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2576 - Tor nach Terra

2576 - Tor nach Terra

Titel: 2576 - Tor nach Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Castor
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worden.
    Schlagartig und mit der Wucht einer Explosion überfielen mich visuelle Eindrücke.
    ... schiebt sich an Kitai Ishibashi vorbei und nimmt, ohne zu zögern, auf einem

Stuhl Platz.
    »Alschwen Savaren«, sagt Ishibashi plötzlich mit veränderter Stimme. Die anderen

beugen den Oberkörper nach vorn.
    Son Okura gibt seine starre Haltung auf, um wie die Übrigen mit dem Gesicht den

Boden zu berühren.
    In der Mitte des Kreises entsteht ein durchsichtiges Gebilde. Zunächst sieht es

wie Spinngewebe aus, dann wie ein vom Wind bewegter Vorhang aus weißem Stoff.
    John Marshalls Herz hämmert; was er hier sieht, ist Psi-Materie! Materie, durch die

paranormale Kraft des Geistes geschaffen. Zwar ist es nur ein formloses und durchsichtiges

Nebelgebilde, aber wenn die kranken Mutanten genügend Übung haben, können sie zweifellos noch

größere Erfolge erzielen ...
    »Tötet ihn!«, befiehlt Ishibashi. »Ich will nicht, dass er unnötig leidet.

Haltet seinen Herzschlag an!«
    Marshalls Herz macht einen Sprung, und zusammen mit einem dumpfen Druck breitet

sich ein unbeschreibliches Angstgefühl in ihm aus ...
    Marshalls Zellaktivator erhielt später Ribald Corello - und dieser wiederum ging beim Exodus der Mutanten am 1. Oktober 3587 unter Zurücklassung des lebensspendenden Geräts

mitsamt Körper in ES auf. Und mit ihm etliche andere Mutanten
    Einige entdeckte ich, als ich den Blick schweifen ließ. Baiton Wyt zum Beispiel. Die

Tonnenbrust des großen und muskulösen Körpers hob und senkte sich langsam, die rostroten Haare

flatterten im Wind.
    Etwas weiter entfernt trabte der Movator Takvorian vorüber. Der Pferdeleib, auf dem Admiral Gecko hockte und sich an das blonde Haupthaar klammerte, war von hellblauem Fell

bedeckt, der umherpeitschende Schweif war ockergelb. Für Sekunden sah ich genau das menschliche

Gesicht - wie in meinen Erinnerungen war es das eines Jungen, obwohl es einen dünnen Bart

gab.
    Piepsende Stimmchen erklangen. Mausbiber ... Axo, Biggy, Bokom, Fippi, Ooch, Strizi, Ulfo

...
    Dann sah ich die Altmutanten, deren wahre Körper vor langer Zeit gestorben waren: Kitai

Ishibashi, Tako Kakuta, Ralf Marten, Andre Noir, Son Okura, Wuriu Sengu, Betty Toufry und Tama

Yokida ...
    Sie waren während der Second-Genesis-Krise am 9. März 2909 auf Ragulot gestorben; ihre

Bewusstseine wurden aber beim körperlichen Tod in den Hyperraum geschleudert, wo sie mehr als

fünfhundert Jahre verweilten. Nur auf telepathische Verständigung beschränkt, verfielen sie

allmählich dem Wahnsinn, wurden etwa 3436 alter Zeitrechnung von dem PEW-Metall auf Asporc

angezogen und manifestierten sich dort als »Stimmen der Qual«. Später gerettet, waren sie aber

weiterhin auf das PEW angewiesen gewesen.
    Am 30. September 3587 gingen sie in ES auf, weil die Superintelligenz nach der Rettung aus der

Materiesenke von Erranternohre zur Stabilisierung der damals auf EDEN II befindlichen Konzepte

»positive energetische Substanz paranormaler Natur« benötigte.
    Ich sah die hochgewachsene und hagere Gestalt von Kitai Ishibashi; wie stets war der

Oberkörper leicht gebeugt. Suggestor und Telepath, Arzt und Psychologe, Typ des Intellektuellen.

Vor langer Zeit war er in meiner Imperatorenzeit mein Bauchaufschneider gewesen - ein Gedanke,

dem sofort eindringliche Erinnerungen folgten ...
    *
    ... verbeugt sich höflich, ordnet den Faltenwurf seines Kimonos und lächelt.
    »Jede Gruppe hat ihren Weg - do genannt. Sei es als chonindo, Weg des

Kaufmanns, oder als bushido, Weg des Kriegers, den ein Samurai zu beschreiten hat. Crest

wies uns in der Mutantenausbildung auf der Venus oft darauf hin, dass die Ähnlichkeiten zum Dagor

und den Dagoristas, aber auch hinsichtlich der Arkon- Ritterschaft und der arkonidischen

Feudalstruktur allgemein sehr groß sind. Wie groß sie wirklich sind, erfuhr ich erst, seit ich

hier bin. Es ist mir deshalb eine besondere Ehre, Atlan- sama, heute Euer Lehrer sein zu

dürfen.«
    Er verbeugt sich abermals. »Mein« Bauchaufschneider ist ein Mann, der einerseits dem bushido der Samurai verpflichtet ist; stolz, mutig, selbstlos, geprägt von Härte gegen sich

selbst, von stählerner Disziplin und absoluter Loyalität, eine Verkörperung von Selbstlosigkeit,

Ehrlichkeit, Treue und Höflichkeit. Und er kann sich andererseits still an einem

Kirschblütenzweig erfreuen oder am Flatterflug eines Schmetterlings. Er steht ganz in der

Tradition

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