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2478 - LICHT VON AHN

Titel: 2478 - LICHT VON AHN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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geschundene Seele aus; die raue Schönheit wirkte auf Kamuko wie ein heilender Balsam. Hin und wieder gelang es ihr sogar, einfach zu leben, ohne sich Gedanken über das Gestern und Morgen zu machen.
    Sie genoss das rötliche Licht des Morgens, das sich einen Weg über den steinernen Horizont bahnte und die Gipfel beleuchtete, während es die Täler in tiefe Schatten tauchte. Eine Vogelschar verschwand in den Tiefen einer Klamm; ihre krächzenden Rufe hallten bis zu der einsamen Beobachterin.
    „Kamuko", tönte es aus dem Funkgerät, das sie stets mit sich führte. „Du musst sofort kommen."
    „Hat es nicht Zeit, Deprot? Ich wollte morgen ohnehin zu dir ..."
    „Das LICHT VON AHN ist zurückgekehrt."
    Die Generalin unterbrach die Verbindung, rannte zu einer ihrer Wohnhöhlen, in denen sie immer öfter schlief, aktivierte den Transmitter und sprang in die Servicewerft.
    Deprot erwartete sie in dem kleinen Empfangsraum in der Brüstung der großen Montagehalle. Der Roboter projizierte wortlos mithilfe eines tragbaren Holo-Emitters ein Bild, das für sich sprach.
    Die Insel des LICHTS schwebte im Weltall, umgeben von irrlichternden Energie-Entladungen. Risse aus wabernder Schwärze durchschnitten die blühende Vegetation, Tod und Zerstörung hatten sichtlich am Strand gewütet. Die Aufnahme war genau genug, um die Leichen zahlreicher schrecklich zugerichteter Enthonen erkennen zu lassen, deren Blut in der lockeren Erde rund um verwelkte Blumen versickert war.
    „Gibt es eine Nachricht?", fragte die Generalin. „Hat jemand Kontakt aufgenommen?"
    Zieh den Helm auf und schau in die höherdimensionale Wirklichkeit, wenn du das LICHT sehen willst, wisperte etwas in ihr.
    „Die Enthonen schweigen", sagte Deprot.
    Du kannst in Sekunden alle Antworten erhalten, die du suchst.
    Kamuko befahl ihrem Roboter, einen Hyperkorridor zu schalten. „Ich werde eine der OREON-Kapseln nutzen, die in Hangar III der Werft lagern. Ich muss zur Insel, um mit dem LICHT zu reden."
    Sie wartete keine Bestätigung ab, sondern eilte los. Tausend Gedanken jagten einander und ließen keine klaren Überlegungen zu.
    Lebt die Superintelligenz noch? Warum ist sie zurückgekommen? Hätte ich etwas ändern können? Ist es meine Schuld? Hat der Herr der Elemente gesiegt? Was, wenn die Macht der Nachtlicht-Rüstung ihrer Bestimmung nachgekommen wäre? Ist das LICHT gekommen, mich zu richten?
    Sie aktivierte die Triebwerke und schleuste aus. Der Flug zur grauenhaft zerschossenen Insel des LICHTS nahm nur Minuten in Anspruch.
    Niemand verwehrte ihr die Landung.
    Niemand begrüßte sie.
    Niemand gab ihr eine Erklärung.
    Kamuko verließ die Kapsel und rannte über den Strand, vorbei an verdorrtem Geäst und verwesten, stinkenden Überresten von Blüten. Nirgends gab es mehr leuchtende Farben.
    Sie eilte weiter, vorbei an alabasterweißen Leichen in grotesk verrenkter Haltung. Einmal erhaschte sie einen Blick auf schrecklich verbrannte Haut.
    Der Vulkan glich einem Trümmerberg.
    Eingestürzte Hänge gaben den Blick frei auf wirbelnd graue Dunkelheit. Kamuko kletterte über Berge aus Schutt und bahnte sich den Weg durch mannshohe Felsbrocken.
    Mehrfach stürzte sie und zog sich Schürfwunden zu, doch der Schmerz war so fern, als stamme er aus einer andere Welt.
    Irgendwann erreichte sie den Krater und sprang hinein. Diesmal stürzte sie schneller, und das sonst sanfte Schweben wurde zu ruckartigem Bremsen und Wiederbeschleunigen, das ihren Leib beutelte.
    Dieser höherdimensionale Raum stirbt, dachte sie.
    Statt des Drachen entdeckte sie im grauen Korridor wirbelnde Fetzen von Flügeln und abgerissene Schuppen. Träge drehte sich ein mumifizierter Schädel.
    Gliedmaßen tanzten einen bizarren Reigen.
    Der Herr der Elemente hat mich besiegt, drang in ihrem Kopf die Stimme des Drachens auf. Ich sterbe, meine Dienerin.
    Genau wie damals ARCHETIM. Und schon wieder trug sie dafür die Verantwortung, weil sie nicht ihren Platz eingenommen und die Macht der Rüstung genutzt hatte. „Es ist meine Schuld. Ich bin bereit, die Strafe zu empfangen."
    Es ist die Schuld des Chaotarchen.
    Der Dekalog der Elemente und Einheiten der Terminalen Kolonne haben im Auftrag des Herrn der Elemente meine Flotte aufgerieben und zerstört. Ich versuchte meine Kinder mit meinem Leben zu schützen, doch nur die wenigsten entkamen. Falls ein Überrest zurückkehrt, kümmere dich um sie. Ich werde nicht mehr da sein, um sie zu empfangen.
    In den Worten schwang unendliche Traurigkeit

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