2585 - Der Tanz der Vatrox
festgenommen. Ihre Aussagen haben die Verschwörung zweifelsfrei erwiesen. Und diese fünf elenden Kreaturen sind ihre Rädelsführerinnen!«
Wütende Rufe brandeten auf.
Expeput flüsterte Vastrear unter vorgehaltener Hand ins Ohr: »Es war Dummheit, wenn du mich fragst. Haben diese törichten Frauen wirklich geglaubt, die Frequenz-Monarchie wäre so einfach zu erschüttern? Von einer Handvoll Krüppel? Wie dumm kann man nur sein?«
»Habt ihr noch etwas zu sagen, bevor ich das Urteil verkünde?«, fragte Cedosmo.
Die Frauen schwiegen.
»Cancurre Ewardeq, Kenra Tebbs, Shikit Hasheldin, Merral Tooke ... «
Vier Namen. Cedosmo sagte nicht Equarmas Namen!
Vastrear schwindelte. Konnte es bedeuten, dass Equarma frei kam? Oder erwartete sie eine eigene, schlimmere Strafe?
»Ihr seid der Verschwörung gegen euer eigenes Volk überführt«, erklärte der Richter. »Wir Vatrox können euch nicht länger in unserer Mitte dulden. In diesem Augenblick werden eure Gen-Proben, die auf Hibernation-5 eingelagert sind, vernichtet. Nach eurem Tod wird kein Körper, der euren eigenen gleicht, euer Vamu aufnehmen. Eure Genmatrix ist ausgelöscht. Euer Tod ist nahe!«
Cedosmo hob einen Arm.
Traktorstrahlen griffen nach den Frauen, hoben sie wie Spielzeugpuppen von der Plattform. Eine von ihnen, ausgerechnet die Gelähmte, wehrte sich. Sie wand sich im Griff der unsichtbaren Strahlen. Ihre dürren Beine baumelten wild hin und her, angetrieben von den Muskeln ihres übrigen Körpers. Es unterstrich noch ihre Ohnmacht.
Die Transferkamine leuchteten auf.
Hatte man die Frauen zur Verbannung verurteilt?
»Dies ist eure Strafe«, rief der Richter. »Euer Vamu soll zerstreut werden!«
Ein Aufstöhnen ging durch die Menge, als die Frauen von den Transferkaminen erfasst wurden. Sie verschwanden in den pulsierenden, nun rot gefärbten Röhren, die im nächsten Augenblick erloschen. Die Reise der Frauen endete im Nichts.
»Nun zu dir, Equarma Inalter«, rief Cedosmo. »Du bist die Anführerin der Verschwörer. Du bist der Kopf dieser Bestie, die unser Volk zu verschlingen droht. Bei dir laufen alle Fäden zusammen. Der finale Tod ist nicht Strafe genug für das, was du getan hast.«
»Jetzt! Jetzt kommt gleich die Überraschung!«, flüsterte Expeput. Es hielt den untersetzten Frequenzfolger kaum auf dem Platz vor Erwartung.
Vastrear war wie gelähmt. Die Zeit schien stillzustehen.
Cedosmo holte etwas aus einer Tasche und hob es hoch. Es war ein kleiner Gegenstand, der Vastrear an einen Controller erinnerte. Allerdings konnte er aus der Entfernung keine Bedienelemente erkennen.
Der Richter drehte sich langsam um die eigene Achse. »Dies hier, Equarma Inalter, soll dein Gefängnis sein! Dieser Vamu- Kerker, den ich selbst konstruiert habe.«
Er senkte wieder den Arm, sah zu Equarma, die weiter den Kopf auf die Knie gestützt hatte.
»Du wirst sterben. Der Vamu-Kerker wird dein Vamu einfangen - und bis zum Ende aller Zeiten wird es dort gefangen sein. Du wirst allein sein. Allein mit deiner Schuld.«
Cedosmo ging zu der Plattform, auf der Equarma zum Verladeplatz gebracht worden war, und blieb an ihrem Rand stehen.
»Hast du noch etwas zu sagen, bevor ich das Urteil vollstrecke?«
Equarma hob den Kopf. »Ja. Du irrst dich, wenn du glaubst, mich auf diese Weise bestrafen zu können. Ich bin mit mir im Reinen.«
Equarma sagte die Wahrheit. Vastrear wusste es.
»Aber wie steht es mit dir?«, fragte sie.
»Könntest du von dir dasselbe behaupten, wenn eines Tages deine Stunde schlägt?«
»Ich ... das ist irrelevant!« Cedosmo war überrumpelt. »Das Urteil ist beschlossen und wird vollstreckt!«
Hastig zog der Richter den Strahler aus dem Gürtel und erschoss Equarma.
10.
Vastrear musste warten.
Auf den Prozess gegen Equarma folgten Dutzende weitere. Tausende weitere Frauen wurden zum finalen Tod verurteilt, der Orden der Frauen wurde zerschlagen, ja ausgerottet.
Doch es dauerte lange, bis sich die Aufregung unter den Vatrox gelegt hatte. Eine Verschwörung von Vatrox gegen Vatrox war unerhört.
Vastrear musste warten, bis die Erinnerung an die Geschehnisse verblasst war. Kein Verdacht durfte auf ihn fallen. Er war Equarmas einzige Hoffnung. Er durfte nicht versagen.
Also wartete Vastrear. Zwölf Jahre und zwölf Tage lang - bis sein Moment gekommen war ...
»Bist du sicher, dass du das tun willst?«, fragte Dainar. Die Kriegsordonnanz sagte es leise, aber dennoch hallte ihre Stimme, wurde von den weit entfernten
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