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248 - Entfesselte Gewalten

248 - Entfesselte Gewalten

Titel: 248 - Entfesselte Gewalten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Schleifspur führte in den Wildwald hinein. Rulfan folgte ihr und winkte den schwarzpelzigen Gefährten hinter sich her. Nach drei oder vier Schritten stieß er mit der Stiefelspitze gegen etwas Hartes. Er bückte sich danach – Lays Dolch!
    Wudan hilf! Sie werden das Mädchen doch nicht getötet haben…? Rulfan schloss die Faust um den Griff der Klinge. Sie werden sie doch nicht…?
    Chira hatte längst Witterung aufgenommen, sie lief los. Zarr und der Mann aus Euree rannten ihr hinterher. Auch ohne Chira hätte die Schleifspur ihnen den Weg gewiesen, auf dem Rulfans Geliebte verschleppt worden war. Tiefer und tiefer führte er in den Wildwald hinein.
    Sie hasteten voran. Alle zwanzig Schritte blieben sie stehen und lauschten. Nichts zu hören. Hatten die Waldleute sie abgehängt? Kauerten sie hinter Büschen und im Unterholz in Deckung und beobachteten sie? Schwer zu sagen. Chira jedenfalls schlug nicht an. Niemand in der Nähe also?
    Rulfan war sich nicht sicher, ganz und gar nicht. Auch Zarr spähte misstrauisch um sich. Nur Chira schlich unbeirrt voran. Die Sonne war längst aufgegangen und stieg allmählich in den Morgenhimmel; erste Lichtbalken stachen schon durch die Laubkronen der Urwaldriesen in den dämmrigen Wald hinein. Hier und da entdeckte der Mann aus Salisbury Pilzwucherungen, die abseits des Pfades das Buschwerk bedeckten oder sich an Baumstämmen hinaufrankten.
    Plötzlich blieb die Lupa stehen, sträubte Nacken-, Rücken- und Schwanzfell, legte die Ohren an und fletschte die Zähne. Drei Waldwilde standen sieben Schritte vor ihr auf dem Pfad. Sie gehörten zu den Angreifern! Alle drei stützten sich auf Holzspeere mit Steinspitzen.
    Rulfan packte den Säbel mit beiden Händen. »Wo ist sie?« Er wollte kämpfen für Lay, er wollte sein Leben geben für sie und das Kind. »Wo?«
    Die drei Wilden reagierten nicht. Sie sahen auch nicht so aus, als wollten sie ihre Speere schleudern.
    Zarr drängte sich an ihm und Chira vorbei. Er schwang die Keule. »Geben Frau oder sterben!«
    »Warte.« Rulfan hielt ihn fest. Überall tauchten sie nun aus dem Unterholz und zwischen Stämmen und Büschen auf. »Sie greifen nicht an.«
    Mindestens zwei Dutzend der Waldleute umzingelten sie inzwischen. Alle waren mit Gestrüpp, Lianen und feinem Wurzelgeflecht behängt, alle hatten sich mit Erde beschmiert. Chira knurrte böse. »Wo ist meine Frau?« Rulfan richtete sich auf und ließ seinen Säbel sinken. »Wer seid ihr?«
    Die drei Waldwilden auf dem Pfad zeigten auf die knurrende und zähnefletschende Chira und bedeuteten Rulfan durch Gesten, das Raubtier zu sich zu rufen.
    Rulfan pfiff durch die Zähne. Böse knurrend schob Chira sich rückwärts, bis sie sich neben dem Albino auf dem Bauch niederließ.
    Die Waldleute begannen wilder zu gestikulieren, sie stießen krächzende Laute aus. Jeder schien auf einmal mit jedem zu palavern. »Verstehst du sie?«, wandte Rulfan sich an den Zilverbak.
    »Jo. Du nich?«
    »Rede mit ihnen!« Rulfan ging nicht auf Zarrs Frage ein. »Frag sie, was sie von uns wollen!« Er fuchtelte mit dem Säbel. »Frag sie, wohin sie Lay verschleppt haben!«
    Der Gorillamutant legte seine Holzkeule auf die Schulter. Mit krächzenden, knurrenden Lauten wandte er sich an die Wilden. Die schienen überrascht, weil der Schwarzpelz ihre Sprache beherrschte. Je mehr Töne Zarr ausstieß, desto entspannter wirkten sie. Sie antworteten ruhig und ohne zu schreien oder zu zischen.
    »Wollen Frieden«, sagte Zarr schließlich. »Lay in Dorf. Sollen mitgehen.«
    »Frieden?« Rulfan schüttelte misstrauisch die weiße Mähne. »Sie haben sie entführt«, sagte er leise. »Frag sie, warum!«
    »Gehen mit«, knurrte der Gorillamutant. »Ist Lay im Dorf, alles gut.« Der Schwarzpelz schaukelte in die Richtung, in die einige der Wilden bereits marschierten.
    Rulfan traute der unerwarteten Friedlichkeit der nackten Gestalten keineswegs. Doch er wollte zu Lay. Also stapfte er hinter Zarr her. Was blieb ihm anderes übrig?
    Rechts und links von undurchdringlichem Unterholz flankiert und vorn und hinten von den Waldwilden eskortiert, folgten die beiden ungleichen Gefährten ihren Führern. Chira trottete zwischen ihnen. Manchmal bedeckte Buschwerk die Lupa vollständig, und manchmal war kaum noch ein Pfad zu erkennen. Schreie wilder Tiere und Vogelgezwitscher erfüllten den Dschungel. Aus Gestrüpp und Gebüsch stieg der Dunst dem Licht der Sonne entgegen, das hoch über ihnen in den Baumkronen der Urwaldriesen

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