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248 - Entfesselte Gewalten

248 - Entfesselte Gewalten

Titel: 248 - Entfesselte Gewalten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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flirrte.
    Je heller es im Wald wurde, desto öfter entdeckte Rulfan die gefährlichen Pilzwucherungen. An manchen Stellen hatten sie ganze Büsche niedergedrückt, an anderen bedeckten sie das Wurzelgeflecht von gleich mehreren Bäumen als geschlossene Fläche. Dem Mann aus Euree wurde unheimlich zumute.
    Nach einer Viertelstunde lichtete sich der Wald ein wenig, und schließlich erreichten sie das Dorf. Es bestand aus ungefähr zwei Dutzend Hütten, deren Wände aus armdicken Ästen gebaut und die mit Zweigen voll dichtem Laub abgedeckt waren. In gut vierzig Schritten Abstand umringten sie einen Mammutbaum, dessen Stamm wie ein Turm aus der Dorflichtung ragte. Lianen hingen aus seiner Krone teilweise bis ins Wurzelgeflecht herab.
    Als sie die Dorflichtung betraten, sah Rulfan seine Geliebte sofort. Ein Stein fiel ihm vom Herzen – sie lebte! Nackte Frauen und ein paar nackte Kinder hatten sich um sie geschart, betasteten Lays Haar und ihren Bauch. Hatte sie ihnen erzählt, dass sie schwanger war? Vielleicht, um sich zu schützen. Sie sprang auf, winkte und arbeitete sich durch die Menge, um zu Rulfan zu laufen.
    Und noch etwas sah der Mann aus Euree: Hinter ihm wucherte Pilzmasse empor und schloss sich wie zu einem Tor, das den Zugang zum Dorf verwehrte. Jetzt erst erkannte Rulfan, dass eine geschlossene Fläche aus zum Teil meterhohen Pilzwucherungen das Dorf der Wilden umgab. Wie eine Mauer grenzte der Pilz die Hütten vom Wildwald ab.
    Zarrs mächtiger Schädel zuckte hin und her – auch er begriff plötzlich, dass der rätselhafte Organismus einen Schutzwall um das Dorf bildete; einen Wall, der ihn und den weißen Mann einschloss.
    Doch die Freude, Lay wieder zu sehen, überwog erst einmal die aufkommende Sorge wegen der Pilzwucherungen. Rulfan schloss seine schwangere Geliebte in die Arme und drückte sie an sich, und die ungestüme Lay küsste ihm Hals und Gesicht ab.
    Zarr beobachtete es mit Missmut und Neid. Böse brummte und grummelte er. Chira hingegen knurrte nur in die Runde der Fremden und fletschte schon wieder die Zähne, denn inzwischen umringten die Männer des Wildwaldvolkes die drei Gefährten und die Lupa vollständig. Schweigend betrachteten die ihre Gäste. Oder ihre Gefangenen?
    Rulfan löste sich aus Lays Umarmung. Er pfiff die immer wütender knurrende Chira an seine Seite und sagte: »Gehen wir. Sie sollen die Pilzbarriere für uns öffnen, übersetz das.«
    Zarr wandte sich an die Menge der Wilden und stieß ein paar Brumm- und Zischlaute aus. Die Wilden begannen zu gestikulieren und zu palavern. Irgendwann drehte der Zilverbak sich zu Rulfan und Lay um. »Müssen kämpfen. Wollen uns nicht gehen lassen.«
    »Warum?« Rulfan runzelte die Stirn.
    »Ihr Subabak verbietet es.«
    »Ihr Häuptling?« Aus schmalen Augen musterte Rulfan einen der wilden Männer nach dem anderen. Keiner schien ihm als Rädelsführer oder Häuptling heraus zu stechen. »Wer ist ihr Häuptling?«
    »Das da.« Zarr deutete auf den Wall aus Pilzwucherungen.
    ***
    Rulfans Miene verdüsterte sich. Angewidert betrachtete er die gut anderthalb Meter hohe, wulstartige Pilzmasse vor dem Wald. Er versuchte zu begreifen was er da eben gehört hatte. »Der Pilz ist ihr Häuptling…?« Mehr als ein Murmeln wollte ihm nicht über die Lippen in diesen Augenblicken. Er war fassungslos.
    »Er beeinflusst sie«, flüsterte Lay. In ihren großen schwarzen Augen flackerte die Angst. »Der Pilz benutzt sie…«
    »Das glaube ich nicht!« Rulfan trat vor die Wilden. Wütend funkelte er sie an. »Wie kann eine Pflanze ohne Sinn und Verstand euer Häuptling sein!«, schrie er sie an. »Habt ihr denn keinen Funken Stolz mehr im Leib?!« Sie erwiderten nichts, schauten ihn nur mit einer Mischung aus Neugier und Gleichgültigkeit an. Rulfan fuhr herum und machte eine auffordernde Geste in Richtung des Gorillamutanten. »Übersetz das!«
    Zarr begann zu brummen, zu fauchen und zu zischen. Unter den Wilden brach Erregung aus. Rulfans Worte empörten sie offensichtlich. »Bist dümmer als ein Tier, sagen sie.« Der Zilverbak übersetzte das Palaver. »Hältst einen Gott für eine Pflanze. Sie stolz, dem Pilzgott zu dienen.«
    Rulfan brauchte ein paar Atemzüge, bis er die Antwort verdaut hatte. Er trat zurück zu seinen Gefährten und seufzte tief. »Sie verehren dieses Monster also tatsächlich als einen Gott?« Zarr bestätigte. »Und auf welche Weise dienen sie ihm?«
    Der Zilverbak übersetzte die Frage und kurz darauf die Antwort der

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