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2482 - Der ewige Kerker

Titel: 2482 - Der ewige Kerker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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münzgroße, schmorende, schwärende Wunden.
    Säure.
    Hätte sie, wie es ursprünglich ihre Absicht gewesen war, davon getrunken ... Der Schock währte nicht lang.
    Aus hitzigem Zorn wurde Wärme und ansatzweises Verstehen.
    Sie lächelte matt. Das Startsignal war gegeben. Eine neue Runde des ewigen Spiels hatte begonnen.
     
    *
     
    Den Durst ebenso missachtend wie den Hunger, der sich mittlerweile hinzugesellt hatte, sah sie sich in der Versorgungsnische um.
    Die meisten Vitrinen waren versperrt, die zugehörigen Schlüssel auf den ersten Blick nirgends zu entdecken. In der einzigen Lade, die sich herausziehen ließ, lag eine speckig glänzende Schatulle, an deren Oberseite verschiedenfarbige Edelsteine ein gleichseitiges Sechseck bildeten.
    Probehalber tippte sie auf den blutroten, dann auf den meerblauen Kristall. Wie erwartet, gaben die Steine um einige Millimeter nach, leuchteten kurz auf und schnellten sogleich in die Ausgangsposition zurück.
    Sie seufzte. Sich länger damit zu befassen war sinnlos, solange sie keine Anhaltspunkte hatte, wie oft und in welcher Reihenfolge sie die sechs Kristalle drücken musste, um den Verschluss zu entriegeln.
    Kodes, Zahlen- und Farbenrätsel: Ja, so etwas liebte ihr Herr.
    Sie drehte das Behältnis um. Auf der Unterseite waren schnörkelige Buchstaben eingraviert, die sie lesen konnte: Wer nicht fähig ist zu morden, hat kein Leben verdient. Nichts klingt süßer als die Litaneien Todgeweihter – aber bedenke, dass du deren Klagen kein zweites Mal vernimmst!
    Mit dem Knie schob sie die Lade wieder zu. Nachdem sie die Schatulle neben dem Heißgetränkespender abgestellt und sich vergewissert hatte, dass sie keine sonstigen, derzeit in diesem Teil des Zimmers zugänglichen Fundstücke, schriftliche oder symbolische Hinweise übersehen hatte, begab sie sich in den angrenzenden Hygienebereich.
    Hier war es kalt. Von der Decke der Duschkabine, die durch eine Milchglasscheibe abgeschirmt wurde, hing ein Stalaktit aus Eis. Der Tropfstein mochte nicht viel kleiner sein als sie selbst, und oben war er deutlich dicker als sie um die Hüfte. Er gab viel Kälte ab.
    Obwohl sie bald fror in ihrer dünnen Kleidung, durchsuchte sie die Hygienezelle akribisch. Zwischen dem Bidet und der Wand fand sie ein leicht angerostetes, handtellergroßes Zahnrad, hinter einer losen Kachel ein zweites.
    Während sie darüber nachdachte, was sie mit den klobigen, anachronistischen Maschinenteilen anfangen sollte, betrachtete sie sich im Spiegel. Vorher hätte sie nicht sagen können, wie sie eigentlich aussah. Dennoch überraschte es sie nicht, dass ihr Gesicht aus achteckigen, strohfarbenen Hautplättchen bestand, die wegen der Kälte rasch pulsierten.
    Der dünne, gazeähnliche Hautfilter ihrer Atemöffnung knisterte bei jeder Bewegung. Die beiden Augen, dunkelrotbräunliche, starre Murmeln, standen so weit seitlich hervor, dass sie einen Blickwinkel von 180 Grad erlaubten.
    War sie schön oder hässlich? Sie vermochte es nicht zu beurteilen. Empfanden andere Angehörige ihres Volkes den kleinen lippenlosen Mund inmitten des breiten Kinns als ästhetisch oder abstoßend missraten?
    Keine Ahnung. Sie wusste nicht einmal, welchem Volk sie entstammte; geschweige denn, wie ihr eigener Name lautete.
    Auf Fingerdruck glitt der Spiegel auseinander und gab ein Regal frei. Es war lose bestückt mit Tuben und Tiegeln. Gemäß den Aufschriften handelte es sich um Produkte zur Reinigung und Körperpflege.
    Gerne hätte sie die eine oder andere Creme benutzt, da sie sich schmuddelig fühlte und ihre Hautoberfläche an mehreren Stellen juckte. Aber nach dem Erlebnis mit der Säure, die sie beinahe getrunken hätte, scheute sie davor zurück.
    Ein grellbuntes Puderdöschen erweckte ihre Aufmerksamkeit. Das Etikett verhieß in reißerischen Lettern: Noon-Qlight – bringt sogar Stumme zum Sprechen!
    Sie stutzte, war sich fast sicher, dass dies eine Assoziation auslösen sollte.
    Doch so sehr sie in sich hineinhorchte, ihr Gedächtnis blieb blank, gelöscht, schmerzhaft leer.
    Zugleich ahnte sie, dass sie sich deshalb nicht sorgen musste. Das gehörte zum Spiel. Langsam, Schritt für Schritt, würde sie mehr erfahren, und dabei ihre Erinnerung, ihre Persönlichkeit, ihr Ich zurückgewinnen.
     
     
    Erste Ebene:
    Baustelle
     
    „Wetten wir, ich kann dir etwas zeigen, was du noch nie im Leben gesehen hast?"
    Hajmo Siderip zog einen Flunsch.
    Der Kurznachrichten-Speicher seines Interkoms quoll über vor

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