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2576 - Tor nach Terra

2576 - Tor nach Terra

Titel: 2576 - Tor nach Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Castor
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schlanke Gestalt trat lautlos heran - Homunk.
    Er trug eine schmucklose, einteilige Kombination, deren Farbe sich der Umgebung anpasste und

den Körper wie eine zweite Haut einhüllte. Im matten Licht wirkte das Haar sandfarben, in den

blaugrünen Augen standen tiefe Trauer und Verzweiflung.
    »ES friert mittlerweile nicht mehr«, sagte der Androide. »ES ist vor Kälte erstarrt! Die Zeit

wird knapp, sehr knapp ... ES stirbt!«
    Der Blick auf die Eissäule ließ mich ebenfalls fürchterlich frieren - gestaltgewordenes Symbol

und doch real.
    ES stirbt!
    Mit einem scharfen Impuls sagte der Logiksektor: Du wirst von Homunk vermutlich keine

Antwort bekommen - aber die wirklich interessante Frage lautet: Warum? Hängt es mit der Distanz

zwischen den Teilbereichen der Mächtigkeitsballung - hier Lokale Gruppe, dort »Ferne Stätten« -

zusammen? Wenn ja-warum jetzt und nicht schon vor Jahrmillionen?
    Ich zuckte innerlich zusammen, dachte an die Erlebnisse an Bord der SOL in der Vergangenheit

von Segafrendo. Und an das Wiederentstehen der geschwächten ESTARTU im INSHARAM - von dem aus ES

als ebenfalls schwache Wesenheit aufbrach und später die Milchstraße erreichte, damals noch

Ammandul genannt.
    Erst durch die vojaridischen »Geburtshelfer« entstand ES als eigenständige Superintelligenz,

während aus Ambur, dem Heimatplaneten der Vojariden, Wanderer als neuer Hauptanker wurde. Ein

geistiges Kollektiv, das fortan aus drei Teilen bestand: aus der Schwester, dem Bruder und den

negativen Aspekten, gesammelt in jenem Pool, der später Anti-ES genannt wurde.
    Vor rund zehn Millionen Jahren hatte sich ESTARTU von ES getrennt, weil die Schwester nach der

Kontaktierung durch einen Helioten nicht in die mit Thoregon verbundenen Dinge einbezogen

werden wollte. Zufall, dass dieser Zeitpunkt mit einer Erhöhung der Hyperimpedanz zusammenfiel?

Dass in jener Zeit die Anthurianer ihr Polyport-System schufen und später von den Vatrox der

Frequenz-Monarchie per Putsch abgelöst wurden?
    Durch die Ereignisse war ES in die Große Zeitschleife eingebunden. Zweifellos gab es viele

weitere Aspekte, von denen wir nichts wussten, die aber eine Rolle spielten. Was wir dagegen

genau wussten, war, dass sich ES erst vor vergleichsweise kurzer Zeit nach dem Kosmischen

Schachspiel von Anti-ES getrennt hatte.
    Diesem eigentlich befreienden Ereignis waren andere gefolgt - sei es die durch den Kosmokraten

Taurec verursachte Verwirrung der Superintelligenz, sei es die Einbindung in Thoregon, die

Entwicklung von Hangay zur Proto-Negasphäre und das Erscheinen der Terminalen Kolonne TRAITOR in

der Lokalen Gruppe.
    Liegt es daran? Ist ES durch all diese Ereignisse derart geschwächt, dass ihm

die Kontrolle über weit voneinander entfernte Bereiche der Mächtigkeitsballung nicht mehr

gelingt?
    Ich wusste, dass der uralte Ausspruch von Arthur C. Clarke, eine ausreichend fortgeschrittene

Technik sei letztlich nicht von Magie zu unterscheiden, vor dem Hintergrund von

Wesenheiten wie ES eine völlig neue Bedeutung gewann.
    Solche Wesen waren selbstverständlich nicht allmächtig, aber das, was sie bewirken konnten,

war auch nicht ohne: Manipulationen von Raum und Zeit und parallelen Welten, von nahezu

beliebigen Projektionsgestalten und Formen, von Masse und Energie; nicht zu vergessen die

paranormalen oder paramechanischen Effekte, die den machtvollen Kollektivbewusstseinen

entsprangen ...
    Und dennoch - sie können sterben! ARCHETIMS Schicksal bestätigt es auf

frappierende Weise.
    Paranormal Begabte konnten sich zu Kollektiven zusammenschließen und ihre Kräfte auf diese

Weise verstärken. Kamen Hunderte oder Tausende zusammen, entstand ein Potenzial, das gänzlich

über die materiellen Einschränkungen und die Körperlichkeit hinauswuchs.
    Ab einer gewissen Grenze, die von der jeweiligen Situation und ihren Randbedingungen ebenso

abhängig war wie von der Mächtigkeit der paranormalen Fokussierung, folgte der Übergang zu einer

neuen Qualität. Ein kollektives Geisteswesen entstand, das nur bedingt oder gar nicht mehr

Bestandteil des Standarduniversums war. Kamen weitere Bewusstseine hinzu, wurden weitere Kräfte

akkumuliert und eingebunden, folgte der Sprung hin zu einer Wesenheit, die mangels besserer

Umschreibung als Superintelligenz bezeichnet wurde.
    Auch bei diesen gab es qualitative wie quantitative Unterschiede. Jahrmillionen der

Entwicklung mussten im Normalfall

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