusammensetzung konnte nicht abgeschlossen werden«, gab Shiro bedauernd zurück. Dann zögerte er kurz. »Eines fiel mir aber auf. Die Kreatur besitzt kein Muskelgewebe. Es bewegt sich durch kontrollierte Oberflächenspannung. So kann es zwar Dinge umfließen und sie mit seinen Verdauungssäften auflösen, besitzt aber kaum Kraft. Ich glaube nicht, dass es in der Lage wäre, auch nur ein Fenster einzudrücken.«
Takeo nickte. »Diese Information könnte sich als nützlich erweisen. Gut gemacht.«
Percival Roots und seine Soldaten kamen näher heran. Die Männer zeigten sich erleichtert, dass Shiro wieder aufgetaucht war. Und sei es auch nur, weil das ihren Aufenthalt hier verkürzte.
»Wir haben da etwas entdeckt«, meinte Roots und zog ein angewidertes Gesicht. Er führte die beiden Androiden zu der breiten Schneise zurück, unter eine baumähnliche Pflanze mit einer blutroten Krone, die das Licht der Sonne fast gänzlich aussperrte.
»Dort.« Garrett zeigte auf eine feuchte grünliche Spur mit wurmähnlichen Gebilden darin.
Takeo ging in die Knie. »Das sieht nach den Ausscheidungen des Wesens aus.« Der Androide griff nach einem Stock und pulte in dem grünlichen Schleim. Ein weißer Gegenstand kam zum Vorschein.
Roots erbleichte unter seiner schwarzen Haut. »Das ist doch…«
»Ein Zahn«, vollendete Shiro den Satz.
»Das Wesen scheidet Knochen und Zähne aus. Auf der Lichtung liegen noch mehr davon.«
»Widerlich…« Roots beugte sich hinab. »Aber was sind das für Würmer? Leben sie?«
Takeo spießte eins der Gebilde mit dem Stock auf. »Ich würde sagen, nein. Sie sind Teil der Ausscheidungen, aber sie leben nicht.«
»Was ist das nur für ein Albtraum…«, flüsterte Roots angewidert.
Takeo stand auf, ließ den Stock mit dem aufgespießten Exkrement fallen
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