2444 - Vor der Finalen Schlacht
einen Erfolg zu geben. Für andere."
Davin Abangy grub tief in seinen Erinnerungen. Er wollte spüren, wie es war, jung zu sein, ein ganzes Leben noch vor sich zu haben, hoffnungsfrohe Pläne schmieden zu können. Nur dann würde er jene verstehen, die gegen ihn sprachen.
Baybark wirkte auf Cypron und die Angehörigen anderer Völker abweisend, in ihrem Charakter galten die Nega-Cypron als schwierig und wehmütig. Doch das stimmte nicht. In ihnen ruhten neben der Angst davor, von den Truppen TRAITORS in den Frondienst gezwungen zu werden, auch viel Ruhe, Sinn für das Schöne und tiefe Ausgeglichenheit.
Er selbst hatte nach seinen Wanderjahren viel dazu beigetragen, dass verknöcherte Strukturen aufgebrochen waren. Die Nega-Cypron hatten althergebrachte Konventionen überwunden. Sie waren großteils mit sich im Reinen.
Doch die Jungen hatten Angst vor einem Tod, der niemandem nützte.
Und die Alten waren zu müde geworden, um den Kampfgeist in ihnen anzufachen.
Davin Abangy legte sein Gesicht in Trauerfalten. Es hing an ihm, dafür zu sorgen, dass die Nega-Cypron das Richtige taten. Ihre Verpflichtung galt einzig und alleine Ki-Myo. Er musste die richtigen Emotionen aus seinen Landsleuten hervorkitzeln. Ihren Stolz anfachen, lange vergessene Tugenden wiedererwecken.
Er straffte seinen Körper und starrte in das Nebelfeld. Nur zu gerne hätte er nun Facettenkontakt gehabt. Er musste sich auf die Emotionen verlassen, die er aus der riesigen Woge an Empfindungen herausfilterte.
Es würde ein hartes Stück Arbeit werden, sein Volk zu überzeugen. Doch es würde gelingen. Daran hatte er keinen Zweifel. Denn er war Davin Abangy, der Prior.
17.
Gastain Pyk
Die COROTAI war nicht nur ein Wrack. Sie war eine Ansammlung von Schrott, Wahnsinn und Hoffnungslosigkeit. Nicht einmal die Kolonnen-Motivatoren hätten irgendetwas an den Zuständen an Bord ändern können. Jedermann hatte sich mit dem nahenden Tod abgefunden – und niemand wagte es, davon zu reden.
Zaiss Kono, der Guschkar, verleugnete sein Schicksal. Fröhlich vor sich hin summend, lungerte er in seinem quietschenden Kommandantenstuhl und gab sinnlose Anweisungen weiter.
Meistens korrigierten ihn Mechanismen des Schiffs, manchmal versagte auch dem sterbenden Schiffsgehirn der streng logische Verstand.
Gastain Pyk hatte sich auf eine abgehobene Position zurückgezogen. Er blickte amüsiert auf sich selbst hinab, wie er gegen die Tücken versagender Kolonnen-Technologie ankämpfte und sich redlich bemühte, in der COROTAI zumindest ein Mindestmaß an Ortungstätigkeit aufrechtzuerhalten.
Seit Tagen bewegten sie sich im Gefolge eines größeren Verbandes durch den Sektor Dery-Ershon. Wider Erwarten zeigten die Antriebsaggregate ausreichend gute Leistungen. Zwölf weitere Traitanks ihrer Flotteneinheit galten bereits als vermisst. Sie waren den Widernissen in Tare-Scharm zum Opfer gefallen. Die Zusammenführung Chaotischer Geflechte brachte irritierende Effekte mit sich, denen nur schwerlich beizukommen war.
„Es wird ernst", sagte der stets unter Drogen stehende Funktechniker Dum-Darum, ein stark vernarbtes Exemplar aus dem Volk der Nochzois. Er hob die Blätterdecke seines Oberbuschs und kratzte sich. „Die Cypron sammeln sich. Nahe der roten Doppelsonne Apushin. Das Kommando meint, in der unmittelbaren Nähe könnte sich die Tauchende Welt Tarquina befinden."
Gastain Pyk fühlte einen Hauch von Interesse. Die Cypron also ... Sie trugen im weitesten Sinne Schuld an seiner Trennung von Zuzulo G’yo.
Er meldete dem Schiffsgehirn einen erhöhten Energiebedarf, um seinen Pflichten nachzukommen – und erhielt ihn prompt zugestanden. Holoschirme flackerten rings um ihn auf, die meisten stabilisierten sich nach ein paar Sekunden. Auch die Kapazität seiner Rechner erhöhte sich um mehrere Grade.
Es war fast wie in den alten Tagen.
Seine „Scharfsicht" reichte mehrere Lichtjahre in die Tiefe des Weltalls, und selbst über Entfernungen von 200 Lichtjahren konnte er Details aus dem unspezifischen Sud der Energiebilder Tare-Scharms ausfiltern.
„Unser Frontbefehl ist eingetrudelt", knarzte Dum-Darum. „Wir müssen uns auf den Weg machen."
Sie richteten ihre Blicke auf Zaiss Kono. Der Guschkar kümmerte sich nicht um die Aufforderung des Flottenkommandos. Mit zittrigen Fingern kritzelte er über Folien. Er hatte sich in eine Fantasiewelt zurückgezogen und erstellte unsinnige Listen mit fiktiven Namen und ebenso fiktiven
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