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2586 - Die Sektorknospe

2586 - Die Sektorknospe

Titel: 2586 - Die Sektorknospe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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Cassius glänzte vom Schweiß.
    Ich wartete.
    Der Bankhalter ließ abheben. Er legte den Stoß in den Kartenschlitten. Ich sah, dass Herzass die Soda war. Ich hielt es damals für ein gutes Omen. Die Spieler legten ihre Einsätze aufs Layout.
    Cassius blickte mir ganz kurz in die Augen. Dann wandte er sich wieder dem Tisch zu und kupferte die Wette.
    Ich ließ sie eine Weile spielen. War gut, wenn viel Geld auf den Tischen lag. Andernfalls mussten wir immer die Taschen der Gentlemen durchwühlen.
    Dann zog ich meine Taschenuhr und klappte den hölzernen Deckel auf. Ich wusste ja genau, was sie zeigen würde: 11.56 Uhr. Sie war eben eine sehr verlässliche Uhr.
    Dass ich auf sie schaute, war das abgemachte Zeichen.
    Ich zog beide Colts, feuerte in die Luft. Zugleich sprangen Cassius und Boone auf und hielten plötzlich ihre Gewehre in der Hand. Sie gaben auch noch ein paar Schüsse ab.
    Die Gents an den Tischen hielten still. Die Indianer blinzelten kurz herüber und pokerten dann weiter, als ob nichts wäre. Sie wussten, dass uns ihre Einsätze nicht interessierten.
    Boone und Cassius hatten mittlerweile mit der Kollekte begonnen.
    In diesem Moment begann draußen das Schießen. Das war nicht verabredet. Tib und Selly hätten warten sollen, bis sich genug Neugierige vor dem Saloon versammelt hätten, möglichst auch aus der Bank, um die Bank dann stillschweigend auszunehmen.
    Keine Ahnung, was schiefgegangen war. Vielleicht wollten sie sich nur ein bisschen aufspielen und den Ladys auf der Straße imponieren.
    Aber als wir unsere Taschen mit Geld, Gold und Taschenuhren von den Tischen vollgestopft hatten - und Jeez, sehr voll geworden waren sie nicht - und auf die Straße stürmten, gerieten wir mitten in die Schießerei.
    Anders als manche meinen, kommt es bei einer Schießerei nicht darauf an, schnell zu sein, sondern überhaupt zu treffen. Die Ziele bewegen sich, und um ein schlechtes Ziel zu sein, bewegt man sich ebenfalls, am besten schnell. Aber im Laufen laufende Menschen zu treffen, die sich außerdem auch noch ducken, ist immer ein Glückstreffer.
    Mitten auf der Straße stand inmitten einer Meute von Gehilfen der Sheriff. Er war hoch aufgeschossen, spindeldürr und hatte die schmalen Hände eines Engelmachers oder Pianisten. Im Gesicht mehr Kinn als Wange, mehr Stirn als Augen. Er hielt seinen zweitbesten Freund in der Hand: ein Kaliber .44-40 Frontier Six Shooter. Ein funkelnagelneues Modell, das Colt erst vor ein paar Jahren - 1877 oder 1878 - unter das entzückte Volk gebracht hatte. Er feuerte auf Tib und Selly.
    Neben ihm drei, vier Deputys. Weiß der Geier, woher er die so schnell geholt hatte und wie sie so schnell zur Bank gekommen waren.
    Vielleicht hatten sie sich ja zu einem Herrenabend bei einem munteren Partiechen Faro verabredet gehabt.
    Wie auch immer: Ich sah, wie erst Tib in die Knie ging, wie es dann Selly von den Beinen riss. Da rannten wir los. Ich hörte die Winchester von Boone und Cassius neben mir krachen und sah zwei Deputys zu Boden gehen, der eine still und lautlos, der andere schrie wie am Spieß.
    Der Sheriff warf sich herum, entdeckte uns und schoss sofort.
    Ich hatte gelernt, in Augenblicken der Gefahr niemals den Blick vom Gegner zu nehmen, niemals einen Schritt zurückzuweichen. Als ich in die scharfen Augen des Sheriffs blickte, wusste ich, dass einer von uns sterben würde.
    Ich spürte den Einschlag in der Brust. Ich fühlte mich benommen, zugleich wurde alles kristallklar. Ich sah, wie Cassius und Boone an mir vorbeiliefen, weiter auf den Sheriff zu. Wie sie ihre Winchester luden. Ich konnte das Schwingen der schimmernden Gewehrläufe sehen. Das matte Glänzen der Schaufensterscheiben von Isham's Store unter der Veranda, wo Mündungsfeuer aufblitzte.
    Auch die Leute aus dem Saloon nahmen uns nun unter Feuer. Ein Treffer schlug mir den Colt aus der Hand; der andere war leer geschossen. Ich bückte mich. Bekam ihn nicht zu fassen. Richtete mich wieder auf. Ein zweiter Treffer in die Brust.
    Ich lief los, ließ den Sack mit der Beute fallen. Auf die Pferde zu. Sah, wie Boone von einer krachenden Ladung Schrot in den Rücken wie ein nasses Tuch auf die Straße geschleudert wurde. Sah Cassius sterben.
    Saß plötzlich auf dem Pferd und ritt. Ich spürte keine Schmerzen, nur Taubheit. Ich erinnere mich, dass mich diese Taubheit wütend machte. Ich hatte Mühe, mein Pferd in den Pulverrauch zu treiben.
    Alles machte mir unendlich viel Mühe.
    Plötzlich hatte ich das idiotische

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