2494 - Retroversion
Koordinator ist und sonst nichts. Das geheimste aller geheimen Projekte durfte auf keinen Fall vorher ruchbar werden. Mit anderen Worten, KOLTOROC ist bis zuletzt in der Lage, es zu verhindern. Und wenn er es weiß, wird er kommen, egal, in welchem Zustand er sich befindet.
»Die zusätzlichen Energien kommen von uns!«, fuhr Fawn Suzuke fort. »Wir bringen uns in die Retroversion von Hangay ein.«
»Es ist also wie in Tare-Scharm«, sagte Rhodan. »Dort hat ARCHETIM sich geopfert, hier ist es der Nukleus.«
»O nein!« Fawn trat ihm entgegen, fuchtelte mit ihren zarten Händen vor ihm in der Luft herum, zerrte dann ein wenig verlegen an ihrem Pullover. »Es ist kein Opfer. Es ist die Erfüllung. Wir haben so viel von ARCHETIMS Energien in uns aufgenommen, wie es ging. Jetzt bringen wir sie ein, führen sie dem ultimaten Zweck zu. Das ist für uns die Krönung unserer Existenz, und es ist ein zweiter Triumph ARCHETIMS.«
Rhodan dachte an die Bewusstseine der 34.000 Monochrom-Mutanten, die in dem geistigen Kollektiv aufgegangen waren. Für sie bedeutete es das Ende ihrer Existenz als individuelle Bewusstseine. Sie freuten sich darauf.
»Wir wünschen euch alles Gute, viel Glück. Fühlt euch wohl, in welcher Form auch immer ihr existieren werdet«, sagte Rhodan im Namen aller.
Fawn sah ihn aus großen Augen an. In ihrem Gesicht arbeitete es. »Das werden wir tun. Ganz gewiss werden wir das tun.«
Ihre Gestalt wurde durchsichtig. »Grüß Marc von mir, ein letztes Mal!«, verstand er die gehauchten Worte. »Er war mein Anker in diesem Universum, und solange ich existiere, wird er bei mir sein.«
Dann war Fawn Suzuke verschwunden. Und mit ihr der Nukleus.
Für immer.
Zwischenspiel
In der Dualen Metropole
Insektoide Schatten huschten durch den Saal. Orangefarbenes Licht erhellte ihn ein wenig und schuf eine Atmosphäre der Dämmerung und Behaglichkeit. Die Schatten verteilten sich an den Wänden, veränderten ebenso wie die sie erzeugenden Gestalten ihre Form und verwandelten sich in hohe, ovale Gebilde. Hunderte String-Legaten reihten sich als Spiegel um eine dunkle Wolke, die in der Mitte des fensterlosen Saals schwebte, wuchtig, wogend, sich mal in diese, mal in jene Richtung ausdehnte. Die Spiegel eröffneten ihr Einblick in Vorgänge und an Orte in der Nähe und der Ferne.
Die Wolke verströmte Düsternis, Unheil, Untergang. Sie trug einen Namen: KOLTOROC.
Die Duale Metropole bildete sein Refugium. Dorthin hatte er sich zurückgezogen, um sich von dem Psionischen Schlag zu erholen, den ihm ein unbekannter Gegner beim Angriff auf einen abtrünnigen Quell-Klipper zugefügt hatte.
KOLTOROC spürte die Lähmung in sich, die sich wie Gift in seinem Bewusstsein ausgebreitet hatte. Sie wirkte nachhaltig, aber sie schwand mit jedem Tag ein wenig. Bis er sich vollständig erholt hatte, würde noch einige Zeit vergehen.
Immerhin - er konnte sich wieder bewegen und schweben, er konnte die Inhalte begreifen, die ihm die Spiegel zeigten. Dieses Mal zeigten sie aus verschiedenen Perspektiven Dinge, die sich in der Akkretionsscheibe von Athaniyyon abspielten. KOLTOROC sah GLOIN TRAITOR, die unter dem schweren Feuer eines neuartigen Waffensystems in Agonie fiel und den Flammen der Ordnungsphysik zum Opfer fiel.
KOLTOROC bäumte sich auf. Es kostete ihn viel Kraft, und es warf ihn in seiner Erholung zurück. Die Galaktiker aus der Milchstraße hatten GLOIN TRAITOR vernichtet!
Und zu allem Überfluss durch das schlimmste aller Übel, das Erinnerungen an Ereignisse in tiefster Vergangenheit weckte:
CHEOS-TAI, der GESETZ-Geber mit den exekutiven Fähigkeiten. Das war der Impulsgeber, die Waffe, die jeder entstehenden Negasphäre den Todesstoß versetzen konnte. Damals in Tare-Scharm war sie schwer beschädigt verschwunden, unauffindbar oder vernichtet, wie KOLTOROC geglaubt hatte.
Jetzt war sie wieder da.
Ein Schauer wanderte über die Außenfläche der dunklen Wolke.
Die Bilder in den Spiegeln verblassten.
Es war vorbei. Die Kosmischen Messenger trugen den Sieg davon.
KOLTOROC hielt einen Augenblick still. Es war schon die zweite Niederlage, die er dank dieses Terraners Perry Rhodan hinnehmen musste. Das Ergebnis stellte ihn nicht zufrieden.
Er würde Xrayn gegenüber Rechenschaft ablegen, ein ganz normaler Vorgang. Die Etablierung einer Negasphäre funktionierte nur in einem von tausend Fällen. KOLTOROC brauchte deswegen keine Repressalien zu fürchten.
Aber es ging nicht um den Verlust eines denkbaren
Weitere Kostenlose Bücher