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257 - Die Spur der Schatten

257 - Die Spur der Schatten

Titel: 257 - Die Spur der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Entfernung beobachtet.«
    »Vielleicht sind ja auch noch Fischer aus dem Dorf auf dem Meer unterwegs«, warf Aruula ein. »Und Jäger im Landesinneren!«
    »Mag sein.« Maddrax zuckte mit den Schultern. »Sie werden entsetzliche Dinge sehen, wenn sie zurückkehren…«
    »Was ist das?« Aruula deutete auf das Papier in Maddrax' Hand.
    »Das habe ich in Anns Zimmer gefunden.« Er reichte ihr das Blatt, seine Hand zitterte.
    Aruula las laut; sie las immer laut und langsam und betonte meist falsch. Es fiel ihr noch immer schwer. »Mein Vater, der Pilot aus der vergangenen Zeit… früher flog mein Vater in einem Vogel aus Eisen… Flugzeuge nannte man diese Vögel, und die Männer und Frauen, die sie flogen, hießen Piloten… meine Eltern waren Piloten… jetzt ist meine Mutter eine Weberin und eine Schafszüchterin… und mein Vater wandert durch die Welt und wird mich irgendwann besuchen kommen…«
    Aruula ließ das Blatt sinken. Maddrax hatte den Kopf gesenkt und die Hände vor das Gesicht gelegt. Sie umarmte ihn und zog seinen Kopf an ihre Schulter. »Ich bin bei dir«, sagte sie. »Ich werde immer bei dir sein…«
    ***
    Später kehrten sie ins Dorf der Versteinerten zurück. Der herrenlose Hirtenhund begleitete sie. Gemeinsam gingen sie noch einmal durch das ganze Dorf. Vergeblich: Ann war nicht mehr hier.
    Gegen Abend gingen sie Seite an Seite in das Haus zurück, wo Matt Drax die versteinerte Jenny gefunden hatte. Der Mann aus der Vergangenheit klammerte sich an die winzige Hoffnung, Ann könnte in der Zwischenzeit unbemerkt zurückgekehrt sein, um nach ihrer Mutter zu sehen.
    Eine trügerische Hoffnung: Ann blieb verschollen.
    Es wurde dunkel. Sie beschlossen die Nacht in dem ausgestorbenen Haus zu verbringen. Aruula machte Feuer im Herd und im Kamin und zündete Kerzen an. Matt Drax fütterte die Hunde und melkte die Ziegen. In der Vorratskammer fand er einen prallen Lederschlauch. Er entkorkte ihn und roch daran. »Whisky«, sagte er leise. Er schenkte sich einen Becher voll ein.
    Mit vereinten Kräften trugen sie die versteinerte Jenny in eine Schlafkammer, legten sie aufs Bett und decken sie mit einem Tuch zu. Matt setzte sich an den Tisch neben dem Webstuhl und schlug das Tagebuch auf. Er las es von Anfang an. Und während er las, trank er Whisky.
    Drei Stunden vergingen so, und Aruula hatte sich längst vor den Kamin in ihren weißen Fellmantel gekuschelt und war eingeschlafen. Der Hund schlief neben ihr. Schließlich erreichte Matt Drax das Ende des Tagebuchs und las den letzten Eintrag. Er stammte vom frühen Abend des Vortages.
     
    ... es wird schneien heute Nacht. Der unvermeidliche Winter ist da - der vierte, seit wir hier an diesem paradiesischen Ort sesshaft geworden sind. Schade - er hätte sich auch noch zwei Tage Zeit lassen können, der Winter, dann hätte Pieroo sein neues Ruderboot noch teeren können.
    Er ist zum Dorfplatz gegangen. Der Dorfälteste hat eine Versammlung einberufen. Wie man hört, plagen ihn böse Vorahnungen, seit ein Albtraum ihn vor zwei Nächten aus dem Schlaf gerissen hatte. Du, mein Kind, spielst draußen auf dem Hof.
    Soll doch der Winter kommen, sollen doch den Dorfältesten Albträume plagen - ich bin eine glückliche Frau, seit wir hier in Corkaich leben. Warum? Tausend Gründe fallen mir ein: Pieroo, der mich zärtlich liebt. Pieroo, der dich liebt, wie seine eigene Tochter. Pieroo, der alles tut, damit wir zu essen haben. Und dann deine Entwicklung: Wie gut du lesen und schreiben gelernt hast! Wie klug du bist! Alle hier lieben dich. Wenn dein Vater das sehen könnte, er wäre so glücklich und stolz wie ich. Du bist davon überzeugt, meine geliebte Ann, dass er bald kommen wird. Manchmal stehst du am Strand und hältst nach dem Schiff Ausschau, das ihn hier nach Corkaich bringen wird, so sicher bist du dir.
    Jetzt rufst du meinen Namen draußen vor dem Haus. Es klingt dringend, ich muss Schluss machen…
     
    Matt wischte sich die Tränen aus den Augen, leerte seinen Becher und füllte ihn wieder. Gestern Abend, als er mit dem Feldstecher die Felsklippen beobachtet hatte, in diesen Minuten musste Jenny diese Zeilen geschrieben haben; in den Minuten, als er glaubte, Pieroo dort oben zu erkennen.
    Was du dir vorgenommen hast, tue schnell und ohne Zögern! Sonst könnte es zu spät sein!
    Matt trank einen kräftigen Schluck. Aruula war aufgestanden. Von hinten umarmte sie ihn und drückte ihre Wange an seine. »Vielleicht wäre es anders gekommen, wenn wir

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