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2586 - Die Sektorknospe

2586 - Die Sektorknospe

Titel: 2586 - Die Sektorknospe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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schon wieder! Oder ein ziemlich klappriges Gespenst.«
    »Altern findet bei mir daheim keine Verwendung.«
    Ich schluckte, als mir die Bedeutung seiner Worte langsam klar wurde. »Ich würde nicht altern? Ich würde nicht sterben - also noch mehr oder endgültig sterben -, wenn ich mit dir komme?«
    »Du wirst nicht altern«, sagte er. »Gelegentlich sterben, das ja. Aber auf das Altern könnten wir, denke ich, verzichten.«
    Ich prustete los. Langsam begann mir sein kauziger Humor zu gefallen. Ich stand auf und sagte feierlich: »Ich nehme dein Angebot an, Schmetterlingsmann.«
    »Ah - du hast sie also bemerkt.« Mühsam und in allen Knochen krachend erhob er sich. Er streckte den Arm aus und wies auf die CASTRUM PEREGRINI. »Wolltest du nicht immer schon einmal auf dem Fluss fahren?«
    Ich nickte.
    »Also dann«, sagte er. »Gehen wir an Bord.«
    *
    Und wir gingen an Bord. Die Gangway war aus einem Stoff, den ich nicht kannte, schräg und glatt, beinahe wie poliert, und dennoch fanden meine Stiefel ohne Weiteres Halt.
    Was die Passagiere anging: Ich bekam keinen von ihnen aus der Nähe zu Gesicht. Ich hatte zwar immer das Gefühl, dass sie mich anstarrten, auch hinter meinem Rücken tuschelten, immer hing dieses Geraune in der Luft, aber ich verstand nichts, dachte, es wäre Französisch oder noch Schlimmeres.
    Und dann - ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll: Sie wichen mir aus, irgendwie. Nicht nach links oder rechts, in irgendwelche Gänge, Säle und Kajüten des Schiffes, sondern in sich selbst. Sie wurden ungenau, wenn ich näher kam, schemenhaft. Irgendwie gespenstisch.
    Der Alte führte mich zur Brücke. Auf der Brücke war kein Kapitän, kein Offizier, nur diese Gestalt, die am Steuerruder stand. Und das war, Jeez, der fremdartigste Rudergänger, den man sich nur vorstellen konnte.
    Er sah aus wie ein uralter Ritter aus der alten Welt, ganz in Blech gehüllt. Ein Eisenmann. Die Figur drehte uns den Kopf zu, als wir eintraten. Sie schien uns zu sehen, obwohl sie keine Augen hatte, und ohne erkennbaren Mund sagte sie: »Guten Tag, Sir. Willkommen auf der CASTRUM PEREGRINI.«
    »Was bist denn du für einer?«, fragte ich.
    »Ich bin ein Roboter, Sir. Eine Maschine.«
    »Wie ... eine Maschine? So etwas wie eine Dampfmaschine?« Ich lachte. Eine sprechende Dampfmaschine - was für ein Unfug!
    »Etwas in der Art einer Dampfmaschine, Sir. Wobei in meinem Fall die Weise der Energietransfusion im Vergleich zu den Dampfmaschinen ein wenig verfeinert wurde.«
    Ich drehte mich zu dem Alten. »Er spinnt.«
    Der Alte nickte. »Ja, diesen Eindruck habe ich bisweilen auch.«
    »Wie heißt er?«
    Der Rudergänger sagte: »Da ich keine Person in Ihrem Sinne bin, wurde mir kein Name zugeteilt.«
    Ich sah den Alten fragend an. Er sagte: »Nur zu. Du kannst ihm einen Namen geben.«
    Ich überlegte. »Wenn du keine Person in meinem Sinne bist, und wegen deiner Dampfmaschinenhaftigkeit, werde ich dich Steambody nennen. Ist das okay für dich?«
    »Eine große Ehre, Sir. Danke, Sir!«
    »Wir sollten uns langsam auf den Weg machen«, sagte der Alte. Er nickte Steambody zu. Die sprechende Dampfmaschine trat zur Seite und machte mit ihrem Eisenarm eine einladende Geste.
    »Ich soll ans Ruder?«
    »Aber ja«, sagte der Alte. »Hast du das nicht immer gewollt?«
    Ich fuhr mir kurz mit der Zunge über die Oberlippe. Dann nickte ich.
    Das Steuerrad lag gut in der Hand, ich lenkte leicht nach links, leicht nach rechts, das Schiff folgte unmittelbar. Von der Brücke aus sah ich den Rio Grande und El Paso. »Wohin?«
    Der Alte lächelte. »Geradeaus. Du kannst das Steuer übrigens auch ein wenig zu dir heranziehen.«
    Zu mir heranziehen? Wozu das denn?
    Ich tat es.
    Jeez.
    Der Rio Grande kippte unter uns weg. Ich sah die Wolken näher rücken. Das Schiff hatte sich aus dem Wasser gehoben. Ich wollte das Rad wieder herunterdrücken, da spürte ich die Hand des Alten auf meinem Arm.
    »Nicht wieder aufs Wasser. Lass uns ein wenig geradeaus fahren.«
    Fahren? Wir flogen!
    Ich hätte allerlei sagen, allerlei fragen sollen. Stattdessen starrte ich aus dem Fenster der Brücke. Das Land lag unter mir. Wir glitten dahin. Ich sah den Fluss, die Franklin Mountains unter mir, die El Paso in zwei Hälften teilen. Ich sah Juarez, die mexikanische Schwesterstadt von El Paso auf der anderen Seite des Flusses, dann kam der McKelligon-Canyon in Sicht.
    Nach einer Weile sagte der Alte: »Lass uns ein wenig höher gehen.«
    Ich zog das Ruder an.
    Ich

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