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2576 - Tor nach Terra

2576 - Tor nach Terra

Titel: 2576 - Tor nach Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Castor
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Talanis. Oder Wanderer. Oder ...«
    Er hob die schmalen Schultern und ließ sie fallen.
    Ich sah ihn nachdenklich an und wurde von der Erinnerung an das Gespräch mit ihm heimgesucht,

das wir kurz vor dem Einsatz in Andromeda geführt hatten.
    »Seit ES die negativen Aspekte abgestoßen hat, verstärkt seit seiner

>Verwirrung< damals, ist nicht nur das Spielerische weg. Auch das Wohlwollende, das

vielleicht ... Väterliche. Ebenso das Gefühl des Vertrauten, das bestenfalls noch sporadisch

aufblitzt...« Sein Blick bekommt etwas Verträumtes.
    »Denkst du an was Bestimmtes?«
    Er haucht nur ein einziges Wort. »Iltu!«
    »Verstehe.«
    Damals, als im April 1291 NGZ Wanderer in den Kessel von DaGlausch vordrang,

wurden eine ganze Reihe von Leuten, die ES im Laufe der Zeit in sich aufgenommen hatte,

materialisiert. Unter anderem eine feine Mausbiberdame namens Iltu. Leider kenne ich das alles

nur aus den Erzählungen der Beteiligten, bin selbst nicht dabei gewesen.
    *
    Stunden reihen sich aneinander.
    Wir waren in Trance, bekamen es aber kaum mit. Die Aggregate der ATLANTIS, soweit es solche

mit hyperphysikalischer Grundlage waren, reagierten nahezu gar nicht, waren andererseits auch

nicht komplett ausgefallen. Energieversorgung, Lebenserhaltungssystem und sogar die künstliche

Schwerkraft funktionierten; bei Letzterer gab es zwar wiederholt kleine Aussetzer, aber im Großen

und Ganzen verzeichneten wir keine Behinderungen oder gar Unfälle.
    Die gatasische Chefingenieurin, ihre Techniker und die Wissenschaftler der ATLANTIS

versuchten, den Phänomenen auf den Grund zu gehen. Leider blieben ihre Bemühungen halbherzig und

vor allem ohne Erfolg.
    Stunden werden zu Tagen.
    Irgendwann ließ mich etwas in die Höhe fahren. Zunächst wusste ich nicht, um was es sich

handelte. Erst nach einer Weile bemerkte ich ein leises, aber langsam anschwellendes Summen, das

immer lauter wurde. Eine Quelle dieses Geräusches war nicht zu entdecken, aber es war da.
    Der eher zufällige Blick auf mein Multifunktionsarmband ließ mich kurz zusammenzucken. Das

Datum wurde mit 29. April 1463 NGZ angezeigt. Mir wurde erst in diesem Moment richtig

bewusst, dass unser Zustand schon erschreckend lange dauerte.
    Nach wie vor gab es Dunstschleier. Vexierbildhaft überlappte die Umgebung der

ATLANTIS-Zentrale mit anderen Bildern. Goldenes Licht von übernatürlicher Schönheit und

leuchtende Regenbogenfarben, komplex und verschlungen wie Pfauenfedern.
    Ich sah plötzlich kleine pelzige Gestalten. Im Hintergrund gab es das Goldfunkengestöber und

die beiden Silberkugeln. Davor eine Art Lager - halb transparente Prallfeldkuppeln. Und eine

versammelte Menge, die aus einigen tausend Personen bestehen musste. Über allem gaukelten

Schmetterlinge. Das Wirbeln und Quirlen der Funken im Hintergrund wurde wilder. Zwei Begriffe

standen mir plötzlich in aller Klarheit vor Augen: Funkenleute und ES-Mutanten.
    Und dann kam ein dritter hinzu - verbunden mit Angst, Ablehnung, ja sogar Hass:

VATROX-VAMU.
    Der von der Frequenz-Monarchie gefürchtete Gegner, um nicht zu sagen Erzfeind?, durchfuhr es mich. Was hat er denn mit Talanis oder dem Feuerauge zu tun?
    Halb durchsichtig sah ich eine kleine Gestalt, deren überdimensionierter unbehaarter Schädel,

der von dicken bläulichen Adern überzogen war, ebenso markant wie bekannt war: Ribald

Corello! Rumpf und Gliedmaßen wiesen die Proportionen eines vielleicht zweijährigen Kindes

auf. Eben mal handflächengroß war das Gesicht, dominiert von den fast faustgroßen Augen.
    Vor langer Zeit wurde er als Supermutant bezeichnet: Er war in Personalunion ein starker

Hypnosuggestor - und damit indirekter Telepath sowie Emotionaut oder Emotiolenker -, Telepsimat,

Quintadimtrafer - was neben der Fähigkeit, starke Hyperstrahlungsquellen zu orten die Erzeugung

von Psi-Materie beinhaltete - sowie als direktes Erbe seiner Bäalol-Mutter

Individualauflader.
    Er wurde vom Transportroboter getragen, schwebte an Personengruppen vorbei, die sich

kreisförmig hingesetzt oder aufgestellt hatten. Dutzende solcher Kreise waren zu sehen. Etliche

Beteiligte wiegten die Oberkörper vor und zurück, über allem lag ein Summen.
    Nicht weit entfernt ging ein großer schlanker Mann vorbei; das Gesicht schmal und beherrscht,

die dunklen Haare straff zurückgekämmt. John Marshall! Der Leiter des alten Mutantenkorps

war im Zuge der Second-Genesis-Krise umgebracht

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