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2581 - Wunder in Gefahr

2581 - Wunder in Gefahr

Titel: 2581 - Wunder in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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mehr als einmal von dem

Klingenfalter erzählt, den sie im zoologisch-botanischen Garten von Kartum gesehen hatte. Die

haarsträubende Verwandlung, derer sie Zeugin gewesen war, hatte sie tief beeindruckt. Und nicht

nur, weil ihre und Tiffs gemeinsame Geschichte damit ihren Anfang genommen hatte.
    »Wir begegnen einer der erstaunlichsten Lebensformen, die unsere Galaxis hervorgebracht hat«,

wiederholte Zhanauta sinngemäß die Worte der damaligen Führerin. »Der sogenannte Klingenfalter

vergiftet nämlich nicht seine Feinde, sondern sich selbst. Wir wissen nicht, warum.«
    Das Terrarium war sehr groß, ein hell ausgeleuchteter Kubus voller berückend hübscher

Schmetterlinge. Vor der Schönheit der Zeichnungen auf den Flügeln wäre Zhanauta, eine mit allen

Wassern gewaschene Assassinin, beinahe in die Knie gesunken.
    »Sie alle gehören derselben Art an. Aber einer davon«, sagte die Führerin, gelangweilt am Ende

eines langen Tages, Monats, Jahres, da in diesem Saal nie etwas passiert war, das ihr Pathos

rechtfertigte, »könnte ein Klingenfalter sein.«
    Der Schemen landete auf Tiff. Die Wucht des Aufpralls drückte ihn in die Synthleder-Polsterung

der Couch. Unter seinem Gürtel zerbröselte der verdorrte Rosenstängel.
    Schläge trafen Tiff, hart genug, dass er sie trotz der Dämpfung des SERUN- Gewebes spürte.

Sein Strahler war ihm entglitten.
    Der Arm, mit dem er danach tastete, wurde ihm auf den Rücken gebogen. Ein trivialer Griff, den

jede humanoide Zivilisation des Kosmos, unabhängig von allen anderen, erlernt hatte.
    Augenblicklicher, überwältigender Schmerz, gepaart mit dem Gefühl vollkommener Demütigung,

verfehlte seine Wirkung nicht.
    *
    »Seit Jahrtausenden beobachten wir diese Spezies«, referierte die Führerin.
    »Oft geschieht über eine lange Zeitspanne hinweg nichts. Dann kommt es unvermittelt zu einer

sprunghaften Mutation. Dutzende Sensoren sind auf die Bewohner dieses Käfigs gerichtet. Was wir

ergründen wollen, ist: Wieso, aus welchem Anlass, aufgrund welches Signals verwandelt sich einer

davon in eine Mordbestie?«
    Tiff vermochte nicht zu erkennen, wer oder was ihn angefallen hatte. Derzeit wurde sein Kopf

sowieso, mitsamt dem Klarsichthelm, in die staubigen Polster gepresst.
    Aber auch zuvor, in dem kurzen Augenblick, als er der Attacke gewahr wurde, hatte er so gut

wie nichts Signifikantes unterscheiden können. Das Monstrum, das ihn aus der Kuppel der Lobby

überfallen hatte, hätte genauso gut ein Drache aus der terranischen Mythologie sein können wie

eine krude, völlig fremdartige Fetzenpuppe.
    Zhana war ähnlich perplex gewesen, als einer der Schmetterlinge plötzlich aus dem anmutigen

Tanz ausgebrochen war, den er zusammen mit seinen Artgenossen vollführt hatte. Blitze hatten

seine grazile Körperform umzuckt, Lichtreflexionen auf den hauchdünnen Klingen, zu denen sich

seine Flügel schlagartig umgebildet hatten.
    Brutale Hiebe trafen Tiffs Hals und Nacken, genau zwischen Kragenring und Helmansatz. Die

Polymergel-Fasern seines SERUNS verminderten die Wucht der Schläge, allerdings nur um einen

geringen Faktor.
    Der Angreifer, erkannte Tiff, wollte ihm das Genick brechen. Wenn nicht mit diesem Hieb, dann

mit dem nächsten oder übernächsten.
    Der pervertierte Falter, ein Spinner im doppelten Wortsinn, hatte alle seine Artgenossen

getötet, indem die aberwitzig rotierenden Klingen zerhäckselten, was in Reichweite kam.
    Es hatte keine Minute gedauert, dann waren die Scheiben des Terrariums mit buntem Blut

bekleckert gewesen und nichts mehr hatte ringsum gelebt außer dem hin und her flirrenden,

ungestört wütenden Klingenfalter.
    Zhana hatte sich bei diesem Anblick übergeben müssen.
    Julian Tifflor wurde schwarz vor Augen.
    *
    Während der Aggressor wieder und wieder auf die verwundbare Stelle an seinem Hals eindrosch,

erschien Tiff das Antlitz von Nia Selegris so wächsern, als bestünde es nur aus eingetrockneter

Schminke.
    Auch sie hatte er geliebt. Sehr - und sehr lange.
    »Bist du lebensmüde?«, hauchte sie. »Wozu haben wir gemeinsam alle zehn Stufen der Upanishad

durchlaufen, wenn du jetzt so erbärmlich klein beigibst, bloß weil du nicht mit einem derart

vehementen Angriff gerechnet hast?«
    Du kennst mich, Nia, wollte er antworten. Niemand hat mich je so gut gekannt wie du.

Jeder Tag meines Lebens ist karg und einsam ohne deine Anwesenheit. Also, warum quälst du

mich?
    »Weil du dich

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