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248 - Entfesselte Gewalten

248 - Entfesselte Gewalten

Titel: 248 - Entfesselte Gewalten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Mut.
    »Daa'tan wollte dich töten, Maddrax. Er verhält sich wie dein Todfeind. Ich sehne mich danach, ihn wieder zu sehen, und zugleich habe ich Angst vor dem Augenblick, wenn ihr beide euch gegenübersteht.«
    Er nickte erneut, diesmal kaum merklich.
    »Hasst du ihn, weil er dich töten wollte?«
    Er sah sie erschreckt an. »Ich hasse ihn nicht!«, sagte er heiser. »Er ist mein Sohn.«
    »Liebst du ihn denn?«, fragte Aruula zaghaft.
    Er starrte zum Frontfenster hinaus, als gäbe es dort, über den Wipfeln des Dschungels, die Antwort zu lesen. Seine Kaumuskulatur pulsierte.
    »Was wirst du tun, wenn du ihm diesmal gegenüberstehst?« Aruula flüsterte nur noch.
    Falten hatten sich zwischen Maddrax' Brauen eingegraben. Er zuckte mit den Schultern. »Ich fürchte mich genau wie du vor diesem Moment. Der…« Er schluckte und suchte nach Worten. »Der Hass in seinem Blick…« Er wandte den Kopf und sah ihr ins Gesicht. Seine Augen waren so traurig, dass es Aruula das Herz zusammenschnürte. »Du weißt nicht, was das für mich bedeutet… und ich kann es dir nicht erklären. Dich verehrt und liebt er ja wie eine Göttin.«
    »Wie eine Mutter «, korrigierte sie.
    Eine Zeitlang schwiegen sie wieder. Es war später Nachmittag. Am Horizont verwischte eine Front aus Dunstschwaden den bislang so klaren Blick. Der See.
    »Was wirst du tun?«, wiederholte Aruula ihre Frage.
    Maddrax atmete tief durch. »Wir machen alles wie abgesprochen. Wir trennen ihn von diesem verdammten Daa'muren, wir reden mit ihm, und dann bringen wir ihn nach Gilam'esh'gad. Danach sehen wir weiter.«
    »Sicher. Aber das meine ich nicht. Was wird dein Herz tun, Maddrax? Wirst du Daa'tan als Sohn annehmen können?«
    Er antwortete nicht gleich. Inzwischen rückte die Dunstglocke näher, und bald erkannte Aruula die schier endlose Wasserfläche des Victoriasees. Wie weit war es noch bis zur Wolkenstadt? Eine Tagesreise oder zwei? Sie erreichten das Nordufer des großen Gewässers.
    »Der See liegt vor uns«, sagte Maddrax. »Siehst du den Sandstrand dort unten? Lass uns landen und die Nacht dort verbringen. Ich will schwimmen gehen – und in Ruhe nachdenken.«
    ***
    Im Wildwald
    Der Kampf tobte heftig, währte aber kurz. So schnell die Wilden aufgetaucht waren, so überraschend wichen sie vor Zarrs und Rulfans Kampfkraft zurück und verschwanden wieder. Sie flohen in unterschiedliche Richtungen. Kläffend folgte Chira einem der Angreifer.
    Rulfan stemmte die Fäuste in den Waldboden. Er atmete keuchend. Im Wald hörte er einen der Wilden erst brüllen und heulen, dann jammern und röcheln. Er packte seinen blutigen Säbel, sprang auf und rannte der Lupa hinterher. Als er ihren schwarzen Körper im Unterholz zwischen Baumstämmen unterscheiden konnte, war es zu spät: Sie hatte dem Angreifer die Kehle durchgebissen.
    Der Mann aus Salisbury scheuchte die Lupa weg von dem reglosen schwarzen Körper und beugte sich über ihn. Was ihm schon während des kurzen Kampfes aufgefallen war, bestätigte sich nun: Es war kein Pilzwesen, es war ein wirklicher Mensch, der da tot vor ihm im Unterholz lag. Ein wilder Dschungelbewohner offenbar, denn er war vollkommen nackt, hatte sich mit Erde beschmiert und mit Lianen und Wurzelsträngen behängt. Genau diese Vermummung – oder diente es als eine Art Schmuck? – hatte ihm im Dämmerlicht das Aussehen eines Pilzphantoms verliehen.
    Rulfan wandte sich ab. Nein, um die Bestattung dieses barbarischen Kriegers musste er sich nicht kümmern. Der Wald und seine Lebewesen würden sich den Toten einverleiben. Er pfiff Chira zu sich und machte sich im Laufschritt auf den Rückweg zum Lagerplatz auf der kleinen Lichtung. Von fern hörte er Zarr heulende Töne ausstoßen. Lay ist etwas zugestoßen, war sein erster Gedanke. Er lief schneller.
    Rauch hing unter dem Geäst des Urwaldriesen, als er auf die Lichtung trat. Die Nacht war zu Ende, Dämmerlicht herrschte. Das Feuer brannte nicht mehr. Zarr deutete auf eine Bresche im Unterholz am gegenüberliegenden Rand der Lichtung und heulte; es klang, als würden drei oder vier Lupas in unterschiedlichen Höhenlagen jaulen. Von Lay keine Spur. Rulfan gefror das Blut hinterm Brustbein. »Was ist los?«, flüsterte er.
    »Frau weg.« Der Zilverbak deutete auf die Bresche. »Guck doch, dort!«
    Rulfan lief dorthin, wo der Grasboden aufgewühlt und das Geäst des Unterholzgestrüpps niedergetreten war. Er beugte sich über die Bresche. Blut klebte an Grashalmen und Laub: Eine

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