2461 - Der unendliche Raum
blieben fast ein Stunde. Eines der Diskusschiffe kam ihnen so nahe, dass Unamato nicht mehr viel auf ihr Leben gegeben hätte.
Aber sie entdeckten sie nicht und verschwanden.
Atlan sprach wieder zu den Soldaten der NACHT und trat damit eine Welle mom’serimischer Erleichterungsstürme los. Selbst Unamato glaubte zeitweise, dass sie ihn um den Verstand brachten, doch er ließ seine Soldaten schnattern und johlen, schwatzen und wild durcheinanderschreien. Es gab keine Chance, dem zu entgehen, denn durch die Seile, mit denen sie aneinandergekettet waren, bestand materieller Kontakt von Raumanzug zu Raumanzug, der auch Schall übertrug.
Seine Kameraden mussten sich Luft machen, damit sie nicht an ihrer eigenen Aufgewühltheit erstickten. Sie hatten erneut stundenlang ohne Bewegung oder ein Wort aushalten müssen, und alles mühsam Zurückgehaltene brach sich nun Bahn.
Aber auch das ging vorbei.
Sie setzten ihren Notsender in Betrieb und wagten es, den vorbereiteten Funkspruch abzustrahlen.
Nach noch einmal drei Stunden qualvollen Wartens verdunkelte eine gewaltige Kugel den Sternenhimmel. Die RICHARD BURTON war endlich da und nahm sie an Bord. Sie wurden aus dem Weltraum gefischt und in das nächste Medo-Center gebracht, denn nicht nur Atlan musste dringend medizinisch untersucht und versorgt werden.
Der Arkonide, sein unsterblicher Held, die Legende, hockte vor ihm auf der Kante der Liege, auf der er seine letzte Behandlungseinheit ertragen hatte. Er saß vornübergebeugt neben ihm und hatte die Ellenbogen schwer auf die Knie gestützt.
Er sah besser aus, redete ruhig und dachte offensichtlich wieder völlig klar.
„Es ist vorbei, oder?", fragte er so langsam wie möglich. „Wir haben es hinter uns. Ich meine, natürlich nicht nur unser Abenteuer, sondern ... auch ..."
„Sag es ruhig, Unamato", erwiderte der Arkonide. „Wir werden nicht in den Kernbereich von Hangay gelangen, jedenfalls nicht mit einem Entropischen Zyklon. Diese Option müssen wir von unserer Liste streichen. Es geht nicht. Es ist unmöglich."
„Warum nicht?" Unamato sah sofort wieder die Ablehnung im Blick seines Idols, doch er musste es wissen. „Ich meine, was ist wirklich geschehen, als du dir ..."
„Wir können im Augenblick nichts tun", fuhr Atlan fort, tonlos und seltsam abwesend. „Vielleicht hat Tekener mit der SOL mehr Glück."
„Atlan ..." Er musste sich mit Gewalt zwingen, beharrlich zu bleiben. „Was ist passiert, als du auf der Brücke warst? Ich bin dein Freund – willst du es mir denn nicht sagen?"
„Ich habe den Schritt verweigert." Die Stimme des Arkoniden war plötzlich wieder glasklar. Er drehte den Kopf und sah ihm in die Augen. „Ich hätte es vielleicht geschafft, Unamato – mein Freund. Ich hätte physisch die andere Seite erreichen können – AKAZU. Aber es wäre nur noch eine Hülle gewesen, einige Atome und Moleküle aus dieser Welt."
Der Mom’Serimer wagte nicht zu atmen, geschweige denn eine Zwischenfrage zu stellen. Er begriff, wie lächerlich seine eigenen Sorgen und Nöte waren – der Tod des Oahm’Cara, den er erschossen hatte. Sein, wie sie es nannten, Pfefferminzproblem ...
„Ich war bereits in AKAZU." Atlans Stimme wurde zum Flüstern. „Jedenfalls in einem Randbereich. Es gibt keine starre Grenze. Ich habe AKAZU gespürt oder geahnt. Aber das reichte, um mich an den Rand der Auflösung zu bringen. Noch einen Schritt weiter, und ich ...
Vor mir lag das Geheimnis der Schöpfung – nur in seiner negativen Ausprägung. Aber ich durfte es nicht. Jeder weitere Schritt wäre die pure Hybris gewesen.
Die Anmaßung eines Status, den ich nicht habe, obwohl ich noch die Ritteraura trage."
Und jetzt weiß ich, was in Perry vorging, damals, am Berg der Schöpfung, als auch er der Lösung nahe war – nur war es in seinem Fall die positive Schöpfung ...
„Es ist gut, Atlan", dehnte der Mom’Serimer. „Gut, dass du zurückgekommen bist."
„Ich verdanke es allein meinem Extrasinn."
Atlan schüttelte sich, wie um sich einer dräuenden Last zu entledigen, und stand auf.
„Mein Logiksektor hat meinen Körper übernommen und mich zu dir und in die Welt zurückgesteuert, zu der ich gehöre.
Er hat mir klargemacht, dass es Dinge und Bereiche gibt, an die wir nicht rühren dürfen – selbst ich nicht. Dass für jeden von uns Grenzen existieren, die wir einfach zu akzeptieren haben. Als ich bereits verloren war, hat er die Kontrolle über meinen Leib übernommen. Der, den du aufgefangen
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