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2438 - Das Stardust-System

Titel: 2438 - Das Stardust-System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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verurteilt."
    „TRAITOR kann uns nichts anhaben."
    „Heute vielleicht nicht. Aber was wird im nächsten Jahr? Oder noch später? Wir sollten nicht lange über Keraetes Angebot nachdenken. Ich erwarte, dass Rhodan, Bull und das Parlament uns in den nächsten Tagen ein ausgearbeitetes Umsiedlungsprogramm vorlegen werden. Demontage aller wichtigen Anlagen, die Flotte zusammenziehen, die Hyperkristalle rauswerfen ..."
    „Du übergehst alle, die Terra nicht verlassen wollen."
    „Das sind höchstens die Verrückten und Lebensmüden ..."
    „Wir mussten Terra schon einmal verlassen und sind zurückgekehrt. Besser, als hierzubleiben und versimusenst zu werden, denn das gab’s ja wohl auch schon! Ich sage: Auf in dieses unbekannte Asyl!"
    Auf einmal redeten alle durcheinander. Whistler presste die Lippen zusammen. Die psychologische Situation war angespannt, nicht zuletzt durch die permanenten Angriffe der Kolonne. Nicht jeder steckte diese Belastung auf Dauer weg. Die medizinischen Probleme häuften sich seit Monaten. Whistler fragte sich, wie viele Menschen schon ausgeflogen worden waren, weil sie das Gefühl des Eingesperrtseins nicht mehr ertragen hatten. Die offiziellen Zahlen, argwöhnte er, verharmlosten das Problem. Aber das war zweifellos gut so.
    Der Waggon hielt im Schlagschatten des Ringwalls. Gut die Hälfte der Passagiere stieg aus.
    „Wir werden darüber abstimmen!", rief jemand über die Schulter zurück.
    „Spätestens in achtundvierzig Stunden wird uns Bull ein Memorandum über unsere Zukunft vorlegen."
    „Und warum lässt sich Rhodan nicht blicken? Sein Platz wäre jetzt auf Terra ..."
    „Sein Platz ist im Kampf gegen die Kolonne!"
    „Wissen wir wirklich ...?" Die sich schließenden Türen ließen die aufgebrachte Stimme von draußen verstummen.
    Wissen wir wirklich, was gespielt wird?, vollendete Whistler den Satz für sich selbst. Bislang hätte er diese Frage mit „Ja" beantwortet, wenn auch mit einer kleinen Einschränkung. Brisante Entwicklungen zu verschweigen war mitunter humaner, als die schmerzhafte Wahrheit rücksichtslos hinauszuposaunen. Doch mittlerweile war er von diesem „Ja" nicht mehr überzeugt.
    Die Situation für die Lokale Gruppe mochte weitaus bedrohlicher sein, als es den Anschein hatte.
    Warum war ES nicht selbst gekommen, sondern hatte „nur" seinen Boten geschickt?
    Und weshalb diese kurze Frist bis zum 13. November? Stand danach der Untergang des Solsystems bevor? Bis dahin fünfzehn Milliarden Menschen allein von der Erde zu evakuieren musste unmöglich sein. Weil sie zugleich all der Dinge des täglichen Lebens bedurften, die ihnen ein Überleben für die erste Zeit nach der Landnahme erlaubten. Selbst unter primitiven Bedingungen ...
    Der Röhrenwagen hielt wieder. Nur wenige Kilometer entfernt wuchsen die Anlagen der Terrania-Robotik-Retrodesigns in den Morgenhimmel auf, eine Silhouette wie eine kleine Stadt für sich. Unmöglich, auch nur einen Teil dieser Anlagen demontieren und abtransportieren zu wollen. Nicht innerhalb von knapp drei Monaten.
    Die TRR war sein Lebenswerk. Dafür hatten Cynthis und er Kraft und Zeit geopfert.
    Whistler ignorierte das Transportband neben der Bahnröhre. Zügig schritt er aus, und tief sog er dabei die Luft in seine Lungen. Es roch nach Ozon und metallischen Legierungen.
    Als wollte Terra ihm den Abschied leicht machen.
    Einbildung?
    Vielleicht.
    Auf jeden Fall war es humaner, den Menschen scheinbar eine Wahl zu lassen, als ihnen das Ende der Welt zu prophezeien und zugleich eingestehen zu müssen, dass es unmöglich sei, alle zu evakuieren. Panik würde die Folge sein. Und wie viele Milliarden Menschen konnten unter diesen Umständen gerettet werden?
    Whistler hielt jäh inne.
    Das rede ich mir ein! Keiner unserer Politiker würde einen solchen Betrug zulassen. Nicht einmal ES weiß, was geschehen wird. Das Stardust-System ist eine reine Vorsorge für den schlimmsten Fall, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Vielleicht unnötig, vielleicht tatsächlich die einzige Chance, dass Menschen überleben.
    Sein Armband meldete sich mit einer leichten Vibration. Er nahm den Anruf an. Eine Handspanne groß stabilisierte sich über seinem linken Handgelenk die Gestalt seines Sekretärs.
    Der Magnat lächelte, als er Mellinforts fassungslosen Blick bemerkte.
    „Lotho ..." Mehr brachte Jodras auf Anhieb nicht über die Lippen.
    „Etwas zügiger, bitte!", verlangte Whistler.
    Mellinfort schluckte schwer.
    „Lotho Keraete hat akzeptiert."

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