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2576 - Tor nach Terra

2576 - Tor nach Terra

Titel: 2576 - Tor nach Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Castor
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Tod der drei Freunde bewiesen hat, haben wir keinen Kontakt mehr zum

Bewusstseinskollektiv der Superintelligenz - und vor Kurzem ist sogar der zu Homunk abgerissen

...«
    »Also eine Expedition nach Wanderer?«, vergewisserte ich mich. Ich musste mich angesichts der

eigenen Beschwerden mühsam aufrappeln. Das laute Hämmern des Zellaktivators hatte inzwischen

etwas Nervendes.
    »Nicht ganz - du wirst wohl allein gehen müssen, alter Freund! Wir werden wie die Funkenleute

alle hier gebraucht, während normale Lebewesen die derzeit auf der Kunstwelt herrschenden

Bedingungen kaum überleben können ...«
    Ich atmete tief durch und lauschte dem heftigen Pochen des Zellaktivators. »Bleibe also ich

...«
    Wieder mal, ergänzte der Extrasinn grämlich.
     

7.
     
    Ich flog allein in das fast erloschene Goldfunkengestöber, um zum Palast der Sechs Himmel

vorzudringen - als zusätzlichen Schutz neben dem SERUN trug ich den Krish'un-Umhang.
    Vom eigentlichen Palast sah ich kaum mehr als halbwegs verstofflichte Konturen, die mich zu

einer Art Tunnel aus erlöschendem Goldflitter leiteten. Eisiger Wind fauchte mir entgegen.

Zwischen düsterem Gewölk wogten goldene und gelbe Entladungen.
    Plötzlich senkte sich aus den Wolken ein dünner weißer Schlauch, begleitet von unregelmäßigem

Heulen und Rauschen, und tanzte neben kleinen Nebelwirbeln umher. Rasende Spiralbewegung quirlte

den Tornado; immer mehr Luft wurde angesaugt und beschleunigte - ähnlich der Pirouette eines

Eiskunstläufers - wegen der aufgezwungenen Rotation zu unglaublicher Geschwindigkeit.
    Eiskörner, Steine und Staub wurden mitgezerrt, Blitze zuckten aus der finsteren Trombe. Das

Spektakel verschwand aber so schnell, wie es gekommen war, der Tiefdruckschlauch löste sich im

heftigen Schauer tischtennisballgroßer Eisbrocken auf. Der jaulende Sturm wurde zum trommelnden

Hagelschlag, fortwährend zuckten Blitze und rollte Donner. Dicke Körner prasselten gegen meinen

SERUN, ein schmetternder Schlag drang trotz Geräuschdämpfung in den geschlossenen Transparenthelm

und machte mich halb taub.
    Rechts und links sah ich immer wieder Felsformationen, Platten, Brocken und Säulen, von

Schotter, Geröll und Schneewehen umgeben. Über etliche hundert Meter schloss sich eine geriffelte

Ebene an, von der sich vereinzelt kleinere Sterndünen erhoben. Weiße, mehlige Masse wehte über

die Kämme oder rieselte unausgesetzt die windabgewandten Seiten hinab.
    Mehrfach war vom Gravo-Pak ein schrilles Kreischen zu hören. Manchmal sackte ich ab, konnte

aber dennoch weiterfliegen.
    Mein Zellaktivator hämmerte immer heftiger und schien mir mit jedem Schlag Kraft zu entziehen.

Ich verdrängte irritierende, für Augenblicke am Rand des Blickfelds erscheinende Trugbilder,

wurde im nächsten Augenblick beinahe von einer aus goldenen Funken bestehenden Windhose erfasst

und duckte mich hinter eine zerklüftete Felssäule.
    Mühsam konzentrierte ich mich auf Dagor-Atemübungen, versuchte innere Kraft zu gewinnen, einen

ausgeglichenen und ruhigen Zustand zu erreichen.
    Fugyo-mi-Gyo - wörtlich: »Nicht-Tun beim Tun«. Der Zen-Ausdruck steht für das

absichtslose Handeln, das keine Spur des Handelnden zurücklässt...
    Durch meine Erinnerung hallen die Worte von Kitai-san, gesprochen mit rauer Stimme in

Ergänzung meiner Gedanken: »Fugyo-mi-Gyo ist eine Weise des Tuns, die nicht vorbedacht ist,

sondern sich als augenblickliche, spontane Reaktion auf die jeweiligen Umstände ergibt.«
    Nicht-Tun im Tun; tue nichts, und alles ist getan ... - diesen Teil der Dagor- und

Zen-Lehren würde ich vermutlich niemals ausreichend verinnerlichen, vom Status eines

Dagor -Hochmeisters war und blieb ich lichtjahreweit entfernt.
    »... reicht Joriki allein nicht aus, um den Bewusstseinszustand des Fugyo-mi-Gyo zu erreichen.

Hierzu gehört auch, dass der Handelnde den Früchten seines Tuns nicht verhaftet ist, ja dass er

sich im Handeln nicht seiner selbst, also seines begrenzten Egos, als des Urhebers der Handlung

bewusst ist! Doch das ist ohne Satori unmöglich. Ihr seid gut, Atlan-sama, aber nicht gut

genug!«
    »Ich bemühe mich«, keuchte ich, während das plötzlich vor meinen Augen erschienene Gesicht

Kitais verblasste und zu einem goldenen Funkenregen zerstob.
    Plötzlich sah ich wechselnde Impressionen der Kunstwelt Wanderer, sah, wie ES die flache

Schnittfläche zu einer Planetenoberfläche umwandelte.
    Der

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