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2482 - Der ewige Kerker

Titel: 2482 - Der ewige Kerker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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großspurigen Verheißungen und angeblichen Sensationsmeldungen.
    Aus psychologischer Sicht ein leicht erklärbares Phänomen: Die Besatzungsmitglieder des Hangay-Geschwaders, das den Stützpunkt Win-Alpha eingerichtet hatte und seit bald einem Jahr betrieb, gierten nach Neuigkeiten, nach Abwechslung von der täglichen Routine. Wichtigtuer, Spaßvögel oder sonstige einsame Seelen machten sich das schamlos zunutze.
    Allerdings lautete die mitgesandte Kennung Djato-B3. Und Hajmos barnitischer Freund war zwar für ein loses Mundwerk und einen recht derben Humor berüchtigt, jedoch gewöhnlich kein Dampfplauderer.
    „Ich setze zwei Schokoladenpfannkuchen mit Sirup", antwortete er schriftlich. Djato liebte Süßes. „Wo steckst du?"
    „Im Orbit", kam umgehend retour.
    „Kann dir ein Shuttle schicken. Hast du Zeit?"
    Siderip bejahte und fügte die Koordinaten seines Aufenthaltsorts an. Er hatte Zeit, mehr als genug, und war leider keineswegs unabkömmlich.
    Seit ESCHERS Aufbruch zur 8000 Lichtjahre entfernten Kernzone Hangay waren fünf Monate vergangen, in denen sich nicht viel getan hatte. Sicher, die wissenschaftlichen Sektionen übertrumpften einander nach Kräften mit Auswertungen, Hochrechnungen und Prognosen. Aber all diese Erkenntnisse brachten die terranische Expedition in Wahrheit keinen Schritt weiter.
    Dao-Lin-H’ay, die unsterbliche Kartanin, die das Kommando führte, verbreitete unermüdlich Zuversicht und motivierte die Mannschaft, positiv zu denken. Immer wieder betonte sie, dass jeder Tag, den ihr Brückenkopf mitten im Feindesland unentdeckt blieb, als Erfolg zu werten war.
    Das stimmte zweifelsohne. Trotzdem fühlte sich Hajmo unnütz.
    Wegen der Abgeschiedenheit des Stützpunkts herrschte wenig bis gar kein Bedarf für einen auf Feldforschung spezialisierten Xenospychologen. Die RICHARD BURTON operierte nur im Winola-System und in dessen nächstem Umkreis. Nach dem Ausbau der Parapositronik hatte das Flaggschiff des Hangay-Verbandes zwar weder Reichweite noch Kampfkraft eingebüßt – wohl aber die Orientierungsfähigkeit in der Proto-Negasphäre.
    Alle anderen Einheiten hatten diese Orientierungsfähigkeit nie besessen und beschränkten sich deshalb ohnehin auf kurze Flugetappen. Zumal die physikalischen Bedingungen in Hangay immer schwieriger wurden.
    Mit anderen Worten: De facto traten sie auf der Stelle.
    Als einzig voll bewegliches Raumfahrzeug der LFT in Hangay stand die SOL zur Verfügung: Sie pirschte, mit Atlan und Ronald Tekener an Bord, auf unentwegter Beobachtungsmission rings um den Kernwall Hangay. Irgendwann diese Woche sollte das Hantelschiff für einen kurzen Zwischenstopp nach Winola III zurückkehren.
    Selbst wenn die SOL aller Wahrscheinlichkeit nach keine neuen, bahnbrechenden Funde mitbrachte – ihre Ankunft wurde sehnlich erwartet.
    Hauptsache, irgendetwas passierte, was half, dem tristen Alltag zu entfliehen.
    Selbstverständlich organisierte die Psychologische Abteilung regelmäßig Veranstaltungen, vom Kantinenquiz über sportliche Meisterschaften bis zum groß angelegten Karaoke-Wettbewerb. Doch haftete diesen gut gemeinten Aktivitäten unweigerlich der schale Nachgeschmack von Beschäftigungstherapie an.
    Zerstreuung und Ablenkung hielten nie lange vor. Zu aussichtslos war letztlich ihre Lage, falls sie nicht in naher Zukunft einen entscheidenden Durchbruch erzielten.
    Gewiss, die Angehörigen des Hangay-Geschwaders durften stolz auf sich sein. Sie hatten die tödliche Barriere rings um die Galaxis überwunden, hatten wie geplant einen Stützpunkt angelegt; und nun verstärkten sie diese Bastion, so gut es ging.
    Im vollen Bewusstsein, dass sie, sosehr sie sich auch anstrengten, stündlich weiter ins Hintertreffen gerieten.
    Denn die Terminale Kolonne TRAITOR erzielte zur selben Zeit, völlig unbedrängt, nach Belieben ihre Fortschritte.
    Die Genese der Negasphäre Hangay schritt voran; wie es schien, unaufhaltsam.
     
    *
     
    Der Flugpanzer, der als Shuttle fungierte, landete auf dem Grasdach des Südwürfels. Das Schott glitt auf, und Hajmo stieg ein.
    Er freute sich sehr, als er sah, wer den Shift steuerte. „Jawna!", rief er aus. „Ich grüße dich. Das nenne ich mal eine willkommene Überraschung."
    Major Jawna Togoja, Koko-Interpreterin der BURTON und darüber hinaus Verbindungsoffizierin zu den 85.000 Posbis, die den weiten Flug aus der Milchstraße nach Hangay mitgemacht hatten, erwiderte den Gruß. Zugleich startete sie mit Vollschub; obwohl sie dabei nicht

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