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243 - Das namenlose Grauen

243 - Das namenlose Grauen

Titel: 243 - Das namenlose Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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dem sogar eine weiße Kerze brannte.
    »Immer herein«, meinte sie gut gelaunt und zog dem Mann den Stuhl zurück.
    »Danke, Lady Stock. Tut echt gut, sich zu setzen. War den ganzen Tag auf den Beinen.« Der Soldat hatte eine verschlossene schwarze Plastikbox bei sich, die er neben sich auf dem Tisch platzierte. Die Box war nicht größer als eine Schachtel für ein Chronometer.
    »Was hast’n den ganzen Tag gemacht?«, fragte Trashcan provozierend. »Mit deiner Liebsten gevögelt?«
    Buck lachte, Loola und Marisar grinsten abgekämpft.
    Der Soldat lachte auch, während Lady Stock die Haare zu Berge standen. Solch niveaulose Gespräche in ihrem Allerheiligsten!
    »Schön wär’s, Trashcan. Ich war mit dem General, Black und Takeo draußen. Ihr habt von der Sprengfalle vor der Stadt gehört?«
    »Klar«, meinte Loola mit glühenden Augen. »Wir ham’s uns angesehen und geh’n nachher auf die Mauer. Hoffentlich zerreißt’s das Scheißding in tausend Teile.«
    »Und du hast mitgegraben?«, fragte Trashcan Kid interessiert. Sein Blick lag neugierig auf der schwarzen Box.
    »Nein. Ich war bei dem Trupp, der mit Takeo weiter zum Dschungelgebiet gezogen ist. Wir sind erst seit wenigen Minuten zurück. Jetzt hab ich erst mal frei, bis das Ding hier auftaucht«, meinte der Soldat und legte die Hand auf die Plastikbox, als wolle er sie vor Trashcans Blicken schützen.
    Lady Stock brachte ihm ein Bier und musterte den Kasten prüfend. »Was ist denn da drin, wenn man fragen darf?«
    Der Soldat öffnete die Box und hielt sie der Wirtin entgegen. Die Frau schrie hell auf. »Das ist ja ekelhaft! Und damit kommst du in meine Schänke?«
    Trashcan grinste. »Mach dir nix draus, Ronny. Stockduck is zu jedem so.«
    »Auf der Stelle bringst du dieses… Zeug aus meiner Gast-!« Weiter kam sie nicht, denn Trashcan und Buck waren aufgestanden und rempelten sie mit vereinten Kräften zur Seite. Lady Stock quiekte auf. »Ihr elenden Rüpel!«
    Auch Honeybutt Hardy ließ Gabel und Messer sinken und trat an den Tisch mit der Plastikbox. Erstaunen zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. »Was, bei allen Dämonen, ist das?«
    Ronny Jeeps grinste. »Das sind Ausscheidungen von dem Vieh. Haben wir in den Appalachen im Dschungel gefunden. Das Teil zieht eine mächtige Schleimspur hinter sich her.«
    »Sieht aus wie Würmer.« Marisar verzog angewidert das Gesicht. »Ich hasse Würmer.«
    »Zuerst war’s leblos, wie tot«, berichtete Ronny. »Aber nach ein paar Stunden in der Box hat es angefangen sich zu bewegen. Vielleicht verträgt es die Luft nicht.«
    »Geil!« Trashcan streckte die Hand aus.
    »Abgefahren. Würdest du’s verkaufen?« Dirty Bucks Augen glänzten. Er kam Trashcan zuvor und zog die Box zu sich.
    »Hey Buck, du Sau, das is meins!«
    Lady Stock baute sich wutentbrannt vor dem Tisch des Soldaten auf. »Hier wird gar nichts verkauft! Wir sind hier in einer Schänke und nicht auf dem Marktplatz!« Sie streckte ihren dicken Zeigefinger aus und wedelte damit vor Ronnys Nase. »Ronny, du bringst jetzt sofort dieses eklige Zeug hier raus, und nimm die Kids und die Hardy am Besten gleich mit, bevor ich wütend werde!«
    Louis Stock trat nun ebenfalls an den Tisch, während die wenigen anderen Gäste interessiert zu der großen Gruppe hinüber starrten.
    »Hier muss niemand gehen, Darling«, merkte Louis Stock an. »Das sind unsere Gäste, und hier gilt das Gastrecht.« Sein Blick fiel wieder in den tiefen Ausschnitt von Honeybutts Bluse. Das kam bei Lady Stock gar nicht gut an. Ihre Wut entlud sich auf Ronny und die Kids-Gang.
    »Ihr verschwindet auf der Stelle! Allesamt!«, keifte sie in die Runde.
    Louis dickes Gesicht wurde fast so rot wie seine Haare. Die goldenen Ohrringe blitzten mit seinen Augen um die Wette. »Das reicht jetzt, Elli! Hör auf, meine Gäste anzuschreien!«
    » Deine Gäste? Das hier ist meine Schänke! Kümmere dich gefälligst um deinen Kram!«
    »Es ist genauso meine Schänke wie deine, und ich sage, unsere Gäste bleiben hier!«
    Die Stimmen des Ehepaares wurden immer lauter und unversöhnlicher.
    »Ach ja?« Lady Stock ballte die Hände zu Fäusten und fuchtelte damit herum, als wolle sie jeden Augenblick auf ihren Mann losgehen. »Bitte schön! Aber dann brauchst du heute Abend nicht nach Hause kommen!« Sie bemerkte vor Wut zitternd, wie die Gäste der Schänke sie anstarrten. Anscheinend hatte der Streit mit ihrem Mann einen gewissen Unterhaltungswert.
    »Weißt du was?« Louis Stock atmete tief ein.

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