2438 - Das Stardust-System
Funknachrichten aus dem Stardust-System empfangen. Vor etwa einer Stunde sind mehrere Journalisten über die Weiche zurückgekommen. Sie haben einen einfachen Personencontainer benutzt. Ich gehe davon aus, dass ihr Filmmaterial in Kürze von allen großen Stationen gesendet werden wird."
„Und dann?", fragte Whistler.
„Die Entscheidung trifft das Parlament", stellte Echnatom unnachgiebig fest. „Es kann nicht angehen, dass eine Privatperson staatliche Bemühungen konterkariert. Wo kämen wir hin ...?"
„Wo kämen wir hin, wenn das Parlament die verfassungsmäßige Freizügigkeit aushebelt? Ich verstoße gegen keine Gesetze. Der Whistler-Siedlertreck wird wie angekündigt aufbrechen, und niemand kann mich daran hindern.
Nicht, wenn er die Verfassung der LFT achtet."
„Leider entspricht das den Tatsachen, und eine entsprechende Gesetzesänderung ist nicht von heute auf morgen durchführbar." Echnatom verschränkte abweisend seine Arme.
„Wir dürfen unsere Kräfte nicht gegeneinander verschleißen", stellte Adams fest. „Mir gefällt einiges an der Situation nicht, aber lassen wir das dahingestellt. Ich habe mich jedenfalls von deiner Entschlossenheit überzeugt, Timber. Ich kann nicht verhindern, dass du unkontrolliert Wirtschaftsund Verteidigungskraft aus dem Solsystem abziehst, aber ich akzeptiere das auch nicht auf diese Weise. Schon die fehlende Koordination bedeutet Verschwendung."
„Das heißt?"
„Wir müssen trotz unterschiedlicher Auffassungen zusammenarbeiten."
Das Angebot zu diesem Zeitpunkt überraschte Whistler. Auf gewisse Weise hatte er zwar darauf gehofft, aber dennoch nicht daran geglaubt. Jetzt konnte er sich dem nicht entziehen.
„Einverstanden!", sagte er.
„Dann werde ich ein Protokoll anfertigen und zur Signatur vorlegen", platzte Echnatom heraus. Das war sein Metier, Whistler merkte es dem Staatssekretär deutlich an. „Natürlich müssen wir in detailliert ausgearbeiteten Paragrafen vor allem die Zahl der Siedler und ein Zeitfenster für ihren jeweiligen Aufbruch festhalten. Nur damit Missverständnisse von vornherein ausgeschlossen sind ..."
Whistler hörte dem Mann schon nicht mehr zu. Weil Adams ihm spontan die Hand entgegenhielt.
„Ich bin überzeugt, unter uns ist ein Handschlag nicht weniger wert als eine seitenlange signierte Datei", sagte der Residenz-Minister.
„Genau meine Meinung." Whistler schlug kräftig ein.
Echnatoms Miene entgleiste schier.
Die rechtlichen Bedenken und seine Zweifel standen ihm ins Gesicht geschrieben.
Whistler fühlte sich dennoch erleichtert. Endlich hatte er den Eindruck, dass die Dinge voranschritten. Er wollte Starudst City nicht nur in einer Vision sehen, sondern selbst mit anpacken, wie er es stets getan hatte. Stardust war für ihn eine neue Herausforderung, an der er sich beweisen konnte.
*
Er hatte die Bildwand in achtzehn Felder unterteilt. Die Trivid-Kanäle sendeten die unterschiedlichsten Aufnahmen, denen aber eines gemeinsam war: Alle Bilder stammten aus dem Stardust-System.
Die Kommentare überschlugen sich wie die Zusammenschnitte. Ihre Euphorie steckte an.
Whistler fragte sich, ob er Adams unrecht getan hatte. Dass brisante Informationen zurückgehalten wurden, davon konnte nicht mehr die Rede sein.
Auch Gobi-Trivid, wenngleich keine eigenen Reporter in den SKARABÄEN waren, hatte an dem Medienereignis teil und sendete zudem eingestreute Informationen über den Whistler-Siedlertreck.
Die Interviews mit den Journalisten, die durch die Weiche zurückgekehrt waren, konnten getrost als „das Ereignis des Tages" bezeichnet werden.
Einblendungen von Gesprächen mit der Ersten Terranerin. Tamira berichtete von der mittlerweile bestehenden Hyperfunk-Brücke und bezeichnete sie ebenso wie die laufenden Informationssendungen als Grundlage für alle nachfolgenden Entscheidungen. Zugleich forderte sie die Bewohner des Solsystems auf, nicht in ihren Bemühungen nachzulassen, den Angriffen der Terminalen Kolonne TRAITOR standzuhalten.
„... dazu gibt es keine Alternative.
Das Parlament hat beschlossen, die Besiedlung des Stardust-Systems freizugeben. Dabei sind wir uns der Tatsache bewusst, dass nur ein Bruchteil der Bevölkerung von dieser Möglichkeit Gebrauch machen wird. Ein Neuanfang weit von der Milchstraße entfernt ist alles andere als leicht. Wir geben den Siedlern die Hilfsmittel dafür an die Hand, aber wir dürfen keinesfalls die Existenz des Solsystems gefährden ..."
Das war ein gewaltiger
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