2483 - Die Nadel des Chaos
eine Sekunde. Keine zehn Meter von ihnen entfernt explodierte ein Terminal. Der Schutzschirm ließ schmelzendes Metall abprallen.
Der Avatar bewegte sich wieder. „ESCHER hat Zugriff!", sagte er und griff nach dem Ersten Kybernetiker.
Noch während der Kosmitter mit ihm teleportierte, wurde Dr. Savoire klar, dass sie im Augenblick nichts mehr zu befürchten hatten. Selbst wenn die vordringenden Kräfte TRAITORS sie entdeckt haben sollten, würde ihre Ortung unspezifisch sein, und in ein paar Sekunden würde es hier nichts mehr geben, was ihre Entdeckung spezifizieren konnte.
Sie selbst auch nicht mehr!, dachte er mit aufkommendem Entsetzen.
*
Dr. Savoire und Isokrain materialisierten gerade rechtzeitig in ESCHERS Schaltzentrale, um auf den Holos mitzuerleben, wie die Halle des entscheidenden Knotenrechners von 685943-Qw in einer gewaltigen Explosion verging.
Der Glutball, der sich dort ausdehnte, war so gewaltig, dass der Kybernetiker einen Augenblick lang befürchtete, die Außenhülle der Nadel des Chaos würde in Mitleidenschaft gezogen werden.
Oder es vielleicht auch erhoffte. Denn wenn die Gewalten des Schwarzen Lochs in GLOIN TRAITOR eindrangen und das Werk fortsetzten, die Generatoren vernichteten, die die Schutzschirme mit Energie versorgten, und die Nadel von der urtümlich starken Gravitation eingefangen werden würde ...
Aber das geschah natürlich nicht. Die Parapositronik hatte recht behalten; GLOIN TRAITOR war viel zu gut gesichert, um durch einen so verhältnismäßig kleinen Zwischenfall gefährdet zu werden.
„Unser Einsatz war erfolgreich", stellte der Kosmitter zufrieden fest.
„ESCHER hat endlich die eigentliche Schaltung auslösen können, die die Parapositronik vorbereitet hat. Der Elementar-Quintadimtrafer wurde in Mitleidenschaft gezogen. Und gleichzeitig haben die Verwüstungen in der Sektion die wichtigsten Spuren beseitigt, zumindest aber wirksam unkenntlich gemacht."
Savoire pflichtete ihm bei. Warum sich ausgerechnet in diesem Fort eine solche Katastrophe ereignet hatte, würde sich niemals nachvollziehen lassen, und auch nicht, ob die Maschinen selbst schadhaft oder falsch programmiert gewesen waren. Oder ob die Schuld vielleicht sogar bei den sieben T-Prognostikern lag, die man irgendwann später leblos auffinden würde.
ESCHER bildete auf Dutzenden von Holo-Displays hektische Betriebsamkeit ab. Die Bilder beschränkten sich nicht auf den völlig zerstörten Sektor, sondern wurden aus wahllos gewählten Bereichen in der gesamten Nadel des Chaos eingespielt.
In ganz GLOIN TRAITOR herrschte Vollalarm! Man hatte Schwankungen im Energiefluss des Elementar-Quintadimtrafers festgestellt, über deren Ursache absolutes Rätselraten herrschte. Solch einen Vorfall hatte es vielleicht während der gesamten Geschichte der Terminalen Kolonne noch nie gegeben.
Die Holos zeigten einen Terminalen Herold, der unverständliche Anweisungen schrie. Einen Dual, der die Beherrschung verlor und einen Mor’Daer mittels Endogener Qual tötete. Einen Ganschkaren, der hilflos an seiner großen randlosen Datenbrille fummelte und wie ein kleines Kind nach KOLTOROC rief.
„Die Auswirkungen unserer Aktion sind schwerwiegender, als ESCHER errechnet hat", sagte Isokrain. „So viel steht jetzt schon fest. Von vornherein war der Parapositronik zwar klar, dass wir den Grenzwall und Kernwall damit nicht zum Erlöschen bringen konnten.
Das lag nicht einmal eine Sekunde im Bereich des Möglichen. Die Schwankungen, die ESCHER ausgelöst hat, bewegen sich vermutlich im Promillebereich. Doch die Auswirkungen auf die Wälle dürften durchaus stärker ausfallen, als die Parapositronik kalkuliert hat."
„Ausgezeichnet", sagte Savoire zweifelnd. Er hätte gern Gewissheit gehabt. „Je mehr Auswirkungen, desto besser!"
Die Tätigkeit des Elementar-Quintadimtrafers pendelte sich im Verlauf der nächsten knappen Stunde wieder auf normale Werte ein. Und die Holos, die ESCHER unentwegt einspielten, zeigten, dass im ausgebrannten Sektor 685943Qw wieder Ruhe einkehrte.
Die allerdings nicht lange währte.
Binnen kürzester Zeit liefen in den zerstörten Sektionen akribische Untersuchungen an. Auf den dreidimensionalen Darstellungen waren Heerscharen von Ganschkaren, Awour, Mor’Daer und anderer Völker zu sehen, die die Trümmer durchsuchten und praktisch jedes Partikel umdrehten, das die Thermo-Hölle einigermaßen überstanden hatte.
Die Parapositronik beobachtete alles, griff jedoch nicht ein,
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