250 - Rückkehr nach Euree
vor der nächsten Flussbiegung ans Ufer und kletterten die steile Böschung hinauf. Chira legte die Ohren an, streckte den Schwanz und knurrte.
Oben, auf einem flachen, grasbewachsenen Platz, stand der EWAT. Zwei mit Lasergewehren bewaffnete Männer und eine große, kräftig gebaute Frau warteten vor der offenen Schleusenluke. Die Frau trug eine rote Perücke. Matt Drax erkannte sie sofort:
Lady Josephine Warrington, die Prime der Community London.
»Lady Warrington…« Matt Drax war vollkommen perplex. Unmöglich, dass diese achtbare Dame dem Sohn Leonard Gabriels etwas Böses wollte! Schätzte er die Situation falsch ein? »Welch ein Glück, ausgerechnet Sie hier und in dieser schlimmen Lage zu treffen«, fuhr er fort. »Sie haben Rulfan retten können…?«
»Nun, Mr. Maddrax - die Beglückung scheint mir doch eine recht einseitige zu sein.« Lady Warrington verschränkte die kräftigen Arme vor ihrem gewaltigen Busen. Ihre Stimme war so dunkel wie eh und je. »Glücklich schätze ich mich allerdings, dass uns die erneute Gefangennahme Rulfan von Salisburys gelungen ist.«
»Sie haben Rulfan gefangen genommen?« Matt Drax war nicht sicher, ob er alles richtig verstanden hatte.
»Den Sohn des Tyrannen, ganz richtig.«
»Sir Leonard ein Tyrann? Ich verstehe nicht ganz…«
»Er hat einen Mann erschossen, eine Umsiedelung erzwungen und sich zum Diktator über die Reste der Communities aufgeschwungen.« Die Prime kam ein paar Schritte näher. »Doch das müssen Sie auch nicht verstehen, Mr. Drax. Folgendes aber sollten Sie gut verstehen, deswegen hören Sie genau zu: In genau hundert Tagen werden wir den Sohn des Tyrannen den Taratzen zum Fraß vorwerfen - es sei denn, Sie schaffen es, Leonard Gabriel an der Nordküste von Guernsey ausfindig zu machen, gefangen zu nehmen und uns auszuliefern. Wir überlassen Ihnen für diese Unternehmung zwei X-Quads und Ihre Waffen. Sobald wir Gabriel haben, werden wir Rulfan freilassen…«
EPILOG
Überall Rauch, überall Glut, überall Flammen. Es stank nach verkohltem Fleisch und verbranntem Fell. Er ließ die Hand nicht los, die heiße, pelzlose Hand, er zog daran, zerrte den zerbrechlich wirkenden Körper, der daran hing, durch rauchendes Geröll und verdorrtes Gestrüpp. »Meine Göttin, meine Göttin…«
Hinter ihm blieben eine Rauchsäule, ein Flammenmeer und zahllose Tote zurück. Er war mit einem Mal ein König ohne Volk - aber jetzt spürte er nur einen Schmerz: »Meine Göttin, meine arrme Trrayssi…«
Es dauerte eine Zeitlang, bis er begriff, dass der Gestank nach versengtem Haar auch von ihm selbst ausging. Er blieb stehen und blickte an sich herunter. Das dunkelblonde Brustfell, das hellblonde Bauchfell, das lange, blond melierte Fell seiner Schenkelvorderseiten - alles verbrannt.
»Verrfluchte Pelzzlose!« Er sank vor dem leblosen Körper, dessen Hand er festhielt, in die Knie. Der ehemals weiße Fellmantel, der ihn verhüllte, war jetzt schwarz und versengt. Und nicht nur er: Als er mit seiner Zunge das verrußte Gesicht ableckte, erkannte er, dass die rechte Hälfte unter dem Schmutz zerstört war. Eine leere Augenhöhle glotzte ihm entgegen.
Hrrney brüllte auf wie ein waidwundes Tier - und nichts anderes war er in diesen Augenblicken. Er schüttelte die Frau. »Wach auf, Trrayssi, wach auf…!«
Dann richtete er sich auf und schüttelte die geballte Rechte in Richtung der Brücke. Dort hatte er zuletzt einen Panzer der Pelzlosen davonfliegen sehen. »Ihrr habt mein Volk verrnichtet!«, kreischte er. »Rrache schwörre ich euch! Wo immer ich euch finde, zerrreiße ich euch die Kehlen…!«
ENDE
[1] Siehe Maddrax Nr. 143 »Rulfan von Coellen«
[2] Siehe Maddrax Nr. 153 »Das Ende der Technos«
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