2499 - Das Opfer
Vorwürfe hören, die man ihm deshalb machen würde. Kosmokratentechnik in der Hand von Terranern ... was hätte man alles lernen können, wenn man sie auswertete, zumal der Techniktransfer ja seit der »Übernahme« des ersten arkonidischen Raumschiffs eine gewisse Tradition auf der Erde hatte.
Aber zum einen bezweifelte er, dass es ihnen gelingen würde, die Technik der Kosmokraten »auszuwerten«. Davor würden sie sich geschützt haben.
Und zum anderen gehörte CHEOSTAI einfach nicht hierher. Es war ein zwanzig Millionen Jahre altes Werkzeug aus einer Kosmokratenschmiede und hatte seinen Zweck erfüllt.
Und Rhodan war kein Dieb. Er hatte versprochen, den GESETZ-Geber wieder an die Kosmokraten oder zumindest ihre Helfer zu überstellen, und würde es auch tun.
»Die letzten Schiffe werden jetzt ausschleusen«, sagte er. »Danach gehört CHEOS-TAI euch. Ich wünsche euch alles Gute für den Flug und die Zeit danach.«
»Ich ...« Curcaryen Varantir hielt kurz inne, räusperte sich.
»Wir wünschen euch ebenfalls alles Gute«, sagte Le Anyante und reichte Rhodan in einer für Algorrian anrührend fremd anmutenden Geste die
Hand.
Rhodan ergriff und schüttelte sie.
Er seufzte, als er den Algorrian nachschaute, wie sie zum Schott des Hangars gingen. Die Terraner würden die Algorrian vermutlich niemals wiedersehen. Ihre Wege trennten sich endgültig.
Nun landen sie doch wieder bei den Ordnungsmächten, dachte Rhodan, denen sie so lange zu entfliehen versucht haben. Vielleicht ist das ihr Schicksal. Es ist unausweichlich ...
Er reckte sich. Noch befanden sich einige Wesen im Hangar, noch war nicht alles gesagt. Mindestens ein Abschied stand noch bevor.
*
Er ging ein paar Schritte und blieb vor Nuskoginus stehen, dem zweieinhalb Meter großen Sprecher der sieben Wasserstoffatmer-Mächtigen aus dem Universum Eud'y-Asor-Jaroso.
Die Wesenheiten hatten einen Verrat an den Kosmokraten begangen und waren daraufhin von ihnen bestraft worden. Man hatte sie in Blöcken aus Ysalin Afagour konserviert, in denen sie über Äonen hinweg endlose Qualen erlitten hatten.
Im Juni 1345 NGZ war es ihnen gelungen, über ihren Roboter Aquinas Kontakt mit dem Solsystem aufzunehmen. Rhodan hatte sie befreit und ins Solsystem gebracht. Die Mächtigen wollten den Galaktikern nun Hilfe gegen die Terminale Kolonne bringen, um ihre Strafe zu sühnen, hatte Nuskoginus behauptet, dann aber verkündet, er und seine Gefährten müssten zunächst an einem sicheren Ort zur Ruhe kommen; im Moment könnten sie den Terranern nicht weiter beistehen.
Rhodan war zwar zutiefst enttäuscht gewesen, hatte sich dem Willen der Mächtigen jedoch fügen müssen.
Auch als sie damals abgezogen waren, war das Geschrei groß gewesen, bestimmt vergleichbar mit dem, was er wegen CHEOS-TAI zu hören bekommen würde. Wie er sie einfach hatte gehen lassen können ... wieso sie so plötzlich auftauchten und dann genauso plötzlich wieder verschwanden ... Aber Rhodan war von Anfang an überzeugt gewesen, dass sie ihr Wort halten würden, und hatte dies auch mehrfach zum Ausdruck gebracht.
Und dann waren die sieben ehemals Mächtigen im Oktober 1347 unvermutet wieder aufgetaucht, hatten mit ihrem Quell-Klipper Ruumaytron die Grenzwälle Hangays durchquert und dem Nukleus geholfen, das Element der Finsternis zu besiegen. Sie hatten Biophore freigesetzt, die sie in den zwei Jahren besorgt hatten, die sie unterwegs gewesen waren, und damit das Element entscheidend geschwächt.
Und sie hatten ihm, Rhodan, die Biophore-Abfüllungen mit Onund NoonQuanten überlassen, mit denen er
schließlich KOLTOROC getötet hatte.
O ja, auch wenn es damals keiner hatte glauben wollen, die WasserstoffatmerMächtigen aus einem fernen Universum hatten Wort gehalten.
»Euer Entschluss steht fest?«, fragte Rhodan.
Der ehemalige Mächtige neigte unter seinem Schutzanzug den Schädel, der Rhodan an den Kopf eines terranischen Tapirs erinnerte.
»In der Tat, er steht fest«, entgegnete Nuskoginus sanft. »Wir werden CHEOSTAI mit unserem Quell-Klipper Ruumaytron begleiten. Wir hoffen, über Evolux zu den Ordnungsmächten zurückkehren zu können und dort Wiederaufnahme zu finden.«
»Ihr habt einen großen Erfolg aufzuweisen«, sagte Rhodan. »Ich hoffe, dass die Kosmokraten das anerkennen werden.«
»Auch wir hoffen es. Etwas anderes als diese Hoffnung bleibt uns nicht.« Nuskoginus hob eine Hand zum Gruß, wandte sich um und ging zum Hangarschott.
Auch
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