2493 - Der Weltweise - Leo Lukas
entschied Avorru, der einzige Mor'Daer vom Rang eines Kalmors in diesem Sonnensystem. Er wandte sich wieder seiner lasziven Gespielin zu.
Abermals unterbrach ihn der ganschkarische Daerba, der die Funkstation betreute. »Soeben stellt sich heraus, dass es zwei Peaks waren, Herr Kommandant; simultan. Wir haben den ungleich stärkeren verzögert registriert, weil sämtliche Sonden im hohen Orbit ausgefallen sind. Deshalb verfügen wir derzeit auch nur über normaloptische Aufnahmen. Mit Verlaub, du solltest sie dir trotzdem ansehen.«
Avorru verabreichte seinem drallen Freizeitvergnügen einen Klaps auf den knackigen Po, dass es klatschte, dann drehte er sich zum Monitor um - und setzte sich ruckartig kerzengerade auf.
»Soll das ein Scherz sein?«, fauchte er ins Mikrofonfeld.
»Nichts läge mir ferner, Herr Kommandant. Bitte entschuldige die grobe Auflösung, aber es handelt sich um rohe, noch unbehandelte Daten, aufgrund der von unserer unmaßgeblichen Warte aus angenommenen Dringlichkeit ...«
»Schweig!« Avorru leckte mit der Zunge über sein Gesicht. Reste von Schuppenschminke würden sich garantiert nicht gut machen auf Dokumentarbildern historischer Ereignisse.
Er schloss den Kragen der Uniformjacke. »H-hm. Rechtzeitig Schlussfolgerungen zu ziehen«, sagte er würdevoll in Richtung der Kamera, »hat man uns Führungskräfte der Terminalen Kolonne TRAITOR gelehrt. In kritischen Lagen wie dieser erbringen wir den Beweis, dass die Unterweisungen gefruchtet haben.«
Nifolarqe kicherte dämlich, schwang die Hüften und präsentierte ihm kokett den vom transparenten Slip kaum verhüllten Steiß. Nichts hätte Avorru in diesem Moment weniger interessiert.
»Da zwischen den beiden angemessenen, außergewöhnlichen SHF-Emissionen aller Wahrscheinlichkeit nach ein ursächlicher Zusammenhang besteht«, sagte er gemessen, »setze ich hiermit sechs Aufklärungsgleiter in Marsch, die zufällig gerade im betroffenen Sektor eine Truppenübung abhalten. Deren Besatzungen haben unverzüglich ihre bisherige Tätigkeit einzustellen und die vorliegenden Koordinaten anzufliegen.«
Eine Barriere aus Felsblöcken versperrte ihm den Weg.
Laurence Savoire überlegte. Sollte er versuchen, darüber hinwegzuklettern? Oder sich nach links wenden, ins Landesinnere? Oder doch lieber umkehren, um Alan-Bari und die anderen zu betreuen?
Er war geschätzte eineinhalb Kilometer den paradiesisch unberührten Strand entlanggelaufen, ohne etwas von Bedeutung zu entdecken. Vielleicht hatte er die falsche Seite erwischt.
Also zurück?
Schon wollte er sich wieder in Bewegung setzen, da hörte er ... Stimmen! Aufgeregte Rufe, zu weit entfernt, als dass er etwas Konkretes verstanden hätte. Jedoch klang es nach Menschen, die sich auf Interkosmo unterhielten.
So schnell er konnte, stieg Savoire die Geröllhalde zwischen Düne und Felsen hinauf. Keuchend oben angelangt, schlug er die Richtung ein, aus der die Stimmen kamen.
Das violette Gestrüpp hatte Dornen, die seine Schenkel blutig ritzten. Zwischen den Bäumen kam er besser voran, wenngleich das Unterholz tückisch war und er aufpassen musste, sich nicht den Fuß zu verknacksen. Schließlich lichtete sich der Wald.
Laurence Savoire trat ins Freie ...
... und blickte auf eine annähernd kreisrunde, mehrere hundert Meter durchmessende Lagune. Sie wurde von einem Landstreifen unterschiedlicher Höhe und Breite umschlossen. Wo dieser nicht bewaldet war, flimmerte dahinter, im Sonnenlicht, das endlos weite Meer.
Sie befanden sich also auf einer ringförmigen Insel; genauer genommen: einem Atoll. Am Rand der Lagune stand eine Gruppe unbekleideter Menschen, erregt gestikulierend.
Die meisten drehten Savoire den Rücken zu. Aber eine Frau sah sich gerade um, als suche sie etwas. Sie hatte dunkelbraune Haut und reizvoll damit kontrastierendes, rostrotes, beinahe hüftlanges, zu einem lockeren Zopf geflochtenes Haar.
Er kannte sie, noch aus der Universität von Terrania: Sybel Bytter, eine absolute Koryphäe auf dem Gebiet der Fünf-D-Mathelogik.
Und der kahle, füllige Mann mit dem schlohweißen Vollbart neben ihr war der Parapsychologe Wilbuntir Gilead, seinerzeit ebenfalls unter den akademischen »Top Vierzig« des Solsystems gelistet. Die beiden hatten sich gemeinsam dem ESCHER-Projektteam angeschlossen.
Während er den Hang hinabrannte, machte sich Savoire durch Rufen und Winken bemerkbar. Nun drehten sich weitere Terraner ihm zu. Er blickte in vertraute Gesichter: samt und sonders
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