2461 - Der unendliche Raum
aus oder glitt einfach hindurch, was sie zu einem Umweg zwang, da sie ihn erst wieder finden mussten.
Aber sie blieben an ihm, und Atlan begann sich zu fragen, ob sie irgendwann in diesem Leben noch einmal ein Ende des endlosen Raums sehen würden.
Einmal glaubte er, Leutnant Unamato wieder etwas von seinen geliebten „unendlichen Weiten" flüstern zu hören.
Aber es klang nicht mehr andächtig und sehnsuchtsvoll, sondern verloren.
*
Unamato trieb ...
Er hatte es längst aufgegeben, die Zeit messen zu wollen – und noch viel weniger die Strecke, die er mit Atlan schon zurückgelegt hatte. Auch wenn ihm im Helmdisplay bereits zwanzig Kilometer angezeigt wurden, weigerte sich sein Gehirn, dies zu glauben. Es kam ihm sehr viel weiter vor, aber auch kürzer, in kontinuierlichem Wechsel. Manchmal glaubte er, gar nicht von der Stelle gekommen zu sein, denn es war überall gleich, überall dasselbe helle Licht aus dem Nichts, dieselben Strukturen ... ein Labyrinth aus Parzellen und Segmenten, die ohne erkennbaren Sinn den endlosen Raum ausfüllten.
Die unendlichen Weiten ...
Er konnte nicht einmal über die Diskrepanz lachen. In seinen Träumen hatte er sie gesehen, seine endlosen Weiten, aber nie hatte er ein solches Gefühl verspürt wie jetzt, als er tatsächlich in ihnen trieb.
Einen Eindruck grenzenloser Verlorenheit und Einsamkeit. Das Fremde, in dem er der Fremdkörper war.
Was dachte Atlan? Der Arkonide versuchte, ihm ein Vorbild zu sein, so, wie es bei Helden wohl üblich war. Sie mussten glänzen und unerschütterlich da sein, um ihren Mitstreitern ein leuchtendes Beispiel zu geben.
Aber wie sah es in ihm aus? Manchmal verriet er sich durch eine unkontrollierte Bemerkung oder einen Blick, eine Geste, wenn er sich unbeobachtet glaubte.
Waren sie immer noch auf ihrem Weg?
Und falls ja, wohin?
Der Teilstoffliche wechselte zwar oft seine Richtung, in kurzen Abständen, aber im Groben gesehen behielt er einen bestimmten Kurs bei – hinein ins Innere des Innenraums, also auch zum Zentrum des Zyklons. Irgendwo würden sie ankommen, und was dann?
Was dachte Atlan? Was wusste er, das er ihm nicht verriet? Wie plante ein Unsterblicher?
Der Teilstoffliche ...
Unamato konnte die Bilder nicht verdrängen, die sich ihm bei seinem Anblick aufdrängten. Die beiden Schemen vor ihm, seine Hand, die einen Strahler hielt ... Die Blitze, als er sie traf und sie vergingen ...
Das Wesen führte sie. Manchmal war es durch größere Komplexe gegangen, die im unendlichen Raum schwebten wie kleine künstliche Städte. Einmal hatten sie sogar Laufbänder benutzen müssen – weil der Teilstoffliche sie ebenfalls nahm!
Das schien nicht zu passen – ein Wesen aus Nebel und Glut, das ein künstliches Vehikel benutzen musste wie ein Geschöpf aus Fleisch, Blut und Knochen!
Leutnant Unamato wollte aufhören, Dinge begreifen zu wollen, die er nie verstehen würde. Aber er konnte es nicht, er schaffte es einfach nicht. Und je mehr er sich anstrengte, desto unmöglicher wurde es.
In seiner Tasche wusste er immer noch seine Pfefferminzbonbons. Eins nur, höchstens zwei, und es würde ihm besser gehen.
Und er tat es nicht!
Wenn er wirklich nicht mehr konnte, dann vielleicht. Wenn Atlan ihn brauchte, einen Wirbelwind an seiner Seite ...
Ja, er war für ihn wichtig, er hatte es deutlich gesagt. Unamato glaubte nicht, dass er ihn beschwindelt hatte. Auch die anderen Mom’Serimer waren ihm unverzichtbar. Sie arbeiteten jetzt hart daran, ein neues Versteck zu finden, und waren auch bereits fündig geworden, wie sie ihm berichteten. Ab und zu erhielt er von ihnen eine Nachricht, und jedes Mal war es wie eine Versicherung, dass er noch zu ihnen gehörte.
Dass er sich nicht verlor in den Unendlichkeiten aus Zeit und Raum ...
Der Raum floss vor ihnen auseinander.
Jedes Mal, wenn er geglaubt hatte, ein Ende zu sehen, sah er sich bitter getäuscht. Es schien tatsächlich keine Grenze zu geben.
Aber das konnte täuschen, weil ihnen das Licht Streiche spielte. Wenn er zu Atlan hinübersah, nahm er ihn durch den Antiflexfilter wie einen ebenfalls aus sich selbst heraus leuchtenden Umriss wahr.
Ist das möglich?, fragte er sich. Kann es sein, dass wir uns diesem Raum und seinen Gesetzen anpassen? Dass wir von ihm gleichsam ... absorbiert werden?
Hundertmal hatte er geglaubt, ein Ende zu sehen, eine zweite Wand. Auch jetzt meinte er wieder, etwas zu ahnen. Mehr war es nicht, eine Ahnung von etwas, das weit vor ihm das helle
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