2462 - Der Fund von Amienolc
tief durch. Was da stand, mochte er nicht sonderlich.
*
Marath, Trim; geboren am 2. Oktober 1285 NGZ auf Yorname; am stärksten parapsychisch Begabter sämtlicher erfasster ➞Monochrom-Mutanten. Grund dafür, nach Angabe der ➞Pangalaktischen Statistiker: Marath stammt von dem ➞Cyno ➞Sardaengar ab, der zur Zeit der ➞Monos-Herrschaft als ➞Trimotheus Ackaren auftrat.
Darla bemerkte, dass Trim auf der Couch hin und her rutschte, als fühle er sich nicht wohl in seiner Haut. Sie beschloss, ihn ohne Umschweife darauf anzusprechen. „Ist es dir unangenehm, mit deiner Herkunft konfrontiert zu werden?"
„Ehrlich gesagt, ja. Immer noch, ein klein wenig. Ich meine, ich habe mich damit abgefunden, habe mit meiner ...
Ausnahmestellung zu leben gelernt."
„Aber ein Rest von, nennen wir es: Missbehagen ist geblieben?"
„Stimmt." Er hob die schmalen Schultern. „Ich habe nicht darum gebeten, verstehst du? Es wurde mir sozusagen in die Wiege gelegt. Jetzt versuche ich halt, das Beste aus meinen Talenten zu machen. Dagegen aufzubegehren würde eh nichts helfen."
„Wenn du es dir aussuchen könntest – wärst du gern ›normal‹?"
Marath strich sich übers braune, kurz geschnittene, recht dünne Haupthaar. Sein Handrücken jedoch war auffällig dicht behaart, desgleichen der Nacken. „Nein. Früher habe ich mir manchmal gewünscht, von der Last der Verantwortung befreit zu werden, die meine Psi-Kräfte mir auferlegen. Das ist lange her. Heute kann ich, wie gesagt, damit umgehen. Ist schon in Ordnung so."
Darla kam ein Zweizeiler eines antiken Humoristen in den Sinn, den ihre Lehrer auf Camelot häufig zitiert hatten: Warum ich?, fragte der Frosch.
Geschmackssache, sagte der Storch.
Sie lächelte Marath aufmunternd zu. Er war ein seltsamer kleiner Kerl, mit seinen 61 Jahren zugleich jugendlich und uralt aussehend, ebenso nett wie scheu, gänzlich unbeleckt von jenem aufplusternden, aggressiven Hähnchen-Verhalten, das zu kurz geratene Männer so oft an den Tag legten.
Dabei hätte er mit Fug und Recht auf seine enorme Einsatzerfahrung pochen können. Zudem verfügte er über abgeschlossene Ausbildungen als Wissenschaftler wie auch als TLD-Agent.
Ganz zu schweigen von den parapsychischen Gewalten, die er zu entfesseln vermochte ...
„Belastet dich die Diskrepanz zwischen deinem introvertierten Charakter und der einzigartigen Fähigkeit eines Para-Defensors?", fragte Darla.
„In deinem Statement bezeichnest du dich als ›potenziell tödlichen Langweiler‹."
Nur im Extremfall werde ich interessant, hatte Marath geschrieben, freilich auf negative Weise. Denn fühle ich mich bedroht, kann es sein, dass von mir schlagartig eine furchtbare, mörderische Gefahr für meine nähere Umgebung ausgeht.
„Na ja, das bringt’s ziemlich auf den Punkt, nicht wahr?", antwortete er sanft.
Seine übergroßen, nussbraunen Augen strahlten heitere Melancholie aus. „Jedenfalls macht es mich nicht unbedingt zum umschwärmten Partytiger.
Abgesehen davon, dass ich kein begnadeter Tänzer bin: Wer flirtet schon mit einer lebenden Bombe?"
Darla hätte entgegnen können, dass zahlreiche ihrer Geschlechtsgenossinnen ein großes Faible für just solche Männer entwickelten, die ihnen gar nicht guttaten. Aber sie wollte keine Zeit vergeuden. „Wie geht es dir momentan?"
„Du meinst, ob ich mich und meine Fähigkeiten im Griff habe? Ich glaube schon. Mein Schwarzer Zwilling erscheint ja nur, wenn es mir an den Kragen geht, und das ist derzeit nicht der Fall."
„Du hast sehr stark auf den Grenzwall Hangay reagiert." Schon beim Erreichen der die Galaxis umschließenden Barriere war Marath übel geworden.
Darla rief die Aufzeichnung ab.
Man sah, wie sich der Yornamer in Krämpfen wand, „Das ist grauenhaft!", röchelte, sich übergab und in Ohnmacht fiel.
Etwas später, nachdem er medizinisch versorgt worden war, berichtete er, dass er in ihrem Kurs etwas überwältigend Entsetzliches wahrgenommen hatte. „Die Proto-Negasphäre Hangay ... Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie obszön, wie ... verunreinigt sie ..."
Marath kniff die Augen zusammen. „Warum sehen wir uns das an?"
„Ich will dich an die Zeit davor erinnern. Dies ...", sie zeigte aufs Holo, „... geschah noch außerhalb der Proto-Negasphäre. Inzwischen steckt ihr Burtoner mittendrin, und zwar seit fast genau neun Monaten. Spürst du Veränderungen an dir?"
Er legte den Kopf schief, horchte in sich hinein.
Darla ließ ihm Zeit. Sie wandte
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