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247 - Der Kerker der Pandora

247 - Der Kerker der Pandora

Titel: 247 - Der Kerker der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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bisher geschwiegen hatte, kam ihm zuvor. »Victorius hat recht. Ich bin lange überfällig in Taraganda. Lay wird sich bereits große Sorgen um mich machen.« Langsam ging er auf den Kaiser zu. »Darf ich eine Bitte äußern, Exzellenz? Ich wäre dankbar, wenn Ihr Aruula und Matt wissen lasst, wo sie mich finden können, sobald sie hier auftauchen.«
    Der Kaiser schien fast erleichtert, seinen Familienzwist nicht fortsetzen zu müssen. Herzlich versicherte er dem Mann aus Salisbury, bei der Ankunft seiner Freunde sogar unverzüglich einen Boten nach Taraganda zu entsenden,damit auch Rulfan selbst informiert wäre.
    Als Victorius sich von seinem Vater verabschiedete, ließ Pilatre dessen Umarmung steif über sich ergehen. »Achte Er auf die kaiserliche Roziere«, sagte er knapp und starrte an ihm vorbei durch das offene Fenster. Auch Akfat, der die beiden zum Landeplatz begleitete, würdigte er keines Blickes.
    Noch lange danach erinnerte sich Dr. Aksela an diese Situation. Noch lange danach stellte sie sich immer wieder dieselbe Frage: Wie hätte sich der Kaiser von seinen Söhnen verabschiedet, wenn er gewusst hätte, dass der knochige Finger des Todes bereits auf die beiden Männer gerichtet war?
    ***
    In den Nachmittagsstunden wurde es ruhig in der Kerkeranlage unter Wimereux-à-l’Hauteur. Die Räder der rollenden Kapseln in dem ebenerdigen Versorgungsschacht standen still. Noch vor kurzem war mit ihrer Hilfe das Mittagessen gebracht und der Unrat aus den Zellen entsorgt worden. Bis auf fünf Wächter hatte das Kerkerpersonal die Anlage verlassen. Einer der Soldaten wachte auf dem Dach, die anderen vier umschritten in regelmäßigen Zeitabständen den kuppelförmigen Bau. Eine eintönige Aufgabe in der kargen Umgebung aus Beton, Stahl und keimfreiem Sand. Nicht den kleinsten Busch hatte man stehen lassen, um Daa’tan keine Angriffsfläche zu bieten. Obendrein trieb die Nachmittagshitze den Männern den Schweiß aus allen Poren. Immer wieder zogen sie sich in die Nische beim Eingangsschott zurück und hielten ein Schwätzchen. Und immer häufiger gesellte sich auch der Posten vom Dach zu ihnen.
    Grao’sil’aana, dem die Hitze im Inneren des Baus nichts ausmachte, hatte die Nachlässigkeit ihrer Wärter längst bemerkt. Wir werden die Nachmittagszeit für unseren Ausbruch wählen, dachte der Daa’mure. Doch noch war es nicht so weit. Erst musste er Daa’tan davon überzeugen, seine Rachepläne aufzugeben.
    Während Grao nur daran dachte, diesen Ort zu verlassen, um weit weg von Afra ein neues Leben zu führen, wollte der Junge erst die Wolkenstadt zerstören, ihre Bewohner töten und dann auf seine Eltern warten. Sein Hass schien keine Grenzen zu kennen. Darüber hinaus hatte er sich offensichtlich in den Kopf gesetzt, die Sache diesmal ohne fremde Unterstützung durchzuziehen. Mit Reden würde der Daa’mure nicht viel ausrichten können. Zumal das nur neuen Unmut schüren würde.
    Noch immer überschattete Graos Verrat an Daa’tans Mutter ihre Beziehung. Obwohl der Junge sich seit seinem Erwachen erstaunlich umgänglich zeigte und ihm beinahe mit der gleichen Zuneigung begegnete wie vor ihrer Reise nach Afra, blieb der Daa’mure auf der Hut: Daa’tan war in seinen Emotionen unberechenbar. Der kleinste Anlass konnte alles verderben. So hatte Grao’sil’aana ihm bisher nicht widersprochen. Während der Junge ihm voller Stolz sein Vorhaben darlegte, schmiedete der Daa’mure eigene Pläne. Seine ganze Hoffnung lag nun auf dem Lesh’iye Thgáan. Der größte und einzig überlebende der Todesrochen – denn Grao zweifelte nicht daran, dass Rulfan und der Kaiser über ihn gesprochen hatten – könnte sie von hier weg bringen. Weit weg von Wimereux-à-l’Hauteur und Mefjuu’drex.
    Entschlossen blickte er durch die Sichtschlitze in die Nachbarzelle. Immer noch irritierte ihn das veränderte Aussehen Daa’tans. Alle Merkmale eines Heranwachsenden waren verschwunden. Statt Flaum ragten nun Bartstoppeln aus Kinn und Mundregion und seine Stimme klang um einige Oktaven tiefer. Lockige Haarbüschel wucherten aus dem Hemdausschnitt über seiner Brust. Auch seine sehnigen Arme und Handoberflächen waren mit Haaren bedeckt. Er hatte nun die Gestalt eines ausgewachsenen Primärrassenvertreters. Dennoch steckte der Geist eines kleinen Jungen in dieser erwachsenen Hülle.
    Daa’tan war gerade dabei, das Kopfende seines Deckenlagers zur Seite zu schlagen. Nach einem prüfenden Blick auf Fenster und Dachbereich löste

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