2444 - Vor der Finalen Schlacht
durch das Labyrinth spazieren?"
„Gerne."
Sie nutzten die breite Eingangstreppe, schritten abwärts – und fanden sich bald darauf einen Absatz höher. Die Fortbewegung durch diesen Teil der Festung war ein Ereignis für sich. Ein transzendentales Erlebnis, das seinesgleichen suchte.
Das Labyrinth war psienergetisch aufgeladen; erst wenn man sich ausreichend konzentrierte und es schaffte, sich fallen zu lassen, konnte man das sich stetig ändernde System an Treppen begehen, ohne dabei zu ermüden. Meister einer meditativen Technik kehrten erfrischter als zuvor aus dem Labyrinth in die Wirklichkeit zurück.
„Du weißt, warum ich hier bin?", fragte Ki-Myo nach einer Weile. Seine Schritte klangen klirrend. Der Untergrund verzieh ihm seine Unkonzentriertheit nicht.
„Ich kann zwei und zwei zusammenzählen." Davin Abangy ging leichtfüßig dahin. Es schien, als berührten seine Beine nicht einmal den Boden. „Du willst mich an den Pakt erinnern."
„Ja. Es ist so weit. Ich benötige eure Hilfe. Das Uralte Abkommen muss in Kraft treten." Ki-Myos Puls beschleunigte. Durch eines der schmalen, schießschartenartigen Fenster drang eine kleine Nebelwolke ins Gebäude ein. Sie diffundierte. Diese Form gewordene Psi-Energie, die Baybark unter sich begrub, hatte im Labyrinth nichts verloren.
„Ich wollte, ich hätte diesen Tag nicht mehr erleben müssen." Davin Abangy blieb stehen. Er stützte sich an einem – scheinbar – hölzernen Pfosten ab. Seine Beine zitterten. „Es sollte einer jüngeren Generation vorbehalten sein, die Nega-Cypron auf ihr schweres Los vorzubereiten."
„Du warst niemals ein guter Lügner, Davin Abangy. So gut du die Emotionen anderer lesen, aufnehmen und gar als Waffe verwenden kannst, so wenig kannst du deine ... Seele vor mir verbergen. Du brauchst keine Jüngeren.
Du bist der Stärkste deines Volkes.
Und auch der Weiseste."
„Das mag schon sein, Ki-Myo. Das ändert nichts an meiner Angst."
„An manchen Tagen wache ich auf und wage mich nicht zu rühren", sagte der Gesandte leise. „Die Verantwortung lastet auf meiner Brust. Das Wissen, auserkoren zu sein, eines Tages Milliarden von Wesen in den Tod schicken zu müssen. Ich bleibe liegen, mit leerem Kopf. Mit Angst und mit Selbstzweifeln in meinem Herzen." Er straffte seinen Körper. „Doch nun hat das Warten ein Ende. Die Sekunden werden kostbar. ARCHETIM fordert die Entscheidung."
„Das Uralte Abkommen – wann wurde es geschlossen? Weit vor meiner Zeit, nicht wahr?"
„Von deinen Vorfahren. Von den Ersten ihrer Art."
„Die Zeiten haben sich geändert.
Sieh mich an. Ich war ein junger, kraftstrotzender Mann, als wir den Pakt verlängerten. Heute bin ich ein brabbelnder, verkalkter Greis. Ich habe meine Ansichten verändert – oder angepasst. Nur du bist gleich geblieben, Ki-Myo."
„Worauf willst du hinaus, Davin Abangy?" Die Illusionen des Labyrinths schwächten sich ab. Andere Nega-Cypron, die die Wandeltreppen begingen, blieben stehen und blickten sich irritiert um.
„Es gibt ein Versprechen des neuen Ultimaten Rats, Randa Eiss. Er sagte zu, im Fall einer offenen Auseinandersetzung mit TRAITOR auf unsere Dienste zu verzichten."
„Ein Abkommen, das für mich keine Gültigkeit besitzt", tat Ki-Myo unwirsch ab. „Du hast dein Versprechen mir gegenüber abgegeben. Du hast dich ARCHETIM verpflichtet. Ihr seid die geheime Waffe der Superintelligenz.
Ihr werdet in der Entscheidungsschlacht um die Retroversion dank eurer überlegenen Fähigkeiten die Kommandoschiffe der Gegner angreifen. So besagt es das Uralte Abkommen."
14.
Randa Eiss
Allmählich fand er sich in seine Aufgabe ein. Es fiel ihm leichter zu argumentieren. Er lernte, der feinen Klinge gelernter Diplomaten mit den ihm anerzogenen Tugenden zu begegnen. Seine Direktheit – andere mochten Rüpelhaftigkeit dazu sagen – erschreckte politische Gegner. Die verbliebenen Anhänger der Isolationisten hatten keinen geeigneten Nachfolger für Deco Forlane gefunden. Ihre politische Spitze war stumpf, hatte seiner Wucht nichts entgegenzusetzen.
„Ja, es stimmt!", sagte Randa Eiss in einer über alle Nachrichtensender verbreiteten Ansprache an die Cypron.
„Durch unsere Teilnahme an der Finalen Schlacht müssen wir Tarquina entblößen. Nur noch eine schwache Schutzflotte wird zurückbleiben.
Ja, es stimmt! Alle Kriegsteilnehmer könnten in der Finalen Schlacht sterben.
Ja, es stimmt! In dieser einen, letzten Auseinandersetzung entscheidet sich
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