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2462 - Der Fund von Amienolc

Titel: 2462 - Der Fund von Amienolc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Couch
     
    Trim und Startac sahen sich Comics an, auf dem Holo-Monitor des Kabinenservos.
    Dabei redeten sie kaum. Sie kannten einander lange genug, dass der eine wusste, wann der andere mit der Betrachtung der aktuellen Seite fertig war. Sie erkannten es an einem Brauenheben oder einem Handzeichen, und die Darstellung wurde durch eine neue ersetzt.
    Seit sie von der RICHARD BURTON auf die SOL übergewechselt waren, durchforsteten sie regelmäßig deren Fundus nach zweidimensionalen, grafischen Novellen. Das war ein gemeinsames Hobby, und die Speicher der Bord-Hyperinpotronik stellten eine wahre Schatztruhe dar. Dank des langen Aufenthalts auf Ultrablau enthielten SENECAS Archive zahlreiche handgezeichnete Meisterwerke der kartanischen Comic-Kultur.
    Die kühnen Panel-Kompositionen und die reduzierte, elegante Pinselführung, etwa des Klassikers Dir-Ka-S’hulds, begeisterten Trim jedes Mal wieder. Einen wertenden Kommentar abzugeben kam ihm genauso wenig in den Sinn wie seinem Freund Startac Schroeder.
    Das war schließlich das Tolle an Vertrautheit – dass man einfach zusammen genießen konnte, ohne den seltenen Frieden zu zerreden.
    Trim räkelte sich in der Konturliege, tastete nach dem Behälter mit dem Knabbergebäck ... Da summte es an der Tür.
    Der Yornamer seufzte. „Wer da?"
    „Oberstleutnant Darla Markus, Leiterin der Psychologischen Abteilung unserer Medo-Sektion. Darf ich eintreten?"
    Geh weg!, war Trims erster Gedanke. Andererseits brachten sie das Unausweichliche besser gleich jetzt hinter sich.
    Er sah Startac an, der schicksalsergeben die Schultern hob. Sie waren sich einig: Irgendwann mussten sie die Prozedur sowieso über sich ergehen lassen.
    „Nur herein!"
    Das Türblatt glitt zur Seite. Durch die Öffnung trippelte eine Frau, die Trims spartanisch eingerichtete, abgedunkelte Kabine sofort sonnengrell erleuchtete.
    Von den Stilettostöckeln ihrer Schuhe über die angedeuteten Nähte der Synth-Strümpfe und den wohlgeformten Rücken bis hinauf zum schlanken Hals loderten Flammen gleißend weißgelben Elmsfeuers. Über ihrem Scheitel entfaltete sich eine stählern schillernde Orchidee: Die hochgesteckten, vollen blauschwarzen Haare bildeten ein originalgetreues Modell der Terranischen Residenz.
    Überdies verströmte Darla Markus den Geruch eines unaufdringlichen und trotzdem intensiven Parfums.
    Trim hoffte, sein Hormonhaushalt würde davon nicht allzu sehr aus dem Gleichgewicht geraten.
    „Ihr könnt euch wahrscheinlich denken, weshalb ich hier bin", sagte die Medikerin mit rauchiger Stimme.
    „Als Chefpsychologin dieses Schiffs obliegt mir, gemäß dem Reglement der Raumflotte, mich nach dem Befinden von Neuzugängen zu erkundigen.
    Selbst wenn sie, so wie ihr, in früheren Jahren reguläre Besatzungsmitglieder waren."
    „Du sollst feststellen, ob wir noch richtig ticken", knurrte Startac aus seiner Ecke, griesgrämig wie immer.
    Er klang recht grob und unhöflich, obwohl er es nicht so meinte.
    Oberstleutnant Markus ging nonchalant darüber hinweg. „Falls ich ungelegen komme, können wir das Gespräch gern auf einen anderen Zeitpunkt verschieben."
    „Nein, passt schon. Bitte, nimm Platz." Trim bot der berückend schönen Frau den letzten freien Sessel an.
    Sie dankte, setzte sich und schlug die langen Beine übereinander. Ihre Haut hatte die Farbe dunkler, glatter Bronze und kontrastierte reizvoll mit der flammenden Zier-Aura. Das Gesicht war ebenmäßig, mit hohen Wangenknochen, grünen Augen und stahlblauen Brauen.
    „Ihr zwei seid, wenn ihr den Ausdruck gestattet, alte Hasen. Also spare ich mir den Small Talk und lege gleich los, okay?" Darlas verschmitzter Blick drückte ein Maß an Selbstsicherheit aus, das Trim wohl nie erreichen würde. Jedoch wirkte sie keineswegs arrogant, sondern geradezu unwiderstehlich sympathisch.
    „Mit wem willst du anfangen?", fragte er.
    „Mit dir, wenn’s recht ist. Darf ich dein Terminal benutzen?"
    Trim gab seine Zustimmung. Er blendete die Comic-Seite aus und projizierte eine holografische Eingabe-Tastatur unmittelbar vor der Psychologin.
    Während sie flink mit makellos manikürten Fingern tippte, sagte sie: „Du hast anlässlich des Aufbruchs der BURTON zum Grenzwall Hangay ein persönliches Statement verfasst, so wie etliche andere Besatzungsmitglieder auch. Erlaubst du, dass ich darauf zugreife?"
    Nach kurzem Zögern bejahte Trim abermals. Inmitten der Kabine entstand das Holo einer umfangreichen Datei: seine Personalakte.
    Er atmete

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