25 Boys
…
Es ist schön hier zu sein.
Kapitel 3
… I need you so much more…
Die schwimmende Jugendherberge geht vom Hafen. Menschen, die auf dem Festland zurückgeblieben sind, schmeißen Blumen und Blumenblüten ins Meer und rufen und winken uns nach. Langsam verebbt die Musik vom Land und die Musik, die vom Traumschiff ausgeht, wird lauter. An Deck ist die Luft feucht und salzig und der Himmel ist hell und wolkenlos. Jede Minute entdecke ich Neues auf dem Schiff, wie zum Beispiel unseren Chef de Cuisine, er heißt Nat und ist voll lieb. An Deck werden nämlich die wichtigsten Helfer und treuen Freunde auf dem Traumschiff vorgestellt, die für unser Wohl (und selbstverständlich das für Rockboat) sorgen sollen. Ich genieße den Streifzug durch die Dienerschaft à la Downton Abbey und frage mich, wer wohl die Rolle von O’Brien und Thomas übernehmen wird. Ich tippe auf unseren Quartiermeister Niels, er sieht Thomas zum verwechseln ähnlich und die Putze, die uns auch vorgestellt wird, könnte durchwegs als eine Mischung von Mrs. Patmor oder O’Brien durchgehen, sie heißt Lucia und hat die Figur von Mrs. Patmos und den genervten Blick von O’Brien aus der Serie Downton Abby. Allerdings sieht unser Schiffskapitän Robert Crawly nicht ähnlich, während Lord Grantham aus der genannten Serie eher jungendlich wirkt und volles Haar hat, hat der russisch abstammende Jurek keine Haarpracht zu bieten und hat auch sonst eher hartkantige Gesichtszüge, und sieht mit seiner groben Nase und dem unrasierten Kinn wie eine unfertige Statue aus. Er nutzt die Gelegenheit und erklärt uns die Route, die wir in vierzehn Tagen zurücklegen sollten. Die Reise nach Marseille wird freilich schon als Beginn dazugezählt. Die Boys und auch Rockboat, der sich wie wir eine Himbeer-Erdbeer-Bowle nimmt, hört Jurek andächtig zu, der in seinem slawischen Akzent wie Michail Sergejewitsch Gorbatschow zu seinen Anhängern spricht: „Wir ’Aben den ’Afen von ‚Meersee’ verlassen und begeben uns jetzt nach Malaga, das ist sechstgrößte Stadt von schöne Spanien und ist so bekannt für Wein, den Muskateller, den ich nicht mag und für Rosinen, die ich noch weniger mag.“ In diesem Augenblick versucht Rockboat an seinen Gehstock zu gelangen, um unseren Käpt’n Blaubär den Arsch zu versohlen, aber die russische Version von Walter Mores Kinderfigur plappert in seiner miesen, russischen Laune weiter, ohne Rücksicht auf den Veranstalter zu nehmen.
„Danak nehmen wir uns die Spitze Spaniens vor, Cadiz. Auf einer Landzunge liegen dieser Städtchen in Andalusien, mehr weiß ik davon nicht.“ Die Deutschkenntnisse dieses grimmigen Seebären überragen selbst meine Vorstellungen und ich frage mich, wie es wohl ist, mit solch einem Brummbären im Bett zu liegen und von ihm gevögelt zu werden. Aber nicht nur ich denke mir das, denn einige Hosenteile meiner schwulen Mitgesellen sind ebenso zum Zerreisen gespannt.
Rockboat scheint sich wieder beruhigt zu haben, zumindest sitzt er entspannter in seinem Sessel, aber ohne seinen Stock. Er zitiert deswegen seinen Sekretär, den mit der Hackennase, zu sich und reagiert etwas heftig, weil sein Stock nicht in seiner Reichweite ist.
Der Kapitän redet mit gelangweilter, russischer Stimme weiter: „Wir machen immer ’alt an ’Afen, um zu sehen die Stadt, der wir anlegen, aber nur eine Tag. Ohne Verspätung werden wir anlegen in ein paar Tagen in Tenerife, große Insel, die zu Spanien ge’ört. Wie alle Inseln Spaniens … dreckig.“
Rockboat drückt sich mit seinem Stock hoch, sein faltiges Gesicht zittert im aufkeimenden Seewind und er sagt dem Kapitän, dass er weiter über die Schiffsroute reden werde, er könne das Deck verlassen und seiner Arbeit nachgehen, für die er genug bezahle.
„Meine lieben Jungs, die Insel Teneriffa ist ganz und gar nicht dreckig, sie ist wunderschön. Wir werden dort einen Tag lang ein wenig unser Forscherherz erkunden und einen Trip durch die Wälder machen. Am nächsten Tag schon geht es weiter nach Antigua. Antigua ist eine kleine Insel in den Antillen , Mittelamerika. Sie bietet viele Sehenswürdigkeiten, da sie geschichtlich zu den britischen Kolonien dazu zählt, gibt es unzählige Geschichten und Erlebnisse und in geographischer Hinsicht fasziniert mich diese Insel immer wieder und besonders die Devil’s Bridge sollte man gesehen haben. Wir werden sie sehen – hoffe ich, wenn unser Kapitän nicht seine
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