2576 - Tor nach Terra
worden.
Schlagartig und mit der Wucht einer Explosion überfielen mich visuelle Eindrücke.
... schiebt sich an Kitai Ishibashi vorbei und nimmt, ohne zu zögern, auf einem
Stuhl Platz.
»Alschwen Savaren«, sagt Ishibashi plötzlich mit veränderter Stimme. Die anderen
beugen den Oberkörper nach vorn.
Son Okura gibt seine starre Haltung auf, um wie die Übrigen mit dem Gesicht den
Boden zu berühren.
In der Mitte des Kreises entsteht ein durchsichtiges Gebilde. Zunächst sieht es
wie Spinngewebe aus, dann wie ein vom Wind bewegter Vorhang aus weißem Stoff.
John Marshalls Herz hämmert; was er hier sieht, ist Psi-Materie! Materie, durch die
paranormale Kraft des Geistes geschaffen. Zwar ist es nur ein formloses und durchsichtiges
Nebelgebilde, aber wenn die kranken Mutanten genügend Übung haben, können sie zweifellos noch
größere Erfolge erzielen ...
»Tötet ihn!«, befiehlt Ishibashi. »Ich will nicht, dass er unnötig leidet.
Haltet seinen Herzschlag an!«
Marshalls Herz macht einen Sprung, und zusammen mit einem dumpfen Druck breitet
sich ein unbeschreibliches Angstgefühl in ihm aus ...
Marshalls Zellaktivator erhielt später Ribald Corello - und dieser wiederum ging beim Exodus der Mutanten am 1. Oktober 3587 unter Zurücklassung des lebensspendenden Geräts
mitsamt Körper in ES auf. Und mit ihm etliche andere Mutanten
Einige entdeckte ich, als ich den Blick schweifen ließ. Baiton Wyt zum Beispiel. Die
Tonnenbrust des großen und muskulösen Körpers hob und senkte sich langsam, die rostroten Haare
flatterten im Wind.
Etwas weiter entfernt trabte der Movator Takvorian vorüber. Der Pferdeleib, auf dem Admiral Gecko hockte und sich an das blonde Haupthaar klammerte, war von hellblauem Fell
bedeckt, der umherpeitschende Schweif war ockergelb. Für Sekunden sah ich genau das menschliche
Gesicht - wie in meinen Erinnerungen war es das eines Jungen, obwohl es einen dünnen Bart
gab.
Piepsende Stimmchen erklangen. Mausbiber ... Axo, Biggy, Bokom, Fippi, Ooch, Strizi, Ulfo
...
Dann sah ich die Altmutanten, deren wahre Körper vor langer Zeit gestorben waren: Kitai
Ishibashi, Tako Kakuta, Ralf Marten, Andre Noir, Son Okura, Wuriu Sengu, Betty Toufry und Tama
Yokida ...
Sie waren während der Second-Genesis-Krise am 9. März 2909 auf Ragulot gestorben; ihre
Bewusstseine wurden aber beim körperlichen Tod in den Hyperraum geschleudert, wo sie mehr als
fünfhundert Jahre verweilten. Nur auf telepathische Verständigung beschränkt, verfielen sie
allmählich dem Wahnsinn, wurden etwa 3436 alter Zeitrechnung von dem PEW-Metall auf Asporc
angezogen und manifestierten sich dort als »Stimmen der Qual«. Später gerettet, waren sie aber
weiterhin auf das PEW angewiesen gewesen.
Am 30. September 3587 gingen sie in ES auf, weil die Superintelligenz nach der Rettung aus der
Materiesenke von Erranternohre zur Stabilisierung der damals auf EDEN II befindlichen Konzepte
»positive energetische Substanz paranormaler Natur« benötigte.
Ich sah die hochgewachsene und hagere Gestalt von Kitai Ishibashi; wie stets war der
Oberkörper leicht gebeugt. Suggestor und Telepath, Arzt und Psychologe, Typ des Intellektuellen.
Vor langer Zeit war er in meiner Imperatorenzeit mein Bauchaufschneider gewesen - ein Gedanke,
dem sofort eindringliche Erinnerungen folgten ...
*
... verbeugt sich höflich, ordnet den Faltenwurf seines Kimonos und lächelt.
»Jede Gruppe hat ihren Weg - do genannt. Sei es als chonindo, Weg des
Kaufmanns, oder als bushido, Weg des Kriegers, den ein Samurai zu beschreiten hat. Crest
wies uns in der Mutantenausbildung auf der Venus oft darauf hin, dass die Ähnlichkeiten zum Dagor
und den Dagoristas, aber auch hinsichtlich der Arkon- Ritterschaft und der arkonidischen
Feudalstruktur allgemein sehr groß sind. Wie groß sie wirklich sind, erfuhr ich erst, seit ich
hier bin. Es ist mir deshalb eine besondere Ehre, Atlan- sama, heute Euer Lehrer sein zu
dürfen.«
Er verbeugt sich abermals. »Mein« Bauchaufschneider ist ein Mann, der einerseits dem bushido der Samurai verpflichtet ist; stolz, mutig, selbstlos, geprägt von Härte gegen sich
selbst, von stählerner Disziplin und absoluter Loyalität, eine Verkörperung von Selbstlosigkeit,
Ehrlichkeit, Treue und Höflichkeit. Und er kann sich andererseits still an einem
Kirschblütenzweig erfreuen oder am Flatterflug eines Schmetterlings. Er steht ganz in der
Tradition
Weitere Kostenlose Bücher