2577 - Kosmisches Puzzle
geneigte Oberfläche des Kontrollpults war eine berührungssensitive Bedienfläche, doch
einen solch direkten Zugang zum Rechner benötigte Rhodan derzeit nicht. Ein einfacher akustischer
Befehl genügte: »Bitte, schalte eine Verbindung zu Eritrea Kush in Kugel E.«
Selbst das wäre wohl nicht nötig gewesen, schließlich hatte JOKER ihn nur deshalb in den
Kontrollstand gerufen.
Ein Teil des Pults formte sich als Display eines Bildschirms. Daraus schaute ihm die Pilotin
der Silberkugel ernst entgegen, ehe sie ihm ein knappes Lächeln gönnte. Das kurze dunkelbraune
Haar wies eine einzelne längere Strähne auf, die über die Stirn fiel. Die Frau sah müde aus;
unter den Augen gruben sich blauschwarze Ringe in die Haut. Ihr Gesicht war schmal wie immer,
doch in diesem Moment wirkte es fast hager und ausgezehrt.
Das Bild zeigte sie abwärts bis zu den Händen, die auf einer Tischplatte ruhten. Direkt
daneben stand ein Glas, in dem bläuliche Flüssigkeit perlte und schäumte.
»Ein Vitaminshake«, sagte sie, anscheinend Rhodans Blickes gewahr werdend. »Das Rezept lagert
in den Speicherbänken der Silberkugel. Die Grundsubstanz nennt sich Winchester-Beere. Ein
teuflisches Zeug im ersten Moment - schmeckt bitter, dass du glaubst, es ätzt dir die Zunge weg.
Aber es erfrischt und hält wach. Besser als ... wie heißt dieses Zeug, das einige über die
Teletransweiche vom Solsystem mitgebracht haben und das man sündhaft teuer als originale
Terra-Ware auf den Schwarzmärkten kaufen kann? Expresso?«
Rhodan grinste. »Espresso. Auch das ist Geschmackssache. Er ist erst seit wenigen Jahrzehnten
auf der Erde wieder in Mode gekommen.«
»Jedenfalls sollte man nach einem Schluck Winchester erst mal eine Stunde mit niemandem
sprechen.«
»So?«
Eritrea schnippte mit Daumen und Zeigefinger gegen das Glas. »Ekelhafter Mundgeruch. Außerdem
wird einem schwindlig. Man kommt sich vor wie besessen. Meine Zunge fühlt sich nach jedem Schluck
wie betäubt an.« Sie räusperte sich. »Aber deshalb habe ich dich nicht mitten in der Nacht
angefunkt. Entschuldige.«
»Entschuldigung wofür? Für ein kurzes Gespräch, das sich einmal nicht um die tausend Probleme
dreht, die mich unablässig beschäftigen? Geschenkt.«
»Leider«, meinte Eritrea Kush, »wirst du in einer Minute tausendundein Problem haben.«
Rhodan seufzte. »Wie bezeichnend ist es wohl, dass ich exakt damit gerechnet habe?«
Ich werde noch zu einem Pessimisten, dachte er. Und dummerweise scheint der Alltag
mir recht zu geben.
»Ich spiele dir eine vorbereitete Nachricht ab.«
Nun wurde es also spannend. »Von wem?«
Sie antwortete kurz und knapp: »Atlan.«
Ihm war sofort klar, was das bedeutete. Dem Arkoniden musste es gelungen sein, die Verbindung
nach Talanis zu nutzen. Das Letzte, was der Terraner von dem alten Freund erfahren hatte, war,
dass dieser das Solsystem erreicht hatte und mit der ATLANTIS in den Nebeldom eingedrungen war.
Danach war der Kontakt abgebrochen, und wegen des hermetisch geschlossenen Kristallschirms gab es
für Rhodan seit mehr als einer Woche, exakt seit dem 30. April, keine Neuigkeiten mehr aus der
Heimat.
Genau das würde sich nun wohl ändern. Aber laut Eritrea Kushs düsterer Ankündigung warteten
leider keine guten Nachrichten.
Rhodan lehnte sich zurück und harrte der Dinge, die da kamen.
Eritreas Gesicht verschwand aus der Wiedergabe, dafür tauchte das von langem weißem Haar
umrahmte Antlitz des Arkoniden Atlan auf. »Wenn du dies hörst, alter Barbar, hat es Eritrea
geschafft, dich zu erreichen. Ich wusste, dass ich mich auf sie verlassen kann.«
*
»Ich wusste, dass ich mich auf sie verlassen kann.«
Aha, dachte Eritrea. Dabei war die Begegnung mit Atlan auf Talanis äußerst kurz
gewesen, für den Arkoniden bloß ein Gespräch unter vielen. Er hatte zwar mit Eritrea gesprochen,
aber auch mit Flottillenadmiralin Miranda Fishbaugh, der Pilotin von Kugel F, und mit etlichen
anderen Stardust-Terranern wie Shanda Sarmotte, Rence Ebion und ...
Aber er hat mich ausgewählt, um seine aufgezeichnete Botschaft zu transportieren. Und damit
muss ich wohl jetzt zurechtkommen. Nur nicht so bescheiden, Eritrea. Seit sie im Zuge der
Ereignisse um Amethyst-Stadt erstmals Icho Tolot begegnet war - lag das wirklich noch keine vier
Monate zurück? -, schien sie die diversen Unsterblichen anzuziehen wie Licht die
Malak-Motten.
Sie kannte die Nachricht in- und
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