2463 - Isokrain der Kosmitter
sich fragte, woher er dieses Wissen hatte, öffnete der rechte Assomga-Kopf den Mund, fuhr den Unterkiefer so weit hinab, dass Isokrain schon glaubte, er würde abbrechen.
Wie eine Schlange ...
Ein Reptil!, dachte er. Assomga sind reptiloide Wesen.
Das Geschöpf hob einen Arm. Zwischen den Fingern der Hand baumelte ein Insekt, eine riesige Fangschrecke, fast so groß wie ein Kopf des Assomga.
Sie lebte noch, zuckte mit den sechs Beinen, versuchte aus dem Griff zu entkommen.
Der Assomga klappte den Unterkiefer noch tiefer auf, so tief, dass Isokrain glaubte, er würde aus dem Gelenk brechen, und verschlang das Insekt mit einem einzigen Biss. Dann leckte er sich mit der Zunge über die Lippen.
„Wie schön, du bist wach."
Diese tiefe Stimme ... Nun wusste er, wem sie gehörte. „Jetzt wird alles wieder gut. Du musst mir nur etwas erzählen, und alles wird gut. Die Basis der Kosmitter ..."
Er überlegte, aber er konnte sich nicht erinnern. Wo ist meine Erinnerung geblieben?, dachte er voller Panik.
Für mich gibt es nur das Heute! Ich kann es ihm einfach nicht sagen!
„Du willst es mir nicht verraten? Das ist schade."
Der Assomga hob die andere Hand.
Darin hielt er einen primitiven Gegenstand ... einen Spiegel. Er hielt ihn ihm hin, und Isokrain stellte voller Entsetzen fest, dass das Insekt, das das doppelköpfige Wesen gerade gefressen hatte, eine frappierende Ähnlichkeit mit ihm selbst hatte.
Dann kam der Schmerz, zuerst langsam und schleichend, dann immer heißer, heftiger. Schmerz, von dem Isokrain nicht wusste, woher er stammte, wie er entstand, nur, dass er allumfassend war.
*
Die Zeit hatte noch immer keine Bedeutung für ihn.
Man hatte ihn verlegt, aus diesem Krankenzimmer in eine Zelle ohne jegliche technische Ausrüstung. So etwas wie Stroh bedeckte den Boden. Er konnte seinen Körper auf einer Pritsche ausstrecken, die allerdings nicht für Wesen wie ihn geschaffen war.
Nachdem er eine gewisse Zeit darauf gelegen hatte, schmerzte ihn jede Ur-Trachee.
Dann und wann kam der Assomga und fügte ihm auf diese unerklärliche Weise Schmerz zu.
Dann und wann ließ man ihn aus der Zelle, und er ging immer wieder einen Korridor entlang, vorbei an namenlosen Wesen ohne Gesichter. Sie sahen ihn nicht an, starrten zu Boden oder drehen sich weg.
Gefangene wie er.
Wie bin ich hierhergekommen?, dachte er manchmal, wenn er diesen Gang entlangschritt. Ich erinnere mich nicht daran, die Zelle verlassen zu haben. Ich spüre meine Beine nicht, aber ich kann gehen. Oder schwebe ich? Auf jeden Fall ist es sehr seltsam.
Isokrain wollte dann immer nach unten sehen, doch sein Körper verweigerte ihm den Dienst. Also ging er weiter, immer geradeaus, an Türen und Abzweigungen vorbei. Der Korridor war in ein diffuses Licht getaucht, hier gab es keinen Schatten, hier bestand alles aus Schatten.
Was suche ich hier? Diese Lücken in meinem Gehirn sind schlimmer als ein körperliches Gebrechen. Wieso kann ich mich an manche Dinge erinnern und an andere wieder nicht? Was hat man mit mir angestellt?
Einmal hörte er hinter einer Tür Stimmen. Sie waren laut, mehrere Wesen stritten sich. Sie kamen ihm bekannt vor, er hatte sie schon einmal vernommen. Er versuchte, sie zu verstehen, wollte näher an die Tür treten, doch ein rasender Schmerz dröhnte unerwartet in seinem Kopf. Stöhnend griff er sich an die Facettenaugen.
Und er sah sie.
Die Basis der Kosmitter. Ein von Stürmen gepeitschter Planet unter dem trüben Licht einer weit, weit entfernten roten Sonne, ein ...
Schon verflog das Bild zu einem Nebel, und aus irgendeinem Grund empfand er Schmerzen, und als sie nachließen, saß er auf dem Boden und versuchte sich zu erinnern.
Waren diese Bilder reine Phantasie?
Von seinem kranken Hirn erschaffen, in langen, einsamen Stunden? Er wusste es nicht, gar nichts wusste er mehr.
Langsam richtete er sich auf. Obwohl er schreckliche Schmerzen erlitten hatte, war sein Kreislauf stabil.
Die Stimmen waren verstummt, unnatürliche Stille lag über dem Korridor.
Das ist meine Chance, dachte er. Niemand achtet auf mich. Jetzt kann ich fliehen!
Aber warum wollte er überhaupt fliehen? Das alles war doch völlig irreal, er könnte sofort fliehen, wenn ... wenn er sich nur erinnern würde.
Sie verhindern, dass ich mich erinnern kann, wurde ihm klar. An manches darf ich mich nicht erinnern, an manches soll ich mich erinnern, doch sie können es nicht richtig steuern, handhaben ...
Bislang nicht. Irgendwann
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