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2493 - Der Weltweise - Leo Lukas

2493 - Der Weltweise - Leo Lukas

Titel: 2493 - Der Weltweise - Leo Lukas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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den Weltweisen zu schützen, seinen verletzlichen Körper am Leben zu erhalten ... und ihn möglichst bald wieder zu Bewusstsein zu bringen.«
    Gelang dies, meinte Savoire, und gewann das uralte Quallenwesen auch sein Denkvermögen zurück - dann konnte hoffentlich der zündende Funke zur Wiedervereinigung des WELTWEISEN als höhere, geistige Wesenheit erzeugt werden.
    Inzwischen hatte Astuins Suchtrupp einen Bereich der Lagune ausgeforscht, in dem die Wassertiefe etwa vier, fünf Meter betrug. Die Distanz von etlichen Dutzend Metern dorthin würde nicht leicht zu überwinden sein.
    Merlin Myhrs Gruppe brachte aus dem Wald armdicke, bambusartige Stangen, die sie mit Steinen abgeschlagen hatten. Die stabilen Pfähle wurden unterhalb des Gallertkörpers schräg in den Boden gerammt, langsam aufgerichtet und nach vorne gepresst.
    Astuin und einige andere zerrten vorsichtig an den Tentakelauswüchsen, und allmählich, Zentimeter für Zentimeter, rutschte der mächtige Leib in die gewünschte Richtung.
    Es war Schwerstarbeit.
    Immer wieder mussten sie von Neuem ansetzen. Aber mit vereinten Kräften schafften sie es, den Weltweisen ins tiefere Wasser zu wuchten, wo er tatsächlich, getragen vom eigenen Auftrieb, schwamm.
    »Du hattest recht, Chiranjeeva«, sagte Savoire, der die ganze Prozedur lang Hautkontakt gehalten hatte. »Er erholt sich ein wenig. Ich spüre, dass die unmittelbare Lebensgefahr vorüber ist.«
    Erschöpft, aber glücklich umarmten Sybel und Wilbuntir einander. »Sollten wir nicht«, hauchte er ihr neckisch ins Ohr, »unsere wiedergewonnene Körperlichkeit ausnützen, solange wir noch darüber verfügen?«
    Sie verdrehte die Augen ... und bemerkte am Himmel, weit hinter ihrem Partner, sechs schwarze Punkte, die rasch größer wurden. Die Bauweise war unverkennbar.
    Ihnen näherte sich ein Geschwader von Gleitern der Terminalen Kolonne!
    *
     
    Etwas rumorte in seinem Bauch. Matheux Alan-Bari benötigte ein Weilchen, um das unangenehm bohrende Gefühl richtig einzuordnen.
    Kurz schnürte ihm Panik die Luft ab. Ging die Zentrumspest ins letzte, letale Stadium über? Verwandelten sich seine Eingeweide in Kristallstöcke, sodass er von innen heraus erstarrte und elend zugrunde ging?
    Dann erinnerte er sich. Nein. Er litt bloß unter einer ärgerlichen Nebenerscheinung des Stoffwechsels. Sein Nervensystem informierte ihn darüber, dass er sich in naher Zukunft verköstigen sollte.
    Trivialer ausgedrückt: Er hatte Hunger.
    Matheux empfand dies als Rückfall.
    Das Verlockendste an ESCHERS Angebot, sein psychisches Potenzial der Parapositronik einzugliedern, war gewesen, dass er sich danach nie mehr um die Aufrechterhaltung irgendwelcher widriger Lebensfunktionen kümmern musste.
    Nur noch rechnen: kalkulieren, extrapolieren in mathematischen Dimensionen, die seinem engstirnigen Denken sonst verwehrt geblieben wären.
    Damals hatte er mit der materiellen Existenz gebrochen. Gerne; er bereute den Entschluss keine Sekunde. Umso weniger, als die Parapositronik ihre Mission erfüllt hatte und der WELTWEISE die personalen Bewusstseine der Prozessoren kollektiv in sich eingliederte.
    Nun aber sollte Matheux dazu verdammt sein, doch wieder seine abgenutzte, ausgeleierte, fadenscheinige Hülle durch ein primitives, vollkommen uninteressantes Gelände zu schleppen? Diesen ... Balg zu füttern? Zu hegen, zu reinigen?
    Ekelhaft. Schon die aufgezwungene Regelmäßigkeit des Atmens verdross ihn.
    Nicht einmal in Ruhe vor sich hin brüten und diese unwillkommene Wendung seines Schicksals beklagen durfte er. Die pralle Sonne verursachte ihm Schweißausbrüche, Wallungen, Kopfschmerzen. Notgedrungen hievte er sich hoch und taumelte, jede unbeholfene Regung seiner Extremitäten verachtend, weg vom Strand, in die schattige Kühle des Waldes.
    Eben hatte er sich an einen Baumstamm gelehnt, dessen kratzige Borke den Juckreiz zwischen seinen Schulterblättern milderte, da entstand im näheren Umfeld Hektik.
    »Feindsichtung!«, plärrte jemand. »Kolonnen-Einheiten im Anflug. Versteckt euch!«
    Matheux erhaschte Impressionen von nackten Menschen, die durchs Gehölz stoben, sich in Felsritzen zwängten, mit bloßen Händen Gruben aushoben, sich hineinlegten und mit Zweigen bedeckten ... Wie lächerlich ihm dieses Gebaren erschien!
    Er blieb stehen, ungerührt, trotzig. Was hatte er zu verlieren außer unverschuldeter Beschwernis?
    Sturm rüttelte an den Wipfeln. Luftverdrängung; Wirbel, die ein Fluggerät auslöste, das von hoher

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