Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
252 - Die Schrecken der Medusa

252 - Die Schrecken der Medusa

Titel: 252 - Die Schrecken der Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
Vom Netzwerk:
dem dritten Schluck schmeckt es ganz wunderbar.«
    Matt lauschte. Mama , von Genesis. Nur verwehte Töne, aber Matt erkannte sie.
    »Wo kommt ihr her?«, fragte Robart.
    »Aus Britana«, entgegnete Matt - und wechselte erneut abrupt das Thema. »Du sagst, der Lordkanzler sammelt Artefakte?«
    Er hatte auf den richtigen Knopf gedrückt. Über dieses Thema schien Robart am liebsten und ausführlichsten zu sprechen. Er machte es sich auf einem Poller bequem, nahm noch einen großen Zug Määrbräu und legte los. Nach einer Viertelstunde bereute Matt, überhaupt gefragt zu haben. Immerhin erfuhren sie eine Menge über den Lordkanzler und die Verhältnisse in der Stadt.
    »Ich würde diese wunderbaren Dinge gerne einmal sehen«, sagte Matt, als Robart einen weiteren Schluck aus seinem Becher nahm. »Um davon zu lernen.«
    Der Retrologe nickte. »Ja, das wollen viele. Aber das geht nicht. Gundar hält die meisten Artefakte unter Verschluss.«
    »Unter Verschluss?«, echote Matt.
    »Ja«, erklärte Robart. »Nur ich darf sie sehen, schließlich habe ich sie auch repariert. Uhren, andere Gerätschaften, Motoren oder Utensilien, die Gundar zum Regieren braucht. Na gut, dieses Boot hier kann er schlecht verstecken und will es auch gar nicht. Aber das ist eine Ausnahme…« Er blinzelte verschwörerisch und trank.
    Aruula machte eine wegwerfende Handbewegung. »Was mich angeht, will ich diese Artefakte gar nicht sehen. Ich hörte, die meisten davon sollen stinklangweilig sein. Zum Beispiel dieses Zepter…«
    Robart sprang auf. »Langweilig? Wer hat euch diesen Bären aufgebunden? Zepter sind nicht langweilig, schöne Frau. Zepter sind wichtige Gegenstände. Nur mit einem Zepter kann ein Herrscher seine Macht zeigen. Der Lordkanzler zum Beispiel hat ein Zepter, bei dem man an einer Handkurbel drehen muss, damit sich die Oberseite dreht. Die Spitze ist eine gewundene Kugel, die unbeschreiblich schnell wird, wenn man die Kurbel betätigt. Es kostete mich drei Tage, um das Zepter vom Rost zu reinigen und in Gang zu bringen. Nun glänzt es und funktioniert wie geschmiert.«
    »Ein Drehkopf?«, trieb Aruula ihr Spiel weiter und gähnte demonstrativ. »Was soll daran so spannend sein?«
    Jetzt schaute Robart regelrecht empört drein. »Das Zepter ist einzigartig! Wenn man die Kurbel schehr… sehr schnell dreht, surrt der Kopf, als singe er eine Prophezeiung. Ich glaube manchmal, in ihm heulen die Götter. Ihr müsstet Gundar mal sehen, wenn er die Kurbel dreht. Wenn man genau hinhört, lauscht man dem Wispern der Zukunft!«
    »Ich bleibe dabei, bis du mir das Gegenteil beweist: Zepter sind langweilig«, zickte Aruula.
    Nun war es an Matt, einzuspringen. Voller Bewunderung über die List seiner Freundin führte er das Spiel weiter: »Du bist nicht nett zu unserem Gastgeber, Aruula. Robart ist ein freundlicher und freigiebiger Mann. Ich glaube ihm jedes Wort.« Er wandte sich an den Retrologen. »Du musst meine Begleiterin entschuldigen. Sie weiß nicht, wovon sie spricht. Wenn du uns das Zepter zeigst, könnten wir sie bestimmt schnell vom Gegenteil überzeugen.«
    Robart war hin und her gerissen, das sah man ihm an. »Isch weisch nicht…« Er nahm noch einen Schluck vom Määrbräu. Allmählich verschleierten sich seine Augen, und seine Aussprache wurde undeutlich. »Wir… könnten den Geheimgang nehmen«, überlegte er laut, und fügte schnell hinzu: »Aber dasch geht nischt. Der ischt ja geheim!«
    »Geheimgang?«, gurrte Aruula. »Wenn du sogar über geheime Gänge Bescheid weißt, musst du dem Lordkanzler wirklich sehr nahe stehen.«
    »Dasch ischt auch scho«, bestätigte der Retrologe mit schwerer Zunge. »Noch etwasch Määrbräu?«
    »Aber gerne«, lachte Matt. »Du hast wirklich recht! Nach dem dritten Schluck ist es ein ganz fabelhaftes Gesöff!«
    ***
    Eine halbe Stunde später wussten Matt und Aruula, wie sie in das Château gelangen konnten. Es war gefährlich, aber machbar. Erneut dachte Matt belustigt, die Götter auf seiner Seite zu haben. Andererseits - ging das nicht alles viel zu glatt vonstatten?
    Die Nacht brach an. Gaslaternen wurden überall in der Stadt entzündet, Pferdekarren durch Torwege in Hofeingänge geschoben, Marktstände abgebaut. In den Tavernen begegneten sich Spieler, Trinker und Durstige. Fischer legten die reparierten Netze weg und zogen ihre Boote auf den Sand. Über der Stadt lag der Geruch von Fisch, Feuer und frischen Blüten. Ein Geruch, der Matthew Drax optimistisch stimmte, so als

Weitere Kostenlose Bücher