2461 - Der unendliche Raum
war nicht wichtig. Die terranischen Techniker hatten offenbar einen Fehler gemacht, doch das ließ sich nicht mehr ändern.
Was allein zählte, war die Tatsache, dass vor wenigen Minuten mindestens eine der terranischen Manipulationen aufgeflogen war; die Aufregung unter den Oahm’Cara belegte dies deutlich. Die Mom’Serimer lagen auf der Lauer und beobachteten, aber eingreifen konnten sie nicht mehr.
Die Oahm’Cara würden bald wissen, was da manipuliert worden war und warum. Von wem, das würden sie herausfinden, wenn sie den gesamten Hangarbereich durchkämmten. Denn dass sie nicht mehr allein in ihrem Reich waren, das musste ihnen nun klar sein.
Die Mom’Serimer konnten nichts tun.
Solange Atlan und Leutnant Unamato nicht zurück waren, waren ihnen die Hände gebunden.
Kadett Inteuker ließ funken und funken, doch die beiden so sehnlich Zurückerhofften antworteten nicht.
*
Er machte den nächsten Schritt ... vielleicht seinen vierten, den fünften, den zehnten ... Er vermochte es nicht zu sagen. Jeder neue Anlauf, jeder einzelne Moment wischte den davor liegenden beiseite.
Der Arkonide schritt durch ein Medium ohne Hall und Schall, ohne Echo und Schatten, vorhin und gleich. Es war Stasis und gleichzeitig das Gegenteil. Er bewegte sich wie durch zähe Luft, die an ihm klebte und auf ihm lastete. Seine Füße schienen in der goldenen Brücke zu versinken, die ihn umfloss wie die Schwaden der Ebene, von der er kaum noch etwas sah.
Irgendwo da hinter ihm war Leutnant Unamato, war eine andere Welt, waren Erinnerungen und Aufgaben ...
Atlan spürte, dass er sich mit jedem Schritt weiter und weiter von alldem entfernte. Er watete durch das Licht des unendlichen Raums, das ihn umfloss wie eine milchige Aureole. In es hinein stieg die Reflexion des roten Glimmens der Brücke.
Laute im wirklichen Sinn gab es nicht, aber der Raum war nicht stumm. Atlan hörte ein dumpfes Wummern, das sich mit jedem Schritt steigerte. Inzwischen erfüllte es seinen Schädel und sein Denken und Fühlen. Es schlug wie ein gewaltiger Gong ... Nein, er hatte einen anderen Vergleich, der es eher traf ...
Wie ein gewaltiges Herz!
Er versuchte, sich nach vorne zu orientieren und auf die weißorange Nebelwand zu konzentrieren, die vor ihm waberte und dampfte, als würde sie atmen.
„Geh weiter, Atlan!", flüsterte es in das Schlagen des Herzens. „Du bist mein Held, ich glaube an dich!"
Er hörte es nicht, das konnte nicht sein.
Konzentrieren ... nach vorne ... die Wand und Nebel und Licht und ...
Was war es? Strangeness? Reichte dieses Wort aus, um den Eindruck der Fremdheit zu beschreiben, den der Arkonide in diesen Minuten verspürte?
Die Grenze ... lag vor ihm. Er musste weitergehen. Er schaffte es. Die Teilstofflichen konnten es, also würde er es auch.
Er war aus Fleisch und Blut. Er lebte. Er war stark und Träger der Ritteraura!
Die Grenze, ein nächster Schritt ... noch einer ...
Und mit jedem davon, mit jeder fast übermenschlichen Anstrengung, mit seinem Stemmen gegen das zäher werdende Medium wurde ihm klarer, dass es keine an einen bestimmten Punkt gebundene „Grenze" gab.
Keine Grenze, keine Wand, die man durchschreiten musste, um auf die andere Seite zu gelangen, nach AKAZU hinein.
Es gab keine Grenze, sondern stattdessen einen ...
Einen Übergang! Das war das Wort, nach dem er gesucht hatte. Es gab einen Übergang, und dieser Übergang war die Brücke.
Seitdem er sie betreten hatte, war er immer tiefer in einen anderen Raum, einen anderen Kosmos, eine andere Welt geglitten. AKAZU, das wurde ihm endgültig klar, begann hier! Am Anfang der Brücke bereits!
Mit jedem meiner Schritte betrete ich etwas mehr von AKAZU!
Er registrierte etwas, eine Bewegung und eine Form dort, wo beides nicht sein durfte. Seinen Sinnen durfte er längst nicht mehr bedingungslos trauen, aber diesmal trogen sie ihn nicht.
Der Teilstoffliche kam ihm entgegen, aus der weißorangefarbenen Wand heraus. Er war plötzlich da und wuchs auf ihn zu, umspielt von weißem und rotem Licht, das gleichsam aus ihm selbst heraus zu fließen schien, um sich nach Metern wieder mit ihm zu verbinden. Der Teilstoffliche war das Leuchten, und das Leuchten war er. Es holte ihn sich zurück und gebar ihn neu. Das Leuchten ...
... war es AKAZU?
Er wurde verrückt, verlor den Verstand, driftete auseinander und verwehte im Irrsinn dieses Ortes. Doch noch konnte er klare Gedanken fassen. Konzentrieren! Auch wenn es ihm schwerfiel, es war der
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