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243 - Das namenlose Grauen

243 - Das namenlose Grauen

Titel: 243 - Das namenlose Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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und nahm den Flammenwerfer von seinem Rücken. »Hoffentlich einer, den wir bald beenden.«
    Eine halbe Stunde später setzte sich bei den Männern und Androiden die Erkenntnis durch, dass dieser Albtraum auch weiterhin bestehen würde. Selbst die Brandbeschleuniger, die sie aus Waashton mitgebracht hatten, brachten nur einen kurzfristigen Erfolg. Was nicht mehr bedeutete, als dass die Flammen einige Minuten länger loderten – um danach wieder zu erlöschen.
    Diese Resistenz konnte nicht allein mit dem Feuchtigkeitsgehalt der Vegetation zusammenhängen. Miki Takeo untersuchte eins der fleischigen Blätter erneut und kam zu dem Schluss, dass eine darin enthaltene, asbestähnliche Substanz dafür verantwortlich sein konnte.
    Schließlich brachen sie die Versuche ab, den Urwald niederzubrennen, und kehrten zu dem Nixonpanzer zurück. Takeo wollte auf alle Fälle zurück in Waashton sein, bevor die Kreatur die Stadt erreichte. Mit dem Kettenfahrzeug würden sie den Schleimklumpen noch rechtzeitig und in ausreichendem Abstand überholen können.
    ***
    Waashton, in der Schänke »Zur durstigen Wisaau«
    Lady Stock knallte den vollen Krug Wasser vor Miss Kareen »Honeybutt« Hardy hin. »Da haben Sie’s«, meinte sie so vorwurfsvoll, als hätte die noch stillende Mutter einen hochprozentigen Schnaps geordert.
    Honeybutt nahm den Krug und goss sich Wasser in einen Tonbecher. »Ihre Bedienung ist die liebreizendste in der ganzen Stadt«, merkte die Afromeerakanerin trocken an.
    Lady Stock verzog den Mund. Sie stemmte die fleischigen Pranken in ihre Hüften. Sie wusste sehr wohl, dass Hardy und die Kids-Gang sie hinter ihrem Rücken »Stockduck« nannten und sich ständig über sie lustig machten.
    »Was wollen Sie überhaupt in meiner Schänke?«
    »Essen, was sonst? Könnten Sie mir irgendein Stück gebratenes Fleisch mit Gemüse bringen?«
    Lady Stock schnaubte und zog davon. Schade, dass heute im Keller keine Ratze in eine Falle gegangen war; sie hatte große, Lust, die Formulierung »irgendein Stück Fleisch« großzügig auszulegen.
    Kareen Hardy lebte gemeinsam mit ihrem Gefährten, dem Britanier Sigur Bosh, in einer Wohnung über der Schänke. Lady Stock war noch immer wütend darüber, dass ihr Mann Louis den beiden die Wohnung einfach gegeben hatte, ohne bei ihr rückzufragen.
    Honeybutt – der Name sagte schon alles – war einfach keine Frau nach ihrem Geschmack, und die jüngsten Ereignisse zeigten in ihren Augen überdeutlich, was für ein schlechter Mensch sie war. Obwohl gerade erst Mutter geworden war, arbeitete sie nach wie vor für den Hohen Richter, anstatt sich um das Frühchen zu kümmern. Ihren Sohn ließ sie des Öfteren in der Obhut von Yanna Hitking. Obwohl… für das Kind konnte das nur besser sein. Zumindest die Hitking war eine Frau, mit der Lady Stock auskam. Aber diese Honeybutt…
    Das Schlimmste ist, wie Louis sie immer anstarrt, dachte Lady Stock. Ständig glotzt er auf ihren Honig-Hintern, und die Hardy hat nicht mal Figurprobleme nach der Schwangerschaft! Die sieht immer noch aus wie eine verdammte dunkelhäutige Barbarenprinzessin…
    »Hey, Stockduck, schieb endlich das Bier rüber!«, krähte die Stimme von Trashcan Kid.
    Lady Stock achtete nicht darauf. Sie bediente die Kids-Gang nicht, und Trashcan wusste das auch. Die Bande hatte ihr in der Vergangenheit übel mitgespielt. Außerdem konnte sie die impertinente Art von Trashcan und seinen Kumpanen auf den Tod nicht ausstehen.
    Louis Stock, ihr Mann, schob sich mit seinem dicken Leib an ihr vorbei und brachte Trashcan Kid und seinen Begleitern einen großen Krug Bier und dazu eine Flasche von seinem selbst gebrannten Schnaps.
    Die Stock schnaufte, ging in die Küche und ließ sich vom Tagesessen eine Portion für die Hardy aufschöpfen.
    Was für ein entsetzliches Pack! Warum nur habe ich so furchtbare Gäste? Mary Harris im »Potomac View« hat viel nettere Kundschaft. Zu mir kommt nur der Abschaum der Stadt…
    Wütend knallte sie der Hardy das Essen hin und bemerkte dabei, wie der Blick ihres feisten rothaarigen Mannes über Hardys Vorbau huschte, der nach der Schwangerschaft auch noch kräftig zugelegt hatte.
    Na warte nur ab, bis wir schließen, Louis, dachte sie zornig. Meine Rache wird kalt serviert…
    In diesem Moment öffnete sich die schwere Holztür und ein junger WCA-Soldat trat ein. Endlich angenehme Kundschaft! Lady Stock eilte dem Mann mit roten Backen entgegen und wies ihm den saubersten Tisch des Gastraums zu, auf

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