2431 - Attacke der Cypron
Archiven der Analysten hatte der Dual nichts gefunden.
Sie überflogen wolken- und nebelverhangenes Gebiet, eine trostlose, von Regen in einen sumpfigen Morast verwandelte, baumlose Steppe, in der nichts wuchs außer Gräsern. Dampfendes Land, das seinen Segen von oben ausschwitzte. Dicke Nebelschwaden dräuten über dem Land, aber in der Höhe war die Sicht gut.
Atimoss zählte die Minuten, in denen es um ihn herum einigermaßen „normal" blieb. An den Temporalen Beben und Strömen konnte er nicht das Geringste ändern, er musste sie nur überstehen. Atimoss musste allerdings darauf achten, dass Ekatus nicht in die Verzückung abdriftete, die sich bei ihm einstellte, sobald das Chaos das Zepter übernahm. Als für kurze Zeit die Finsternis über diesem Teil des Planeten hereinbrach, war es ganz schlimm gewesen.
Ekatus war ein Kind des Chaos. In einem chaotischen Universum geboren und aufgewachsen, hatte er sich in einem Kosmos der Ordnung behaupten müssen, aber die Herkunft niemals vergessen. Jetzt, da sie ins Chaos heimkehrten, raffte ihn seine Sehnsucht nach einer Erfüllung darin beinahe dahin. Er glaubte, nach so vielen Jahren, die er in die verhassten Strukturen einer starren Ordnung eingezwängt gewesen war, endlich nach Hause zu kommen.
Es war selbst für einen Dual nicht leicht, die Einbrüche der Beben und Ströme einer sich auflösenden Ordnung durchzustehen – aber es machte es leichter, sie zu meistern, dass Ekatus Atimoss wusste: Es ist ein Fortschritt! Die Genese der Negasphäre schreitet voran!
Wenn nichts anderes mehr half, konnte Atimoss seinen zweiten Teil immer wieder damit zu sich bringen, dass er ihm klarmachte: Das sich häufende Auftreten der Beben ist der Beweis dafür, dass die Vereinigung der beiden Chaotischen Zellen Bernabas und Bi-Xotoring dicht bevorsteht – und stattfinden wird!
Und das bedeutete: Der Angriff ARCHETIMS bei Bernabas ist fehlgeschlagen!
Es half und machte stark. Die Negasphäre nahm Gestalt an. Von Ekatus kamen wohlige Schauer der Lust und des wilden, ungezügelten Triumphs. Atimoss brauchte all seine Kraft, um gegenzusteuern und das Gleichgewicht zu bewahren.
Die Vereinigung zum Chaotischen Geflecht war so gut wie sicher. Atimoss musste hart an die Grenze seiner eigenen psychischen Kraft gehen, um den Dual nicht nur „am Boden" zu halten, sondern schon, um sich auf das vorzubereiten, was ihnen bevorstehen konnte.
Die Vereinigung würde für sie nicht ohne Folgen bleiben. Sie würden sie fühlen und spüren. Es würde schlimmer sein als alles bisher Erlebte – vor allem aber anders.
„Findet Rhodan!", appellierte Glinvaran mit einer Heftigkeit an die Genprox-Analysten, die den Dual erschreckte.
Er schien ebenfalls zu wissen: In dem Chaos, das auf sie zukam, lag die Gefahr, dass ihnen der Gefangene endgültig entkam. Zum allerersten Mal wirkte der Terminale Herold wie panisch und verstrahlte eine Unruhe, die Ekatus Atimoss bisher nicht an ihm gekannt hatte.
„Sucht den Mann!", donnerte seine Stimme in schwärzesten Fetzen. „Ich will ihn haben!"
Die kleinen Wesen reagierten mit noch größerer Hektik. Sie huschten durcheinander und schienen in ihrer Verschüchterung kaum koordiniert handeln zu können.
Ekatus Atimoss versuchte, in den milchigen Schleiern der Nebel und des herankommenden Regens etwas an der Oberfläche zu erkennen. Es war beinahe unmöglich. Alles verschwamm, alles war wie in Auflösung.
Und als er begriff, dass er gerade den Beginn des nächsten chaotischen Schubs auf Ata Thageno erlebte, war es fast schon zu spät, sich dagegen zu wappnen.
„Es fängt an!", blitzte es düster von Glinvaran herüber.
Die Stimme des geflügelten Wesens war wie eine finster wallende Hand, die nach der gespaltenen Seele des Duals griff. Sie war getragen von wilder Freude, gleichzeitig aber auch einer düsteren Sehnsucht und einem Schmerz, den Ekatus Atimoss so ebenfalls noch nicht erlebt hatte.
Der Herold verströmte bittersüßen Schmerz und das Sehnen nach etwas, das sich dem Begreifen des Doppelwesens weit entzog. Ekatus vermeinte es zwar manchmal ertasten zu können, aber dem war nicht so. Niemand, der nur halb in diesem Universum zu Hause war, hätte dies jemals vermocht.
„Die Negasphäre schreitet voran!
Bald wird die Freude vollkommen sein ...!"
*
Irgendwo dort unten, Meter unter den Wolken und dem Analysten-Schutzpanzer, floh Perry Rhodan. Entweder dort unter ihm oder in eine andere Richtung. Dann würden ihn andere Panzer
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