25 Boys
Glückspillen vergisst zu nehmen und wir auf Grund auflaufen.“
Die Runde lächelt angestrengt.
„Nachdem wir in Antigua an Land gegangen sind, uns die Bewohner und die Kultur angesehen haben, geht es wieder zurück auf Schiff, wo wir den Atlantischen Ozean erneut überqueren und in Marseille an Land gehen, wo eine Überraschung auf euch wartet. Ich glaube, ich darf es jetzt schon verkünden, es wird ein riesengroßes Fest sein.“
Die Runde schwenkt von „Ahhh“ zu „Ohhh“ und klatscht anschließend in die Hände und alle umarmen Rockboat, der an derartige Liebkosungen nicht gewöhnt zu sein scheint, da er immer wieder den Kopf schüttelt, „nein, nicht doch“ ruft und wie ein e Schlosshündin im Dauereinsatz zu heulen beginnt. Jeder schmierige Typ an Bord versucht der zu sein, der ihm seine Tränen wegwischt, um ihn wieder zum Lachen zu bringen. Schleimer. Selbst in drei Kinoteilen der berühmten Ghostbusters konnte deren Hausgeist Slimer nicht so viel grünen Schleim erzeugen, wie gerade hier die Stricher aus Österreich.
Die Crewvorstellung scheint mit diesem dramatischen Auftritt zu Ende zu gehen, obwohl noch ein süßer Maat vorzustellen gewesen wäre, der aber mit den anderen Crewmitgliedern das Deck verlässt, um seiner Arbeit nachzugehen. Ich hoffe, dass er sich in seiner Kajüte eine Zigarette anzündet und über diesen Auftritt lästert, wie O’Brien und Thomas aus Downton Abby es getan hätten.
Alles um das Schiff herum ist hell und strahlt im Glanz der Sonne, dunkel- und hellblau sind die Farben, die alles besonders hip erscheinen lassen. Dünne weiße Streifen sehe ich am Horizont, die mir so weit weg erscheinen und wenn ich die Augen zu Schlitze verenge so nah vorkommen, als könne ich sie mit bloßer Hand fassen. Es ist unmöglich daran zu glauben, dass hinter diesem hellblauen Himmel irgendetwas anderes existieren könnte. Das Meer ist so ruhig und weit, dass ich tief die salzige Luft des Ozeans einatme und durch einen winzig kleinen Zufall, der schon beinahe bedeutungslos erscheint, überrennt mich ein Anflug der Freude hier zu sein.
Auf eine stumpfe Art scheint das Licht durch meine Sonnenbrillen jacuzziblau und versinkt nach wenigen Momenten in hellem Licht und Gelächter, das vage an die Rainbowparade in Wien erinnert.
Ich merke, w ie mein Kopf wieder klarer wird, weil mir das Denken leichter fällt (das geht gar nicht), aus diesem Grund nehme ich mir ein weiteres Glas, gefüllt mit fruchtigem, alkoholischem Zeugs von einem Tablett, das über unsere Köpfe gleitet und frage beim Personal nach, ob ich den meine Kabine sehen könne. Sofort kommt eine nette junge Frau mit einem Lächeln auf mich zu und sagt – zugegebener Maßen etwas hohl –, dass ich ihr folgen solle. Ich folge ihr ohne ein Wort zu sagen und sie geht mit mir unter Deck vorbei an vielen Sie-befinden-sich-HIER-Plänen. Es ist eigenartig, wenn man weiß, dass neben den Wänden Wasser fließt und man ertrinken würde, wenn jemand diese Wände durchbricht.
Lächeln Jörg, einfach lächeln. Bei dem Alkoholspiegel bekommst du das Ersaufen gar nicht mit, du brauchst dir nur vorzustellen, dass es literweise Champagner ist, der in dich hineingeschüttet wird. – Mir geht es sofort besser.
„Darf ich dich fragen, warum du diese Schiffsreise angetreten hast?“
„Weil Titanic mein Lieblingsfilm ist.“
Sie lächelt mich an.
„Und warum bist du hier?“, frage ich sie.
„ Weil Die Höllenfahrt der Poseidon mein Lieblingsfilm ist.“
Unter Deck wird eine angenehme Musik gespielt, vielleicht um uns Boys zu besänftigen und unsere Nerven zu bewahren , mit einem alten Knacker Sex zu haben. Rockboat wird es gerne anal mögen, denn er wird kaum seinen alten und müden Schwanz hochbekommen. Aus diesem Grund frage ich die Dame, die Dannii heißt und aus Australien kommt und ein großer Fan von Dannii Minogue ist, wie sie mir erzählt, weil ich sie auf die Namensgleichheit der berühmten Schwester Kylie Minogue anspreche, ob sie denn schon mal eine Kreuzfahrt mit Rockboat unternommen hätte.
„Ja, sicherlich, jedes Jahr findet so eine Kreuzfahrt statt, aber ich denke, dass dieses Jahr seine le tzte Kreuzfahrt sein wird.“
„Wieso denn das?“
„Kindchen, schau dir den Typen doch an, die Metastasen zerfressen seine Lunge und er nimmt starke Schmerzmittel. Hydal heißen die, glaube ich.“
„Warum weißt du das so genau?“, frage ich doch interessiert nach.
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