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2461 - Der unendliche Raum

Titel: 2461 - Der unendliche Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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leuchtend wie der ganze endlose Raum, nur noch intensiver. Eine schillernde Fläche, so weit das Auge reichte, auch nach „hinten", von wo sie gekommen waren. Schon längst konnte Atlan keine Mauer mehr hinter ihnen sehen.
    Über der Ebene spannt sich wie ein Baldachin ein „Himmel", den es ebenfalls nicht geben durfte. Atlan war sicher, dass es Reflexionen aus dem Licht und der Unwirklichkeit ihrer Umgebung waren, die ihr Bewusstsein zu Strukturen verwandelte und verdichtete, die sie fassen und mit denen sie „arbeiten" konnten.
    Und vor ihnen, scheinbar nur wenige Dutzend Meter vor der ununterbrochen in sich zerfließenden Wand, stand der Teilkörperliche und wartete.
    „Er steht wirklich, Unamato", sagte Atlan, als habe der Mom’Serimer seine bisherigen Gedanken mitverfolgen können. „Siehst du das? Er schwebt nicht über der Ebene, sondern er steht. Er steht da und wartet."
    Auch das waren Kunstbilder. Atlan war sicher, dass die Wirklichkeit um sie herum vollkommen anders aussah. Wahrscheinlich schwebten sie noch immer vor der Nebelwand, und es gab keinen Boden und keinen Himmel. Und der Teilkörperliche „stand" auch nicht. Weshalb sollte sich ein Wesen, das mit den Gezeiten wehte, einen körperlichen Kontakt antun?
    „Siehst du es?" Unamatos Stimme war kaum zu verstehen. „Eine ... Brücke ... Ein goldener Brückenpfad. Das ... ist nicht wahr, oder? Sag mir, dass ich nicht verrückt werde ..."
    „Du wirst nicht verrückt, mein Freund", sagte Atlan – und wurde sich in diesem Moment bewusst, dass sie ebenfalls standen. Ihre Füße waren leicht in den „Boden" eingesunken, über den silberne Schwaden wehten und sie umspielten.
    Aber er fühlte keinen Kontakt, nicht einmal das eigene Gewicht. War es vorher schon still gewesen, so war es nun plötzlich vollkommen still. Es tat weh, es gab ihm das Gefühl, eingefroren zu sein. Aber er konnte sich bewegen, zäh zwar, aber es ging. Er sah seinen Arm, wie er sich hob und auf den Brückenbogen zeigte, der sich kurz vor dem Teilstofflichen aus dem Boden erhob und direkt auf die Nebelwand zuführte und vermutlich auch in sie hinein.
    „Unser Freund wartet, Unamato. Er will eingelassen werden. So würden wir es bezeichnen, und unser Gehirn spielt da mit. Es liefert uns Bilder, damit wir besser verstehen ..." Er stockte. „Als du von der Brücke gesprochen hast, habe ich sie noch gar nicht gesehen."
    „Sie war da", versicherte der Leutnant.
    „Ganz bestimmt."
    „Dann sehen wir das Gleiche subjektiv versetzt." Atlan nickte. „Ein Beweis für meine Theorie."
    Unamato fragte etwas, auf das er nicht mehr eingehen konnte, denn in diesem Moment kam neue Bewegung in den Teilstofflichen.
    Das Wesen aus Nebel und Glut schob sich voran. Atlan hätte es nicht gewundert, wenn er seine „Beine" sehen könnte, denen eines Tausendfüßlers gleich, die ihm sein Gehirn als Hilfsmittel zur Verfügung stellte.
    Aber das Wesen glitt beinlos über den Boden, durch die Schwaden hindurch, bis es den Brückensteg erreicht hatte.
    „Es betritt ihn, Unamato", flüsterte der Arkonide gebannt. „Der Teilstoffliche wird eingelassen, um bei unserem Vergleich zu bleiben. Er geht ... schwebt ... auf die Brücke, die die Nebelwand für ihn ausgebildet hat."
    „Wie eine Tür, meinst du, die sie für ihn geöffnet hat?"
    „Genau das!" Der Leutnant verstand ihn. „Schau hin!"
    Es vollzog sich nur wenige hundert Meter vor ihnen. Eingebettet ins übernatürliche Licht und die seelenlose Grazie des unendlichen Raums, „stieg" der Teilstoffliche auf die Brücke, die sich bogenförmig etwa zwanzig geschützte Meter vor ihm hob und mitten in die Nebelwand hineinführte.
    Die beiden Gefährten wagten nicht zu reden. Atlan sah, wie das Wesen auf die goldene Brücke kroch, glitt, schwebte, die in dem Moment, als es sie betrat, in einem matten Leuchteffekt dunkelrot zu glimmen begann.
    Es glitt weiter, immer weiter auf die Nebelwand zu, näherte sich, erreichte sie unangefochten. Nichts geschah, außer dass der Brückensteg rot leuchtete. Nichts hielt den Heimkehrer auf, nichts stieß ihn zurück. Er erreichte die wabernde Wand, schien in Farbe und Struktur mit ihr zu verschmelzen ...
    Und war fort. Mit ihm erlosch das Glimmen.
    „Sie hat ihn geschluckt, Atlan", sagte der Mom’Serimer. „Einfach verschlungen oder absorbiert?"
     
    *
     
    „Ich habe einen Entschluss gefasst", sagte der Leutnant in das Schweigen hinein, und zwar genau in dem Augenblick, in dem Atlan bereits selbst eine

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