2437 - Die immaterielle Stadt
mit beinah greifbarer Gewissheit.
Aber was?
2.
Stardust-System
20. August 1346 NGZ
Aveda war ein Paradies, und trotzdem blieb Reginald Bull misstrauisch.
Wenn ES der Menschheit eine neue Heimat anbietet, wird die Superintelligenz dafür wohl keinen Höllenplaneten auswählen, sagte sich der Verteidigungsminister. Selbst bei kritischem Hinsehen hatte sich Aveda als eine potenzielle zweite Erde erwiesen, wie sie günstiger wohl kaum für terranische Siedler zu finden wäre.
„Wie immer ES zu diesem Planeten gekommen sein mag", sagte Dr. Baldwin Carapol, „die Wahl ist gut."
Bull drehte sich in der kleinen Zentrale der SK-PRAE-011 zu dem Chefwissenschaftler der LFT um.
„Makellos", bekräftigte Baldwin.
„Ja", sagte Bull. „Fast schon zu perfekt."
„Und das stört dich?"
Bull zuckte die Achseln.
„Du gehst weiterhin davon aus, dass dieses System manipuliert wurde?", hakte Fran Imith nach, Reginalds Ehefrau und auf dieser Mission seine Leibwächterin.
Der Verteidigungsminister betrachtete auf dem Bildschirm, wie Aveda unter ihnen kleiner wurde. Die SKARABÄEN verfügten zwar über Holoprojektoren, doch aufgrund der Betonung auf robuste „Primitivtechnik" über eigentlich veraltete Monitoren, sollte die bessere Technik einmal ausfallen.
Wegen der technischen Schwierigkeiten bei der Passage durch die Teletrans-Weiche und des Mangels an Hyperkristallen hatte der Erkundungstrupp jedoch von vornherein vereinbart, hauptsächlich auf die Bildschirme zurückzugreifen.
„Auch die Planeten drei, fünf und sechs liegen in der Biosphäre des Stardust-Systems", entgegnete Carapol schließlich, als Bull schwieg. „Das ist zumindest ungewöhnlich und spricht für meinen Eindruck, dass die Planeten künstlich in ihre Bahn gebracht worden sind. So nah und günstig liegen sie beieinander!"
Bull nickte schwach. Selbstverständlich hatten sie in den beiden Tagen, die sie sich im Stardust-System befanden, keine Beweise für diese These finden können, doch er konnte förmlich wittern, dass hier mehr als ein Geheimnis verborgen war.
Sie hatten die Erkundung des vierten Planeten, Aveda, mittlerweile abgeschlossen. Soweit man nach zwei Tagen von einer umfassenden Erkundung sprechen konnte ... Im Prinzip hätten sie Wochen, ja Monate hier verbringen müssen, um sich einen endgültigen Eindruck zu verschaffen. Sie erforschten hier schließlich einen Planeten!
Doch dafür hatten sie weder die Zeit noch die Möglichkeiten. Nur 88 Tage würde ES die Teletrans-Weiche ins Stardust-System offen halten, und diese Frist, die die Superintelligenz ihnen gewährt hatte, hätten sie allein auf Aveda verweilen können, ohne auch nur ansatzweise alles zu sehen, was von Interesse wäre.
Bull lehnte sich zurück. Wie dem auch sein mochte, sie hatten nichts gefunden.
Keine Katastrophengebiete, keine offensichtlichen Gefahren, nichts ...
„Was meinst du, Marc?", fragte er.
Marc London, der einzige Mutant im Sonnensystem, den sie mehr oder weniger zwangsweise auf diese Reise mitgenommen hatten, saß nur da, starrte ins Leere und antwortete nicht. Er war bislang ein Totalausfall. Bull ärgerte sich, dass er ihn überhaupt angefordert hatte. Marc machte aus seinem Verdruss keinen Hehl; er wäre lieber auf der Erde geblieben, bei Fawn Suzuke.
Aveda wurde auf den Bildschirmen immer kleiner. Der Minister hatte den Eindruck, dass sie ein Paradies hinter sich ließen und das Haar in der Suppe buchstäblich suchten, auch wenn augenscheinlich gar kein Grund dafür vorhanden war.
Ich kaufe dir das einfach nicht ab, ES, dachte er. Seit Perry vor dreitausend Jahren diesen Revolverhelden erschossen hat, ist nichts mehr einfach gewesen, auch wenn wir das jahrhundertelang geglaubt haben.
„Nachricht von den anderen Einheiten, Sir!", rief Captain John, der Strangeness-Scout, der das Kommando über den SKARABÄUS hatte. So spleenig er sich geben mochte, so fähig war er, das hatte Reginald mittlerweile eingesehen. „Wir verfügen endlich über die volle Anzahl von neun SKARABÄEN."
„Danke", sagte Bull.
Bislang waren erst zwei weitere SKARABÄEN an der Teletrans-Weiche flugbereit gemacht worden und zu ihm gestoßen. Trotzdem blieben ihre Möglichkeiten eingeschränkt.
Interstellare Reisen ließ die Qualität der verfügbaren Hyperkristalle praktisch nicht zu, zumal keine Hawk-Konverter verbaut waren, doch das machte vorerst wenig aus. Denn was sollten sie die Nachbarsysteme erforschen, solange sie noch nicht mal einen einzigen
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