2474 - Zwei Psi-Emitter
parapsychischen Gaben geholfen hat, Fawns Projektion zu stabilisieren, sondern irgendein anderer ...
Ich hätte mich dennoch in sie verliebt.
In einem Winkel seiner Überlegungen nagten Zweifel. Fawn Suzuke war neununddreißig Jahre älter als er.
Unerheblich! Sie ist und bleibt die junge Frau, die sie war, als sie ihren Körper verlor. Sie ist süße neunzehn.
Und das würde sie für immer und ewig bleiben, denn als bloßes Bewusstsein alterte sie nicht. Im Gegensatz zu ihm ...
Marcs Gedanken stockten. Er schlug sich die Hände vors Gesicht, krallte beide Daumen unter das Kinn und drückte mit den Fingerspitzen auf Stirn und Schläfen.
Seine Entscheidung war in dieser Nacht gefallen, als er sich wie im Fieber von einer Seite auf die andere gewälzt hatte. Für ihn gab es keine andere Lösung, als den eigenen Körper aufzugeben, und Fawn musste ihm dabei helfen.
Die Vorstellung, ihr dann unendlich nahe sein zu können, jagte ein schmerzhaftes Ziehen durch seine Lenden. So schnell wie möglich musste er mit Fawn darüber reden – nicht in der Siedlung Schohaakar, die der Dunst einfach weggewischt hatte, sondern dort, wo Fawn und er in den letzten Tagen ein letztes Mal ihr Glück genossen hatten. Ein verzweifeltes Glück.
Statt Sonne und Meer wartete dort gegenwärtig graue Monotonie. Klammer Nebel, der als undurchdringliche Glocke über die Insel gestülpt lag.
Tief holte Marc Luft. Er schmeckte Moder, Verfall – und Traurigkeit.
„Fawn, ich gehe mit dir!", hätte er am liebsten gerufen. „Wenn du nicht auf der Erde leben darfst, will ich ebenso wenig hierbleiben!"
Er brachte nicht einen Laut hervor, seine Kehle war wie zugeschnürt.
Mit beiden Händen fuhr er sich unter den Kragen und riss den Magnetsaum so weit auf, dass ihm das Atmen wieder leichter fiel.
Hoch über ihm hing ein helles Singen. Ein Schatten zog über die Inselspitze hinweg. Marc hatte den Eindruck, als senke sich dieses vage Etwas jenseits des schroffen Pinnacle Rock, der einige hundert Meter zu seiner Rechten liegen musste, auf die Siedlung Schohaakar herab. Das war ein Lastengleiter oder bestenfalls eine Space-Jet, nichts Größeres.
Beklemmender als zuvor kehrte die Stille zurück.
Es war eine aberwitzige Idee gewesen, an Fawns Menschsein appellieren zu wollen, zu hoffen, dass der Blick über das Meer und hinüber zu den anderen Inseln ihre Entscheidung beeinflussen könnte. Gerade das stärkte womöglich ihr Pflichtgefühl ...
Marc wandte sich um, denn Fawn würde ihm wohl nicht folgen. Er wartete vergeblich. Seine Füße tasteten über die mittlerweile rutschig gewordenen Stufen. Zögernd stieg er wieder abwärts, und seine Gedanken wirbelten durcheinander wie die bunten Splitter eines gewaltigen Kaleidoskops. Er fragte sich, welche Chancen Atlan in Hangay haben mochte, ESCHER hin oder her, und welche Erfolgsaussichten Rhodan, Danton und all die anderen besaßen, die nicht müde wurden, der Terminalen Kolonne Nadelstiche zu versetzen. In der Hoffnung, eine dieser Nadeln könne sich als vergiftet erweisen. Gab es überhaupt so ein tödliches Gift?
Vielleicht hatten die Motana und die anderen Völker des Sternenozeans unwissentlich genau den richtigen Weg eingeschlagen, als sie aufgebrochen waren, um ihr Ahandaba zu finden.
Marcs Erinnerung an jenes Geschehen hatte sich längst verklärt. Im Alter von neun Jahren stellte ein junger Mensch noch banale Überlegungen an und unterschied nach Schwarz und Weiß, aber kaum nach den vielen Grauschattierungen, die das Leben bereithielt. In der Phase des Erwachsenwerdens war das Leben noch einfach.
Er entsann sich seiner damaligen Erleichterung und der Hoffnung, dass endlich Friede herrschen würde. Die Realität lag Lichtjahre weit daneben.
Inzwischen fragte er sich, ob Kybb-Titanen und die Todbringerflotte der Motana in der Lage gewesen wären ...
Auch sie hätten die Terminale Kolonne nie stoppen können. TRAITOR kämpft in vielen Universen.
Hangay ... Triangulum ... Andromeda ... die Milchstraße ... Würden alle diese Sterneninseln nur der Kollateralschaden einer für Menschen unbegreiflichen Auseinandersetzung sein?
Eine Handvoll Galaxien mehr oder weniger, was bedeutet das schon für unser Universum? Zehntausende intelligente Völker in Knechtschaft oder ausgelöscht – hat es nicht geheißen, das Leben nehme ohnehin überhand? Weil Sporenschiffe zu großflächig Lebenskeime ausgesät und Sternenschwärme zu nachhaltig Intelligenz verbreitet haben?
Dieser blanke Zynismus
Weitere Kostenlose Bücher