2481 - GÃŒnstlinge des Hyperraums
Sechs-Neun.
Latifalk Acht-Acht wandte seinen Blick von der flirrenden Membran ab.
Denn natürlich sah er es auch.
*
Latifalk Acht-Acht betrachtete den Gegenstand. Es war ein fünfdimensionaler Würfel, ein Gebilde mit 32 Ecken, zusammengesetzt aus zehn Hyperkuben.
An jeder der 32 Ecken des Würfels war eine Kette geschmiedet; die meisten dieser Ketten waren in der Wand verankert; acht von ihnen verschwanden in der Membran. Die vordersten vier hingen wie Zügel in den Schnäbeln eiserner, augenloser Vögel, deren Schwingen wie in Zeitlupe schlugen. Alle Ketten waren straff gespannt.
Latifalk Acht-Acht vermochte nicht zu sagen, wie groß der 5-D-Würfel war. Einmal schien er ihm kleiner als die Faust eines Palkari-Jungen; dann wieder erfüllte der Würfel die ganze Halle und ging endlos darüber hinaus.
Etwas saß im Würfel, eine Kreatur kauerte dort, füllte den Raum der Kuben bis an den Rand und in alle Ecken aus, trat zugleich über seine Ränder, ohne sich doch befreien zu können.
Ihr hier?
Latifalk Acht-Acht verstand die Frage, obwohl er das Empfinden hatte, eine fremde Sprache zu hören, fremd und fremdartig, unbegreiflich.
„Hast du das auch gehört?", fragte Tebaku Sechs-Neun.
„Ja", sagte Latifalk Acht-Acht. „Eine telepathische Ansprache. Vermutlich von dem Ding dort im Gehäuse." Er schob sich näher an den Würfel heran. „Sprichst du mit uns, Ding?"
Staubwesen. Zornesfeuer Eifer wider die Gegner. Zerstampfte Spreu im Mistpfuhl. Tische besudelt von gespienem Unflat. In die Grube gepfercht, blutender Mond. Verwüstung, sämtliches Geschirr zerbrochen.
„Wir verstehen dich nicht, Ding", sagte Tebaku Sechs-Neun.
Staubwesen. Jahre rollen Jahrmillionen durch die Blutrinnen heilige Pfähle das Land unter den Toten.
„Hast du einen Namen?"
„Wir verstehen dich nicht."
Pneryl. Zurück aus meiner Zerborstenheit.
„Lassen wir das Ding beiseite", schlug Tebaku Sechs-Neun mit Blick auf die Kreatur im Würfel vor. „Gehen wir einfach an ihm vorbei."
„Ich überlege, ob es noch einen anderen Weg hinüber nach Hyperende gibt." Latifalk Acht-Acht zögerte.
Ein Koffter schwebte in den Hangar ein, glitt an ihnen vorüber und an den Ketten vorbei auf die rückwärtige Wand zu. Ein Schott öffnete sich. Der Koffter verschwand, die Tore schlossen sich.
„Siehst du", sagte Tebaku Sechs-Neun.
„Kein Problem."
Er rollte an und hing Augenblicke später in den Ketten. Die Ketten klirrten wie zerbrechendes Glas. Eine plötzliche Kälte flutete den Raum. Unwillkürlich wich Latifalk Acht-Acht zurück.
Tebaku Sechs-Neun nahm einen zweiten Anlauf. Er scheiterte erneut, ohne dass die Ketten sich bewegt hätten. „Versuch du es!", forderte er Latifalk Acht-Acht auf.
Latifalk Acht-Acht rollte los. Im ersten Moment hingen die Ketten wie zuvor im Raum, weit voneinander entfernt; im nächsten Moment bildeten sie ein dichtes Netz, ohne dass sich eine von ihnen bewegt hätte. Die blicklosen Vögel schlugen träge mit den Flügeln. Alles stand still.
Latifalk Acht-Acht fuhr ein Viertel Kreisumschwung zurück. Die Ketten ließen ihn los, hingen, wo und wie sie zuvor gehangen hatten: weit voneinander.
Ein Koffter schwebte ungehindert durch den Raum, am Würfel vorbei, durch das Schott.
Latifalk Acht-Acht unternahm einen zweiten Versuch. Er verfing sich wieder in den Ketten. Es gab kein Voran.
Eine Ghulante glitt in den Hangar, ein schlangenförmiges Wesen von mehr als dreißig Metern Länge. Die Ghulante wies keinerlei sichtbare Sinnesorgane oder Körperöffnungen auf, über ihre schwarze Haut liefen blitzartige Lichtreflexe in immer neuen Mustern.
Latifalk Acht-Acht erinnerte sich: Ghulanten waren ein innovatives Produkt des Vibra-Psi in Troumerrie. Es waren noch nicht viele von ihnen im Einsatz.
Sie zeichneten als Schnittstelleningenieure dafür verantwortlich, das Zusammenwirken von niedrigenergetischen und hyperenergetischen Maschinen zu optimieren.
„Ist dies der einzige Weg nach Hyperende?", fragte Latifalk Acht-Acht die Ghulante.
„Nein", sagte die Ghulante mit einer glasklaren und akzentfreien Stimme, von der Latifalk Acht-Acht nicht erkennen konnte, womit sie sie erzeugte. „Es gibt weitere vier Übergänge zum derzeitigen Abschlusssegment. Der Aufenthalt drüben ist für T-Prognostiker jedoch nicht ratsam. Wort der dualen Kommandantur GLOIN TRAITORS."
„Wir sind nicht darüber unterrichtet, dass uns ein Besuch untersagt ist", verteidigte sich Tebaku Sechs-Neun.
„Untersagt
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