2473 - Verrat auf CRULT
würdigten sie sich keines Seitenblickes.
Nachricht ausgesandt, Erhalt bestätigt. Betreffender Traitank wurde in Marsch gesetzt.
„Willst du mir nicht die Registernummer der Schiffseinheit nennen", fragte Malikadi später, in der Abgeschiedenheit von Zerberoffs Kabine, „mit der dieser Danton sich in CRULT einschleichen möchte? Sollten wir einander nicht besser volles Vertrauen entgegenbringen?"
„Nein."
„Du enttäuschst mich."
„Es ist genau so, wie du sagst", gab Zerberoff süffisant zurück. „Wir sollten einander besser nicht volles Vertrauen entgegenbringen."
7.
Sehen so Sieger aus?
11. August 1347 NGZ
Er wankt.
Ein ums andere Mal misslingt das Zusammenspiel seiner Gliedmaßen. Unbeholfen, als hätte er nicht jede Bewegung Jahr über Jahr bis zur Erschöpfung geübt, setzt er ein Bein vors andere, schlingert dahin, korrigiert nur mangelhaft die Schubvektoren der unter seine Füße geschnallten Kufen.
Ihm ist speiübel. Er riecht die Ängste, die so unterschiedlichen Schweißfilme, die seine beiden Hälften absondern. Uffkadi flennt leise. Malipan röchelt.
Sie torkeln durch enge, breite, niedrige, hohe, endlos lange Gänge. Das rechte Händchen verstreut winzige Refraktal-Minen, welche die Ortung unmöglich machen sollen; die linke Pranke hält das klobige, gegen die selbst verursachten Störimpulse gefeite Orientierungs-Instrument.
Malikadi setzt seine letzten Reserven ein, kostbare, von zwielichtigen Händlern erworbene Artefakte, die er gesammelt hat aus Interesse an seinen Vorfahren: den maltrazzischen Pfadfinder-Ziegel, den Virtuellbildner und die mikrominiaturisierten Fluchtbojen der Limpes. Mit Ach und Krach umkurvt er Hindernisse, schrammt an mehr als einer Wand entlang.
Aber er hat ein Ziel, und nachdem er sich trotz des Positions-Bestimmers mehrfach im Labyrinth der kaum benutzten Gänge verirrt hat, erreicht er es: die alte Sternwarte. Wie eine erschlaffte, schon vor einer halben Ewigkeit vergessene Eiterbeule hängt sie knapp unter der Kante des Landefeld-Rings.
Mit einem antiken Kodeschlüssel verschafft er sich Zugang. Drin empfängt ihn schummrige Notbeleuchtung. Die Luft riecht schal, abgestanden.
Er öffnet seine Synthgummi-Montur, reißt kurzerhand einen Fetzen Stoff aus dem Unterhemd, wischt damit die Spinnweben und verwesten Flugalgen von der Tastatur. Es knistert, als er den Versorgungsschalter betätigt. Funken sprühen. Kurz fürchtet Malikadi, mitsamt dem ganzen, schon vor langer Zeit stillgelegten Observatorium in die Luft zu fliegen, hinaus ins schwarze All.
Wäre das so schlimm? Wenigstens hätte die Qual ein Ende.
Es geht ihm durch und durch dreckig, viel schlechter als tags zuvor. Der erste Schock ist überwunden; umso härter trifft ihn nun die nachhaltige Schwächung, die der Verlust aller Gewissheit mit sich bringt.
Er hängt im Nichts. Auf keinerlei Sicherheitsnetz kann er sich mehr verlassen. Ihm wurde buchstäblich der Boden unter den Füßen weggezogen.
Zerberoff hat ihm prophezeit, dass die zweite Welle der Erkenntnis ungleich schwerer zu verkraften sein würde: „Die körperlichen Nachwirkungen des Eingriffs verstärken die geistige Irritation noch. Gerade wenn du am dringendsten Halt benötigen würdest, musst du damit fertig werden, dass du dich nirgends mehr anhalten kannst."
Der hochmütige Maulheld! „Wende dich an mich", hat er scheinheilig angeboten, „falls dir die neu gewonnene Freiheit unerträglich scheint. Ich kenne das Gefühl; mir ist es genauso ergangen."
Aber Malikadi kriecht sicher nicht vor seinem Erzrivalen zu Kreuze. Niemand soll ihn in diesem erbärmlichen Zustand sehen, schon gar nicht Zerberoff und seine mikrobestialischen Komplizen.
Deshalb hat er die Sammlerstücke aus dem kleinen, privaten Museum in seiner Kabine benutzt, um sich abzusetzen. Er will mit sich ins Reine kommen. Das geht nicht, während ihn die hässlichen Fehlzüchtungen der DERUFUS mit Schusswaffen bedrohen.
Er muss Abstand gewinnen, an einem sicheren Ort, wo er, im Singulären Intellekt, unbehelligt Für und Wider abwägen kann. Die alte Sternwarte ist dafür ideal geeignet.
Die meisten Bewohner von CRULT wissen nicht einmal von ihrer Existenz.
Auch der Vizekapitän hat erst im Zuge der Ahnenforschung entdeckt, dass Vorfahren seiner Uffkadi-Hälfte das Observatorium errichtet und betreut hatten.
Irgendwann starb dieser Volksstamm aus oder fiel in Ungnade; jedenfalls wurde die Sternwarte eingemottet. Da sich niemand für das
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