2478 - LICHT VON AHN
Moment reagierte die Nachtlicht-Rüstung mit extremer Heftigkeit auf das ndimensionale Feld, das die JULES VERNE umgab. Was immer mit Rhodans Schiff geschah – für Kamuko war es verhängnisvoll. Sie fühlte sich in die Höhe gezerrt, von einem unbegreiflichen Einfluss mitgerissen, in eine Richtung, die sie nicht einmal erfassen konnte. Die Rüstung blieb stumm, als nehme sie das alles gar nicht wahr.
Eine Katastrophe! Die Space-Jet verlor den Kontakt mit der JULES VERNE.
Mit schwindenden Sinnen erkannte Generalin Kamuko, dass sich die Space-Jet verflüchtigte.
Das Letzte, was sie noch mit dem Vektor-Helm zu erkennen vermochte, war der Hyperraum.
Doch damit – wie seltsam, dachte sie – endete es nicht. Der Hyperraum saugte sie auf, zumindest glaubte sie das. Mit den Sinnen, die nur der Vektor-Helm ermöglichte, sah und spürte sie ein lautes Tosen, ein namenloses Wallen, eine wirbelnde Explosion aus Dunkelheit, die um sie her rotierte.
Kamuko schrie, packte mit beiden Händen den Vektor-Helm und riss ihn sich vom Kopf. Eine seltsame Leere blieb zurück, als fehle ihr etwas, was sie von Geburt an begleitet hatte und nicht erst seit wenigen Stunden. Aber wenn sie schon starb, wollte sie wenigstens nicht in diese höherdimensionalen Gefilde blicken, in denen sie sich verlor; in diese Gefilde, die nicht für die Sinne eines Lebewesens auf ihrer Stufe der kosmischen Entwicklung vorgesehen waren.
Das Wallen verschwand.
Der lautlose Lärm verebbte.
Der Innenraum der Space-Jet blieb.
Die Kennung stand nüchtern am oberen Ende der Befehlskonsole: JV-1-SJ-10.
Alles vibrierte ganz leicht in der Stille. Nein ... es vibrierte nicht, und schon gar nicht hatte es etwas mit dem entsetzlichen Vibra-Psi gemein. Alles um sie her verzog sich. Die stoffliche Realität dehnte und zerrte sich in die Länge. Sie hob ihren Arm, um die Hand vor die Augen zu schlagen. Ihr Fleisch zog Schlieren in der Luft, die Finger zeichneten eine bizarre Spur, mahagonifarbenes Feuer in der Luft. Es war, als leuchte ein Laserlicht auf der Netzhaut des Betrachters nach, obwohl es schon längst erloschen war.
Die Prinzipa wollte ihr Entsetzen und ihre Angst hinausschreien, doch sie erstarrte: Sie hörte den Schrei schon, ehe sie ihn ausstieß. Darum schwieg sie, schloss so hastig den Mund, dass die Kauleisten aufeinanderkrachten. Der Schrei, obwohl nie ausgestoßen, hallte weiter, trieb durch die Zentrale der Space-Jet und verpuffte schließlich.
Irgendetwas geschah, etwas, das sie nicht verstand, weil ihre Sinne dafür nicht ausreichten. Was in aller Welt tat Rhodan mit der JULES VERNE? Eine Vermutung flammte in Kamukos Verstand auf, doch sie vergaß sie sofort wieder.
Wenn du wissen willst, was geschieht, dachte sie, brauchst du nur den Vektor-Helm aufzusetzen. Es ist eine einmalige Gelegenheit. Nie wieder wirst du derartige Herrlichkeit erblicken. Ein Wunder des Kosmos wartet auf dich.
Wie kam sie auf diesen Gedanken?
Mit geübter Bewegung zog sie den Vektor-Helm über; er schmiegte sich an ihren Kopf, als gehöre er an keinen anderen Ort im Universum. So war es wohl auch, denn ARCHETIM hatte sie als Trägerin der Nachtlicht-Rüstung vorgesehen und auserwählt.
Kamuko beobachtete und sah und fühlte – und verstand doch nicht.
Sie blickte durch die Außenwand der Space-Jet in den Hyperraum und in ein Etwas aus Licht und Dunkelheit, das die JULES VERNE umgab und ihre Space-Jet mit sich schleifte, obwohl sie nur halb in dieses Etwas integriert war.
Nur die Macht der Nachtlicht-Rüstung ermöglichte ihr, etwas von dem zu erhaschen, was mit ihr und der JV-1-SJ10 geschah. Sie trieb im Sog der JULES VERNE, eine kurze und ewige Nicht-Zeit lang hing sie an einem Seitenstrang des dunkel leuchtenden ndimensionalen Feldes.
Ohne etwas verändern zu können, wartete sie ab. Der Seitenstrang dehnte sich, formte sich zu einer tentakelartigen Protuberanz, die länger und länger wurde und an deren Ende die Space-Jet hin und her geschleudert wurde.
Sie peitschte im Hyperraum, in Richtungen, die es nicht gab und nie gegeben hatte. Während sie mit den Sinnen des Vektor-Helms hinausstarrte, tastete sie mit den Fingerspitzen über die Sensoren des Kommandopults und gab Befehle ein. Sie ließ alles aufzeichnen. Jede Bewegung der Jet, jede Sekunde, die verging.
Die Protuberanz bekam Löcher, aus denen Schwarzlicht waberte. Sie verästelte sich zu zwei, drei, vier hauchdünnen Zweigen, die einer nach dem anderen platzten, als immaterielle Fasern
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