2577 - Kosmisches Puzzle
vorbeirasender Ein-Personen-Gleiter schnitt ihm das Wort ab; der Pilot flog zu tief und zu
schnell. Eine scharfe Bö verdrängter Luft traf sie und riss an ihren Kleidern. Ihre Haare wehten
und flatterten, ehe sie zurück auf die Schultern fielen.
»Ich denke, ich habe genug gehört«, wehrte Sichu ab. Nicht etwa, weil sie kein Interesse an
erneuten Daten und Tatsachen hätte, sondern weil sie ohnehin kaum noch in der Lage war, die
Situation zu beurteilen. Sie befürchtete, dass weitere Berichte sie in noch tiefere Verwirrung
stürzen würden.
Rhodan lächelte, aber Sichu bezweifelte, dass es freundlich gemeint war; eine spürbare Kälte
ging von dem Terraner aus. Kälter noch als der Fahrtwind des Gleiters, der soeben
vorübergerauscht war. »Das glaube ich nicht. Hast du je vom Volk der Halbspur-Changeure
gehört?«
»Was haben sie ...«, begann sie, doch der Terraner ließ sie nicht ausreden.
»Freundliche Wesen, sehr friedlich und in ständiger Angst vor Entdeckung. Sie bewachten das
Polyport-Netz, um es zu beschützen. Sie versteckten es, sozusagen, und selbst zogen sie sich in
ein geheimes Refugium zurück. In die Endlose Stadt. Dort lebten sie verborgen vor dem Rest der
Galaxis, bis der aktuelle Krieg begann, bis die Offensive der Frequenz-Monarchie die
Darturka-Klonsoldaten schließlich in ihre Stadt führte. Die Changeure hatten nie etwas Böses
getan oder zugelassen, sie wollten den Frieden und halfen zahllosen Individuen, ja, ganzen
Völkern. Die Darturka überrannten sie und besiegten die kleinen Humanoiden nicht einfach nur.« Er
legte eine kurze Pause ein. »Nein ... sie schlachteten sie ab. Es war ein Gemetzel.«
Schweigen breitete sich aus. Sichu versuchte, sich keine Regung ansehen zu lassen. Es
überraschte sie nicht, das zu hören, wenn es auch im Innersten schmerzte, von einer weiteren
Gräueltat zu erfahren, für die die Frequenz-Monarchie verantwortlich zeichnete.
Sie schaute von ihrem erhobenen Standpunkt aus zu, wie in der Ferne, am anderen Ende des
Raumhafens, silbrig glänzende Roboter gewaltige Bauteile zu einer Halle zusammensetzten. Das
Gebäude wuchs rasch. Auf Antigravplattformen schwebten vollautomatisiert weitere Wandteile
herbei. Die grelle Helligkeit eines Laserschweißers schnitt einen glühenden Strahl durch die
Luft.
»Möchtest du noch mehr hören?«, fragte Rhodan.
»Nein!«, behauptete sie, ohne ihn anzusehen. Sie wandte den Blick nicht von der Baustelle
ab.
»Bist du dir sicher?«
Nun hob sie die Hand, legte sie an ihr Kinn und knetete es. »Nein.«
»Es gab einmal einen kleinen Stern von Chatria«, begann er.
Sie starrte ins Leere.
»Eine Sonne, die eine Welt beschien, auf der viele lebten. In der Galaxis Andromeda.«
»Ich habe von Andromeda gehört. Ihr nennt sie auch Hathorjan, nicht wahr? Das klingt beinahe
ein wenig wie Atorjan, Heimat der Ator, findest du nicht?«
»Dort regte sich Widerstand gegen die Frequenz-Monarchie.« Rhodan trat einen Schritt näher,
stellte sich so dicht neben Sichu, dass sie seinen Atem hören konnte. »Die Monarchie beschloss,
dieses Aufbegehren zu beenden, und verwandelte den Stern in eine Supernova. Ein Exempel. Ich
kenne denjenigen, der den Widerstand anführte. Eine Flotte aus ...«
»Atlan da Gonozal«, unterbrach Sichu Dorksteiger.
»Du hast von ihm gehört?«
»Ich habe vieles gehört.«
»Hundert Millionen Tote«, rief Rhodan. Seine Stimme bebte vor schlecht unterdrückter Erregung.
»Hundert Millionen! Um eine ganze Galaxis gefügig zu machen und in Angst und Panik zu
versetzen!«
Sichu schloss die Augen. Ihr wurde übel.
Fyrt Byrask setzte sich. Er drehte einen Stein zwischen den Fingern. »Die Opfer waren
Terraner?«
»Tefroder«, sagte Rhodan. »Doch was macht das für einen Unterschied? Es waren
Intelligenzwesen. Gute und schlechte. Junge und alte. Babys und Greise. Von einem Augenblick auf
den anderen haben sie aufgehört zu existieren!«
»Seid still!«, rief Sichu.
»Ich kann nicht schweigen.« Der Terraner packte sie an der Schulter. Seine Finger drückten
eine Spur zu fest, um die Geste als rein freundschaftlich zu bezeichnen. »Wenn ich nicht alles
tue, um diesen Wahnsinn zu beenden, mache ich mich mitschuldig am Tod unzähliger Intelligenzen in
der Vergangenheit und auch in der
Zukunft! Das Ende ist längst nicht erreicht! Der Krieg wird auf vielen Ebenen geführt, und ihr
beide, Fyrt und Sichu, könnt helfen, eine der Schlachten
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