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255 - Winterhexe

255 - Winterhexe

Titel: 255 - Winterhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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sommersprossiges Gesicht. Ihr Alter konnte bei dreißig, aber ebenso gut auch bei vierzig Jahren liegen.
    »Wer bist du?«, rief Matthew Drax ihr zu, nachdem sie sich aufgerichtet und ihr Kleid zurechtgezupft hatte. Entweder war ihr Korb leer, oder er beinhaltete etwas Leichtes, so wie er in ihrer Armbeuge schaukelte.
    »Und… ihr?«, erwiderte sie mit brüchiger Stimme. »Werdet ihr mich… töten?«
    »Aber nein!« Aruula glitt hinter Matt vom Rücken des Horseys und ging mit halb erhobenen Armen auf die Frau zu. Jetzt sah sie, was sich in deren Korb befand: Es waren verschiedene Kräuter. »Wir sind friedliche Reisende. Aber vielleicht kannst du uns helfen?«
    Nervös trat die Frau von einem Fuß auf den anderen. Sie trug selbst gefertigtes Schuhwerk aus irgendwelchen Lederresten. Insgesamt erweckte sie nicht gerade den Eindruck eines Menschen, der auf der Sonnenseite lebte.
    Matthew übernahm es, sich und seine Gefährten vorzustellen. Vielleicht konnte er damit das Eis brechen. »Ich bin Maddrax… das ist Aruula, und er nennt sich Rulfan.« Matt deutete auf die Lupa. »Und das ist Chira. Hab keine Angst vor ihr; sie tut niemandem etwas zu Leide.«
    »Wir sind auf der Suche nach einer Siedlung«, wandte sich Rulfan an die Frau, die sich offenbar immer noch scheute, ihren Namen preiszugeben. »Kannst du uns den Weg dorthin weisen?«
    Sie kniff die Augen zusammen, und Aruula glaubte Misstrauen darin zu lesen. »Ihr sucht nach Durbayn?«
    »So soll der Ort heißen, ja«, sagte Aruula. »Keine Sorge, wir wollen dort nur unsere Vorräte auffrischen.«
    »Und die Bewohner nach drei anderen Reisenden befragen«, ergänzte Matt. »Es sind unsere Freunde, die vor vier Jahren hier durchgekommen sein könnten. Ein stark behaarter Barbar, eine blonde Frau und ein kleines Mädchen. Hast du sie vielleicht gesehen?«
    Das hatte sie nicht. Aber immerhin beschrieb sie ihnen den Weg nach Durbayn, worauf sie sich von der merkwürdigen Frau verabschiedeten, die ihnen starr nachblickte.
    Kaum waren die drei Gefährten außer Sicht, holte die Kräuterfrau ein Walkie-Talkie unter den Kräutern in ihrem Korb hervor, schaltete es ein und ging auf Sendung.
    »Sie sind auf dem Weg ins Dorf, Herrin. Aber… sie sind nicht böse! Ich bitte euch, lasst sie am Leben!«
    ***
    Eine halbe Stunde später tauchte tatsächlich Durbayn zwischen Wildwuchs und verkrüppelten Bäumen vor ihnen auf. Fast gleichzeitig drangen erste Geräusche einer belebten Siedlung an ihre Ohren: Hämmern. Einzelne Rufe. Kindergeschrei. Ausgelassenes Lachen und Quietschen, das mehr willkommen hieß, als es jede Höflichkeitsfloskel vermocht hätte. Matt spürte, wie ihm augenblicklich das Herz aufging.
    Sie zügelten die Horseys auf der kleinen Anhöhe, von der aus sie einen Blick über die Häuseransammlung hatten. Ein pittoreskes Dörfchen lag vor ihnen.
    Unvermittelt drängte sich der Vergleich mit der Techno-Siedlung in Matts Gedanken, und er erschauderte. Dort waren sie nur dem Tod begegnet - versteinerten Menschen. Um wie viel lebendiger und fröhlicher wirkte dagegen dieses Dorf!
    »Noname hat die Wahrheit gesagt«, sagte Aruula.
    Noname - damit war die Kräuterfrau gemeint, die ihnen partout nicht ihren Namen hatte verraten wollen. Rulfan hatte sie so getauft.
    »Sieht friedlich und einladend aus«, kommentierte Aruula den Anblick. »Aber wie oft wurden wir davon schon getäuscht?«
    »Oft«, pflichtete Matt ihr bei. »Aber wir haben auch schon genug Orte besucht, die uns in angenehmer Erinnerung geblieben sind, das sollten wir bei aller gebotenen Vorsicht nicht vergessen.«
    Im Näherkommen wurde eine Gruppe Halbwüchsiger, die am Ortsrand spielten, auf die Reiter aufmerksam. Sofort scharten sie sich um die Horseys. Ein gutes Zeichen, fand Matt.
    »Ist das Durbayn?«, wandte er sich an den neugierigsten und am forschesten auftretenden Jungen, einen schlaksigen Kerl, fast schon so groß wie Matt, aber höchstens fünfzehn Jahre alt, der das schulterlange rabenschwarze Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Er hatte ein weiches, kindliches Gesicht, das sich seine Ecken und Kanten erst noch verdienen musste - aber das würde nach Matts Erfahrung schneller geschehen, als dem Knaben lieb sein konnte. Auffällig war überdies seine Blässe. Fast weiß, alabasterfarben mutete sie an. Vielleicht eine Pigmentstörung. Denn an frischer Luft schien es dem Jungen, der herausfordernd nickte, nicht zu mangeln.
    Er war allem Anschein nach der Anführer der

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