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2483 - Die Nadel des Chaos

Titel: 2483 - Die Nadel des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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reduziert und dann an einen Ort ohne Wiederkehr verbannt.
    Jenseits von Athaniyyon.
    Savoire versuchte erneut, die Daten zu lesen, gab aber nach zwei, drei Sekunden wieder auf, starrte auf die Akkretionsscheibe vor ihm. Praktisch ununterbrochen stürzte Materie mit hoher Geschwindigkeit auf das Schwarze Loch zu, wurde dabei erhitzt und emittierte einen Teil seiner Masse in Form von Gammastrahlung. Extrem beschleunigtes Plasma jagte mit unvorstellbarer Geschwindigkeit, scheinbar Blasen schlagend, sich aufblähend und wieder zusammenfallend, auf die Scheibe zu. Es stammte von anderen Sonnen, die in absehbarer Zeit dem Schwarzen Loch zum Opfer fallen würden und bereits jetzt Materie verloren, die zu der unfassbaren Scheibe strudelte und dort schließlich weiter mitgerissen wurde.
    Diese Himmelskörper waren keineswegs die ersten, die dem Schwarzen Loch zum Opfer fallen würden. Athaniyyon hatte sich offenbar erst vor Kurzem eine Reihe von Sternen einverleibt und lief nun zu beachtlicher Aktivität auf. Ober- und unterhalb der Akkretionsscheibe entsprangen gebündelte gleißende Jetstrahlen, die sich über mehrere hundert Lichtjahre ausdehnten.
    Sie bestanden aus Gas und Plasma, das das Schwarze Loch aus der rotierenden Scheibe angesammelt hatte. Nur ein Teil der Scheibenmaterie erreichte das Black Hole, der andere Teil strömte senkrecht zur Rotationsebene weg.
    Athaniyyon stieß die Materiestrahlen nahezu mit Lichtgeschwindigkeit aus; spiralförmig angeordnete Magnetfeldlinien sorgten für ihre Bündelung. In ihnen wurde ein Teil der verschlungenen Materie in Energie umgewandelt und als sehr starke und sehr harte Gammastrahlung oder Teilchenstrom weggeschleudert. Immer wieder trafen sie in größerer Distanz auf interstellare Materie und erzeugten dabei Stoßwellen und Regionen, in denen sich stark ionisierte Wolken mit hohen Geschwindigkeiten bewegten.
    Savoires Verstand drohte bei dem Anblick den Dienst zu versagen, obwohl der eigentliche Ereignishorizont eine ganze Strecke weit entfernt war. Endlich gelang es ihm, das Auge zu schließen, sich zu zwingen, tief durchzuatmen.
    Sich zu beruhigen, sich nicht mehr von den visuellen Eindrücken leiten zu lassen, sondern das, was er vor sich sah, ruhig und nüchtern zu analysieren.
    Irgendwann öffnete er das Auge wieder und richtete den Blick auf die Datenholos.
     
    *
     
    Nicht hinsehen!, mahnte er sich. Nicht die Bilder betrachten! Nur die Daten lesen!
    Aber das Denken fiel ihm schwerer denn je. Hier in der Kernzone von Hangay erreichte das Vibra-Psi eine bereits fast schmerzhafte Intensität, gegen die er kaum ankämpfen konnte.
    Er zwang sich, den Blick bewusst von dem Schwarzen Loch fernzuhalten, sich auf die Umgebung zu konzentrieren.
    Im direkten Zentrum der Galaxis lag der Abstand der Sterne deutlich unterhalb von einem Lichtjahr, auch wenn ihr Leuchten gegenüber dem der Akkretionsscheibe verblich. Und die Sonnen waren nicht gleichmäßig angeordnet. Je näher man dem eigentlichen Zentrum kam, desto geringer wurden die Abstände zwischen ihnen, bis es sich letztlich nur noch um Lichtwochen oder gar -tage handelte.
    Schon allein damit war eine konventionelle Strahlung von beachtlicher Stärke verbunden. Elektromagnetische Strömungen durchdrangen das Gefüge der Raumzeit, Partikel vereinigten sich zu gewaltigen Flüssen, die es zusätzlich aufwühlten.
    Hinzu kamen, wie Savoire wusste, obwohl er als Kybernetiker nicht gerade ein Fachmann war, die allgemeinen hyperphysikalischen Aspekte. Ein starker Hyperorkan tobte, wie eigentlich fast immer im Zentrum einer Galaxis. Überschlagblitze rissen den Raum auf, unbegreifliche Gravitationskräfte schlugen auf Sonnen und Planeten ein und drohten sie zu zerreißen. Die natürliche Folge der Sternendichte und des allgemeinen Strahlungspegels im galaktischen Zentrum belastete das Gefüge der Raumzeit zusätzlich fast bis zur Überbeanspruchung.
    Die Daten!, dachte Savoire wieder.
    Nur die Daten!
    Abstrakte Zahlen würden ihm helfen, das Unfassbare zu verstehen.
    Das riesige Schwarze Loch hatte bereits über 16 Millionen Sonnenmassen in sich vereinigt. Sein Schwarzschildradius betrug fast 48 Millionen Kilometer, der Durchmesser des Ereignishorizonts also rund 96.
    Das entspricht fast dem Abstand von der Sonne bis zur Venus!, machte Savoire sich klar, um sich dann beinahe sofort wieder zur Ordnung zu rufen: Nur die Daten, Laurence! Sieh nicht hin! Nur die Daten!
    Er kniff das Auge zusammen und las, gezwungen unbeteiligt, als

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