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243 - Das namenlose Grauen

243 - Das namenlose Grauen

Titel: 243 - Das namenlose Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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»Ich bin deine ständige schlechte Laune leid! Und dein Gemecker und Gekeife auch! Die Kids haben sich Respekt verdient, und Miss Hardy darf hierher kommen, wann immer sie will, ohne von dir wie Dreck behandelt zu werden! Ich hab die Schnauze voll von deinen Allüren, Elli!«
    Lady Stock zuckte zusammen. Was war das? Sonst duckte sich Louis doch immer unter ihrem Zorn weg. Verunsichert starrte sie ihn an. Er bebte und zitterte, sein Kopf war nicht wie sonst leicht eingezogen, sondern heldenmutig erhoben. Sein Zeigefinger richtete sich gegen sie.
    » Du kommst nicht mehr, nach Hause! Hast du verstanden?!« Zornig funkelte ihr Mann sie an.
    Die Kids-Gang begann laut zu klatschen und zu johlen. »Zeig der Alten, wo der Hammer hängt«, grölte Buck.
    »Stockduck fliegt raus!«, meinte Trashcan grinsend. »Woll’n mal sehen, ob se auch wirklich fliegen kann!«
    Lady Stock spürte, wie ihre Augen brannten. Sie drehte auf dem Absatz ihrer klobigen Stiefel um und rannte zur Tür der Gaststube. Ihre weiten Röcke bauschten sich auf.
    In diesem Raum würde sie keine Sekunde länger bleiben! Die Tür schlug krachend hinter ihr zu. Ihre Schritte wurden immer schneller, die Absätze der Stiefel klackten auf den harten Boden.
    Sie kam schon nach wenigen Schritten auf den Straßen Waashtons außer Atem. Die Tränen liefen ungehindert über ihr fleischiges Gesicht. »Louis«, begann sie zu jammern. »O Louis, du liebst mich nicht mehr, du hast nur noch Augen für andere Weiber…«
    Wie hatte er sie fortjagen können, nach allem, was sie für ihn durchgemacht hatte? Wie konnte er sie vor der Kids-Gang derart bloßstellen?
    In ihrer Aufregung achtete Lady Stock nicht auf den Weg – und kollidierte prompt mit einem anderen Passanten. Ein heller Schrei erklang, als die Person – eine Frau – von ihrem schweren Körper umgerissen wurde und auf dem Pflaster landete. Fluchend raffte sie sich wieder auf, während Lady Stock orientierungslos auf der Straße stand.
    »Ich…«, brachte Elli Stock hervor und erkannte durch einen Tränenschleier Yanna Hitking.
    Die Freundin von Honeybutt Hardy trat rasch zu der Wirtin und stützte sie. »Mrs. Stock! Was ist denn los mit Ihnen?«
    Stocks schwerer Körper wurde von einem Weinkrampf geschüttelt. »Mein Mann liebt mich nicht mehr…«, brach es aus der schluchzenden Wirtin heraus.
    Yanna Hitking nahm die aufgelöste Frau in die Arme. »Beruhigen Sie sich doch. Am Besten, Sie kommen mit und erzählen mir in aller Ruhe, was passiert ist.«
    ***
    »Ich will’s haben!« Little Rock streckte die Hand nach der Plastikbox aus, die sie Ronny Jeeps in der Schänke »Zur durstigen Wisaau« abgekauft hatten.
    »Nee, ich hab’s bezahlt, also nimm deine Pfoten weg, du Arsch«, meinte Buck feindselig. Er schichtete kleine Holzstücke auf. Im schwachen Licht der Sterne konnte man sein schwarzes Gesicht kaum ausmachen. Nur seine Augäpfel und Zähne blitzten weiß auf.
    »Buck, du Sau, jetzt gib ihm halt die Box.« Trashcan verdrehte die Augen und warf derweil einen flachen Stein über die silberne Wasseroberfläche des Potomac; Der Stein sprang drei Mal, ehe er in den Fluten unterging.
    Die drei Männer fläzten sich gemeinsam mit Loola und Marisar unter einer Brücke auf alten Fellen, die sie über den aufgesprungenen Beton gelegt hatten. Marisar saß schweigend in einer Ecke und starrte auf den silbernen Fluss. Seit dem Tod von Davie weinte sie oft. Sie hatte ihn von allen am längsten gekannt.
    Verdammte Scheiße aber auch, dachte Trashcan. Er hatte in den letzten Jahren viel erlebt und etliche Menschen sterben sehen. Er wusste, dass er weit besser damit umgehen konnte als Marisar. Sie tat ihm leid.
    »Es is mein Schatz«, begehrte Buck auf. »Aber ihr dürft zusehen.« Er zog mit seinen großen behandschuhten Händen einen der Würmer heraus und legte ihn auf den grauen Beton. Die fingergroße braungrüne Masse wand sich auf dem Boden.
    Buck schlug mit seinem Messer Magnesium von einem kleinen Metallblock. Mit Funken, einem Stück alten Papiers und ein paar Holzspänen entzündete er ein Feuer. Mit spitzen Fingern warf er den sich windenden Wurm in die Flammen.
    Das Ding wand sich weiter.
    »Ach du Scheiße, dass muss doch mal aufhören, sich zu bewegen«, stöhnte Little Rock gebannt auf.
    »Orguudoos Rotz is nich von dieser Welt«, meinte Trashcan düster. Der Wurm im Feuer wand und wand sich, die Oberfläche verfärbte sich dunkel, doch sonst geschah nichts.
    »Ich hab noch was viel Besseres als

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